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Uni-Journal Jena07/15

Forschungsprojekte

Nanopartikel im Frühstücksei

Forscher untersuchen Langzeiteffekte von Nanopartikeln auf den Körper

Über Nanopartikel wurde in jüngster Zeit

viel und heiß diskutiert. Diese Teilchen

sind über 1000 Mal dünner als ein Men-

schenhaar und kommen vor allem in der

Elektronikbranche, der Medizin sowie

der Pharmazie zum Einsatz. Magneti-

sche Nanopartikel (MNP) aus Eisenoxid

sind etwa in Kontrastmitteln enthalten,

die u. a. bei der Magnetresonanztomo-

graphie eingesetzt und vom Körper nur

langsam ausgeschieden werden.

Welche Folgen die Nanoteilchen,

neben der beabsichtigten Wirkung,

langfristig für Mensch und die Um-

welt haben und wie sie abgebaut und

ausgeschieden werden, ist bisher je-

doch nur unzureichend untersucht.

Diese Lücken wollen Wissenschaftler

aus ganz Deutschland nun im Projekt

„Biologische Elimination komplexer di-

agnostischer Nanopartikel“ (NanoBEL)

schließen, an dem die Universität Jena

maßgeblich mitwirkt. In den nächsten

drei Jahren werden die Wissenschaftler

vom Bundesministerium für Bildung und

Forschung (BMBF) mit einer Gesamt-

summe von über zwei Millionen Euro

gefördert. Neben zahlreichen Partnern

aus der Wirtschaft ist zudem das Jenaer

Uniklinikum beteiligt.

Die Jenaer Forscher gehen der Frage

nach, welche Langzeiteffekte sich durch

die Aufnahme von Nanopartikeln auf den

menschlichen Körper ergeben. „Gerade

die Auswirkungen auf Patienten, die

wiederholt mit Nanopartikeln behandelt

werden müssen, sind bisher unklar“, so

Prof. Dr. Dagmar Fischer, Teilprojektlei-

terin für die Uni Jena. Die Professorin

für Pharmazeutische Technologie geht

außerdem davon aus, dass sich Unter-

schiede bei der Auswirkung von Nano-

partikeln auf gesunde und kranke Or-

ganismen ergeben. Darüber hinaus soll

auf lange Sicht eine Klassifizierung der

verschiedenen Partikel möglich werden.

Ein weiteres Ziel von „NanoBEL“ ist

die Entwicklung von Vorhersagemodel-

len für Nanosicherheit, um Versuche an

Tieren zu vermeiden. Zum einen ver-

suchen die Wissenschaftler, die realen

Bedingungen im Reagenzglas und an

Zellen zu simulieren. Zum anderen soll

ein Hühnerei-Modell von Prof. Fischer

eingesetzt werden. „Der Vorteil ist, dass

es sich nicht um einen Tierversuch han-

delt und es relativ einfach, schnell und

kostengünstig ist“, so die Pharmazeutin.

Mit einer winzigen Nadel werden dabei

die Nanopartikel in das aufgeschlagene

Ei injiziert.

Die Unmengen an Daten, die in dem

Projekt zusammenkommen, werden in

einer Datenbank erfasst und im engen

Austausch mit der Datenbank des BMBF

„Daten und Wissen zu Nanomaterialien

(DaNa

2.0

)“ koordiniert. So werden die

wissenschaftlichen Daten verständlich

und für die Öffentlichkeit zugänglich. biw

DieDoktorandenMartinRabel(l.)undPaulWarnckeuntersuchenmit

einemEiundKontrastmitteldieLangzeiteffektevonNanopartikeln.

DasProjektwird

unterdemBMBF-

Förderkennzeichen

03XP0003geführt.

Kontakt:

Prof.Dr.Dagmar

Fischer

Tel.:03641/949941

E-Mail:dagmar. fischer@uni-jena.de

Foto:J.Scheere

Satelliten und Ökosystemfunktionen

EU-Großprojekt arbeitet am Aufbau eines Biosphären-Atmosphären-Index

Satellitenbeobachtungen liefern zuneh-

mend wertvolle Daten über Veränderun-

gen terrestrischer Ökosysteme. Im von

der EU finanzierten Projekt „Erfassung

von Veränderungen wesentlicher Öko-

system- und Biodiversitätseigenschaften

– Auf dem Weg zu einem Biosphären-

Atmosphären-Index“ (BACI) werden

solche Satellitendaten und lokale Be-

obachtungen zusammengeführt. Diese

sollen neuartige Einblicke in die Funkti-

onsweise und den Zustand von Ökosys-

temen ermöglichen. Unterschiedlichen

Nutzergruppen wird zudem die Chance

geboten, Veränderungen in Ökosyste-

men sowie deren Auswirkungen auf die

regionale Biodiversität zu erfassen.

Maßgeblich am Projekt, das vom

Jenaer Max-Planck-Institut für Biogeo-

chemie koordiniert wird, beteiligt sind

Arbeitsgruppen der Uni Jena aus den

Bereichen Fernerkundung, Bildverarbei-

tung und Informatik. Insgesamt beteili-

gen sich Wissenschaftler aus zehn eu-

ropäischen Institutionen und werden im

Rahmen des Europäischen Forschungs-

und Innovationsprogramms „Horizon

2020“ für vier Jahre gefördert.

Die kontinuierliche Umgestaltung

durch veränderte Landnutzung und Kli-

mawandel kann regionale Ökosystem-

funktionen und die Artenvielfalt gefähr-

den. Ein System, das Veränderungen der

Biodiversität und der zugrundeliegenden

Ökosystemeigenschaften erfasst, würde

es ermöglichen, bereits in einem frühen

Stadium neue Managementstrategien

zu entwickeln. BACI stellt sich genau

dieser Herausforderung und nutzt hier-

für europäische Satellitendaten.

Wandlungsprozesse erfassen

Ein weiteres Ziel ist die automati-

sche Erkennung kritischer Übergänge

in Ökosystemen und die Zuordnung zu

gesellschaftlichen Veränderungsprozes-

sen. Dadurch sollen in ausgewählten

Schlüsselregionen in Europa und Afrika

gesellschaftlich-ökologische Wandlun-

gen identifiziert werden, denen Umwelt-

veränderungen zuzuschreiben sind. PM

SchlüsselregionendesBACI-ProjektsinEu-

ropaundAfrika.