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Uni-Journal Jena07/15
Forschungsprojekte
Geld mit anderen teilen
Orientalische Münzsammlung in digitalem Großprojekt KENOM vertreten
Wissenschaftliche und museale Insti-
tutionen, die sich mit der Numismatik
(Münzkunde) beschäftigen, teilen im
Rahmen des KENOM-Projekts ab sofort
ihre Münzen und Geldscheine mitein-
ander. KENOM steht für „kooperative
Erschließung und Nutzung der Objekt-
daten von Münzsammlungen“. Ziel des
Projekts ist es, wissenschaftlich aufbe-
reitete numismatische Quellen, etwa
Münzen und Medaillen, in digitaler Form
zugänglich zu machen und so virtuell mit-
einander zu teilen. Die Website mit der
integrierten Datenbank ist seit Anfang
Mai freigeschaltet
(www.kenom.de).
Mit ihrer umfangreichen orientalischen
Münzsammlung ist auch die Universität
Jena Teil des Kooperationsprojekts des
Gemeinsamen Bibliotheksverbunds
(GBV). Mit seinen etwa 21000 Exemp-
laren beherbergt das Münzkabinett die
zweitgrößte öffentliche Sammlung ori-
entalischer Münzen in Deutschland. In
die KENOM-Datenbank sind 10 000 Ex-
ponate eingepflegt worden, 1460 davon
sind im öffentlichen Portal einsehbar.
Dieses „virtuelle Münzkabinett“ er-
möglicht den Zugang zu bislang nicht-
öffentlichen Magazinbeständen. Mit
hochauflösenden Bildern und einer
umfangreichen Dokumentation und Er-
schließung bedeutender Münz-, Medail-
len- und Geldscheinsammlungen liefert
KENOM einen breitgefächerten Quel-
lenbestand für alle numismatisch Inte-
ressierten. Gefördert wird das Projekt
mit 220 000 Euro durch die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG).
Kreis der Nutzer enorm erweitert
Für Prof. Dr. Stefan Heidemann ist das
KENOM-Projekt zukunftsweisend: „Der
Kreis der wissenschaftlichen Nutzer wird
erheblich erweitert, was eine großräu-
mige länderübergreifende Vernetzung
erlaubt.“ Der Wissenschaftler von der
Uni Hamburg hatte bis 2010 in Jena ge-
forscht und die Arbeiten gemeinsam mit
Prof. Dr. Norbert Nebes koordiniert. Das
„virtuelle Münzkabinett“ wird künftig
auch in die Lehre eingebunden sein, wie
Prof. Nebes ankündigt. „Es vereinfacht
die Präsentation der Bestände unge-
mein, wenn man ein digitales Schaubild
zeigen oder darauf verweisen kann.“ biw
Kontakt:
Prof.Dr.Norbert
Nebes
Tel.:03641/944850
E-Mail: norbert. nebes@uni-jena.de„Shitstorm“ aus dem eigenen Haus
Wie sich Mitarbeiter in sozialen Medien über ihr Unternehmen äußern
Ein „Gefällt mir“ ist leicht geklickt. Ein
Kommentar schnell gepostet. Das Web
2.0 lebt davon, dass sich Menschen di-
rekt und ungeschminkt austauschen –
über Privates und Banales ebenso wie
über politische und gesellschaftliche Er-
eignisse oder ihr Konsumverhalten. Bin-
nen Stunden undTagen können so welt-
weit neueTrends gesetzt, Stars geboren
oder „Shitstorms“ losgetreten werden.
Vor allem Letzteres ist fürWirtschafts-
unternehmen ein wachsendes Problem,
weiß Prof. Dr. GianfrancoWalsh. „Nega-
tive Kommentare und Kritik an Produk-
ten oder Unternehmensentscheidungen
verbreiten sich schnell im Netz und kön-
nen dem Ansehen von Unternehmen
ernsthaft schaden.“ Und dies umso
mehr, wenn es die eigenen Mitarbei-
ter sind, die sich negativ über ihren Ar-
beitgeber äußern, sagt der Inhaber des
Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre
und Marketing. Zwar sei die Reputation
ein wichtiger immaterieller Vermögens-
gegenstand eines Unternehmens und
werde daher besonders gepflegt. „Doch
bislang beziehen viele Firmen bei ihrer
Imagepflege die wichtige Gruppe der
eigenen Mitarbeiter gar nicht mit ein.“
Gerade durch die sozialen Medien
seien die Mitarbeiterinnen und Mitar-
beiter heute in die Lage, erheblich re-
putationsrelevant zu agieren, ohne dass
dies der Kontrolle des Unternehmens
unterliegt. Wie kompetent und verant-
wortungsvoll sie dies tun, das wird Prof.
Walsh in den kommenden drei Jahren
gemeinsam mit Kollegen der Universität
Koblenz-Landau und Partnern aus der
Wirtschaft untersuchen. Ihr gerade ge-
startetes Projekt „Webutatio“ wird vom
Bundesministerium für Bildung und For-
schung mit über einer Million Euro ge-
fördert, knapp 400 000 Euro gehen an
die Uni Jena.
Reputationskompetenz erfassen
Um die individuelle Reputationskom-
petenz von Mitarbeitern erfassen zu
können, wollen die Wissenschaftler ei-
nen Fragenkatalog erarbeiten, der unter-
schiedliche Kompetenzaspekte, wie den
technisch richtigen Umgang mit sozialen
Medien oder die Fähigkeit, in sozialen
Medien themenadäquat zu kommuni-
zieren, erfasst. Dieser soll anschließend
auf seine Praxistauglichkeit und Aussa-
gekraft getestet werden. Parallel dazu
planen die Forscher um Projektleiter
Walsh die Entwicklung und Erprobung
eines Blended-Learning-Konzepts, das
Unternehmen zur Schulung ihrer Mitar-
beiter nutzen können.
US
NegativeKommen-
tareimNetzschaden
derReputationvon
Unternehmen.
Foto:J.Scheere
Kontakt:
Prof.Dr.Gianfranco
Walsh
Tel.:03641/943110
E-Mail:walsh@uni- jena.deOrientalischeMünzenkönnenbiszu150Wör-
teraufweisen.
Foto:OrientalischesMünzkabinett