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Uni-Journal Jena02/15
Tschüss Thüringen!
Studie dokumentiert das Wanderungsverhalten von Hochschulabsolventen
Gestohlene Identitäten
Die Angst vor Identitätsdiebstahl im Internet wächst bei den Konsumenten
Forschung
Rund die Hälfte der Thüringer Hoch-
schulabsolventen sucht sich ihre Be-
schäftigung außerhalb Thüringens. Nach
fünf Jahren ist sogar nur noch gut ein
Drittel der Absolventen in Thüringen
beruflich tätig. Zu diesem Ergebnis ist
Prof. Dr. Silke Übelmesser in der Studie
„Wanderungsverhalten von Hochschul-
absolventen“ gekommen. Die Inhaberin
des Lehrstuhls für Allgemeine Volks-
wirtschaftslehre
und Finanzwis-
senschaft hat die
Studie im Auftrag
des Thüringer
Wirtschafts- und
Wissenschaftsmi-
nisteriums erstellt.
„T h ü r i n g e n
ist ein belieb-
ter Studienort,
zählt aber zu den
Bundes l ände r n
mit der höchs-
ten Netto-Ab-
wanderung beim
a k a d em i s ch e n
Nachwuchs“, so
Wissenschaftsmi-
nister Wolfgang
Tiefensee. Dies
bedeute nicht nur
einen Verlust an hochqualifizierten Fach-
kräften, sondern auch an Steuerkraft
– die nicht zuletzt im Bereich der Hoch-
schulfinanzierung fehle.
Daher plädiert der Minister dafür, die
Attraktivität Thüringens und damit die
Akademiker-Haltequote zu erhöhen und
ebenso das enge Zusammenspiel von
Wirtschaft und Wissenschaft zu vertie-
fen.
Weitere wichtige Erkenntnisse der
Studie: Für das Wanderungsverhalten
der Thüringer Hochschulabsolventen
spielt geographische Nähe, aber auch
wirtschaftliche Stärke eine entschei-
dende Rolle. Wanderung aus und nach
Thüringen findet vor allem in die be-
nachbarten Bundesländer statt. So sind
allein 18 Prozent derThüringer Absolven-
ten fünf Jahre nach dem Abschluss in
Bayern berufstätig. Lediglich 37 Prozent
derjenigen, die in Thüringen ihr Studium
abgeschlossen haben, gehen fünf Jahre
später auch hier im Freistaat ihrem Beruf
nach.
Das Hauptproblem: Wer Thüringen
nach dem Studium verlassen hat, kehrt
nur mit einer geringen Wahrscheinlich-
keit von vier Prozent nach Thüringen
zurück.
Studie im Internet
Die Studie „Wanderungsverhalten von
Hochschulabsolventen“ kann herunter-
geladen werden unter: http://tlvwa. thueringen.de/de/publikationen/pic/pub- download1546.pdf. PMKontakt:
Prof.Dr.SilkeÜbelmesser
Tel.:03641/943231
„Geheimdienste spionieren personen-
bezogene Daten von Nutzern im Internet
aus.“ „Cyber-Kriminelle hacken Kunden-
datenbanken von Unternehmen.“ Solche
oder ähnliche Meldungen zu Datendieb-
stahl im Internet machen immer häufi-
ger Schlagzeilen. Personenbezogene
Daten wie Name, Anschrift oder Bank-
verbindung lassen sich nutzen, um damit
z. B. unter fremdem Namen im Internet
einzukaufen oder Kredite aufzunehmen.
Ein solcher Missbrauch habe für die Be-
troffenen meist nicht nur finanzielle Fol-
gen, sondern schädige meist auch de-
ren Reputation, sagt Prof. Dr. Gianfranco
Walsh. Daher sei es kein Wunder, dass
die Angst vor Datendiebstahl im Inter-
net bei den Verbrauchern wächst. Doch
wie beeinflusst diese Angst das Kauf-
verhalten im Internet? Dieser Frage ist
der Wirtschaftswissenschaftler Walsh
gemeinsam mit seinem Team sowie
einem kanadischen Kollegen nachge-
gangen. Die Forscher haben ein Befra-
gungsinstrument entwickelt und in einer
Studie mit mehr als 1100 Konsumenten
in Deutschland getestet. Ihre Ergeb-
nisse sind im Fachmagazin „Journal of
Interactive Marketing“ erschienen (DOI:
10.1016/j.intermar.2014.10.001).
Wie die Studie zeigt, besteht ein deut-
licher Zusammenhang zwischen Angst
vor Identitätsdiebstahl und Kaufabsicht.
„Selbst bei internetaffinen Konsumen-
ten nimmt die Kaufabsicht signifikant
ab, wenn die Angst vor Datendiebstahl
wächst“, sagt Doktorand Patrick Hille.
Das könne u. U. zu direkten Umsatz-
einbußen bei Unternehmen führen.
Unternehmen, die im Internet operie-
ren, sollten daher nicht nur die neueste
Sicherheitstechnik bei ihren Webseiten
verwenden, so die Empfehlung der For-
scher. Vielmehr sollten sie aktiv etwas
gegen die Angst vor Datendiebstahl
tun. Beispielsweise könnten spezielle
Vertrauenssiegel und umfangreiche
Privatsphäre-Regeln auf Webseiten im-
plementiert werden.
US
Kontakt:
Prof.Dr.Gianfranco
Walsh
Tel.:03641/943110
E-Mail:walsh@uni- jena.deWiehierbeider
jährlichenFirmen-
kontaktbörseander
FSU,wirbtdieregi-
onaleWirtschaftum
dieUni-Absolventen.
DochnurdieHälfte
einesJahrgangs
bleibtnachdem
Studienabschlussim
Freistaat.
Foto:Kasper
DieGefahrwächst,beimOnline-Shopping
OpfereinesIdentitätsdiebstahlszuwerden.
DasbeunruhigtimmermehrKunden.
Foto:Kasper