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Uni-Journal Jena02/15
Forschung
Halt im Inferno der Front
Die Alltagsgeschichte der Zigarette im Ersten Weltkrieg
Im Horror der Schützengräben des Ers-
tenWeltkriegs, inmitten von Gewalt, Tod
und Verwesung, gab es wenig, woran
sich Soldaten festhalten konnten. Einen
gewissenTrost spendete ihnen allenfalls
die Zigarette: Während die Welt um sie
herum buchstäblich unterging, schuf der
Rauch des Tabaks vorübergehend einen
ganz persönlichen Raum des Rückzugs,
eine vertraute Atmosphäre, die den all-
gegenwärtigen Geruch von Blut, Maschi-
nenöl und Exkrementen fernhielt.
„Die Zigarette stützte den Soldaten
und damit stützte sie auch den Krieg“,
sagt Prof. Dr. Rainer Gries. Er leitet den
vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung geförderten Forschungs-
verbund „PolitCIGs“. Der Historiker und
Kommunikationswissenschaftler, der in
Jena sowie in Wien forscht und lehrt,
untersucht mit seinem Team die politi-
schen Dimensionen der Zigarette und
des Rauchens.
Gemeinsam mit Wissenschaftlern
des Museums der Arbeit in Hamburg
und der Sigmund Freud Privat Universi-
tät Wien haben die Jenaer Forscher nun
erste Ergebnisse vorgelegt und im Buch
„Zigaretten-Fronten. Die politischen Kul-
turen des Rauchens in der Zeit des Ers-
ten Weltkriegs“
zusammengefasst
(ISBN: 978-3-
89445-496-8).
Für die Soldaten
an den Fronten
des Ersten Welt-
krieges war die
Zigarette unver-
zichtbar. Im zivilen
Leben wie an der
Front sei die Ziga-
rette ein Medium
der Begegnung
gewesen. So war
die Zigarette für
die Soldaten nicht
nur ein kleines Re-
fugium im dröh-
nenden Kriegsge-
schehen, sondern
auch eine Brücke
zu ihren Lieben
zu Hause, zu den
Frauen und Kindern, an der sogenannten
Heimatfront. Und sie stellte auch eine
Brücke in die Zukunft und in den Frieden
dar. Die Zigarette, so Stefan Knopf, einer
der Autoren der Studie, sei zur „besten
Freundin“ des Soldaten geworden: Wo
der Tabak-Nachschub stockte, erlahmte
bald auch der Kampfgeist der Truppe. sl
Gute Noten für Jena und Weimar
„Chancenspiegel“ zeigt, wie der Wohnort den Schulerfolg beeinflusst
Die soziale Herkunft und der Wohnort
von Schülerinnen und Schülern sind
noch immer entscheidende Kriterien für
den Erfolg schulischer Bildung. Das gilt
für ganz Deutschland ebenso wie für
den Freistaat Thüringen, wie im „Chan-
censpiegel 2014“ nachzulesen ist. Die
inzwischen dritte Auflage der Publika-
tion ist von der Bertelsmann-Stiftung,
dem Institut für Schulentwicklungsfor-
schung Dortmund und dem Institut für
Erziehungswissenschaft der Universität
Jena herausgegeben worden.
Vier Kriterien für gerechte Schulsys-
teme haben die Forscher besonders
unter die Lupe genommen: die Integra-
tionskraft, die Durchlässigkeit, die Kom-
petenzförderung und die Zertifikatsver-
gabe. Auf alle vier Kriterien bezogen,
liege Thüringen im bundesdeutschen
Vergleich auf einem guten Mittelfeld-
platz, nennt Prof. Dr. Nils Berkemeyer
ein regionales Resultat. Der Inhaber
des Lehrstuhls für Schulpädagogik und
Schulentwicklung betont jedoch, dass
es große regionale Unterschiede zwi-
schen den Schulsystemen im Freistaat
gibt. „Als positive Ausnahmestandorte
können wir die Städte Jena undWeimar
bezeichnen“, sagt Berkemeyer. Neben ei-
ner guten wirtschaftlichen Entwicklung
verfügten diese Städte über die Res-
sourcen, eine vielfältige Schullandschaft
anbieten zu können. Als positiv stellen
die Jenaer Erziehungswissenschaftler
heraus, dass Thüringen bei der Kompe-
tenzförderung zu den besten Bundes-
ländern gehört. „Völlig inakzeptabel“ sei
dagegen, dass 6,8 Prozent der Abgänger
die Schule ohne einen Abschluss verlas-
sen. Je nach Schule liege die Quote im
Freistaat zwischen Null und 30 Prozent,
so Berkemeyer. Der Wissenschaftler
empfiehlt, hier dringend gegenzusteu-
ern, etwa durch eine Zertifikatsgarantie
für jeden Schüler.
sl
WiegerechtdasBildungssysteminDeutschlandist,verrätder„Chan-
censpiegel2014“.Eristzufindenunter:
www.chancen-spiegel.de.
Kontakt:Prof.Dr.NilsBerkemeyer,Tel.:03641/945360
E-Mail:nils.berkemeyer@uni-jena.deFoto:Günther
Kontakt:
Prof.Dr.RainerGries
Tel.:03641/944503
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1914.
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