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Uni-Journal Jena02/15
Internationales
Gefragter Hegel-Experte
Philosoph in internationale Forschung eingebunden
Grenzüberschreitende Forschung
Theologen erhalten Comenius-Medaillen der Universität Bratislava
Höchste Anerkennung hat die internati-
onale Vernetzung der Jenaer Theologie
und Kirchengeschichte durch die Co-
menius Universität Bratislava erfahren.
Die slowakische Universität hat am 21.
Oktober 2014 dem Kirchenhistoriker
Prof. Dr. Christopher Spehr die Goldene
Comenius-Medaille sowie dem Neutes-
tamentler Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr
die Ehrenmedaille verliehen. Der Dekan
der Evangelisch-Theologischen Fakultät
in Bratislava, Prof. Dr. L‘ubomír Batka, hat
die Medaillen in Jena überreicht.
Batka betonte seine große Zufrieden-
heit über die wachsende Kooperation:
„Die Geschichte der Reformation im
östlichen Mitteleuropa ist eng mit dem
mitteldeutschen Raum verbunden. Die
Zusammenarbeit mit Jena ermöglicht es
nicht nur, die internationale Dimension
lutherischer Reformation deutlich wer-
den zu lassen, sondern erleichtert uns
auch den Zugang zu den historischen
Quellen.“
H o c h e r f r e u t
reagierte Christo-
pher Spehr auf die
Auszeichnung. Er
könne Batka nur
zustimmen: „Re-
formation ist mehr
als nur ein mit-
teldeutsches Er-
eignis – und auch
mehr als ein Ereig-
nis in der Frühen
Neuzeit. Die Folge-
wirkungen der Re-
formation sind bis
in die Gegenwart
zu spüren.“ Daher
hoffe er sehr, dass
die „substanzhafte
Zusammenarbeit
mit Bratislava“ den universitären For-
schungsschwerpunkt zu Geschichte und
Gegenwart des östlichen Mitteleuropa
bereichern werde.
Karl-Wilhelm Niebuhr verwies auf die
darüber hinaus bestehenden Kontakte
zu den Universitäten in Prag, Sibiu/Her-
mannstadt, Sofia und Belgrad.
AB
Die Sprache der Philosophen ist mitun-
ter kompliziert und erfordert aufmerk-
sames Lesen. Erschwerend kommt
hinzu, dass Denker wie Georg Wilhelm
Friedrich Hegel (1770-1831) zu ihrer
Zeit Begriffe verwendet haben, die sich
heute keineswegs auf den ersten Blick
erschließen. Dennoch ist international
seit einigen Jahren von einem Come-
back seiner besonders in Jena zwischen
1801 und 1806 entwickelten Philosophie
der Freiheit die Rede.
Als ehrgeiziges Projekt darf nun „He-
gels Philosophy of Right and Problems
of Translating Fundamental Concepts
from Hegel into Japanese“ bezeichnet
werden: „Im Kern geht es darum, mein
Buch ‚Das Denken der Freiheit‘ ins Ja-
panische zu übersetzen“, sagt Prof. Dr.
Klaus Vieweg. Der ausgewiesene Hegel-
Experte wurde von der „Japan Society
for the Promotion of Science“ eingela-
den, bei der Übersetzung fachliche Hilfe-
stellung zu geben. Im Februar und März
wird der Jenaer Philosoph in Tokio und
Kyoto weilen, um seinen Fachkollegen
zu helfen. Weitere Übersetzungen ins
brasilianische Portugiesisch sowie ins
Chinesische sind in Arbeit.
Viewegs Expertise ist auch an der Uni-
versity of Washington in Seattle gefragt,
wo der Philosoph im Sommer als Alumni
der Humboldt-Stiftung am Forschungs-
projekt „Sorge und Vorsorge – Zu Hegels
Verständnis von naturaler und sozialer
Nachhaltigkeit“ arbeiten wird. Das Pro-
jekt ist Bestandteil des transatlantischen
Netzwerks „Environmental Humanities“.
In einem dritten Projekt ist Vieweg mit
Fachkollegen aus Spanien, Frankreich,
den USA, Großbritannien und Italien
aktiv: „Philosophical Roots of a future
Europe“ lautet der Titel des Vorhabens,
das vom spanischen Kulturministerium
gefördert wird und in dem es um die
philosophischen Grundlagen eines zeit-
gemäßen Europaverständnisses geht. sl
v.l.:Prof.Dr.Karl-
WilhelmNiebuhr,
Prof.Dr.�ubomír
Batka,Prof.Dr.Chris-
topherSpehr.
Foto:Bleeke