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Uni-Journal Jena02/15
Internationales
Mit direktem Draht zu Desmond Tutu
Theologen kooperieren mit der Universität Stellenbosch in Südafrika
Wer waren die biblischen Propheten?
Theologe ist Mitglied in internationalem Netzwerk zur Prophetenforschung
Die Propheten des Alten Testaments
gelten als Botschafter Gottes, sie warn-
ten, mahnten und verkündeten Gottes
Plan für die Zukunft. Doch welche Art
von Menschen waren sie ursprünglich?
„Es gibt die Auffassung, dass es politi-
sche Berater am Königshof waren, an-
dere hingegen sehen in ihnen Kritiker
und Gegner des Establishments“, sagt
Prof. Dr. Hannes Bezzel. „Die Texte
zeichnen beide Bilder und innerhalb der
Forschung wird über alle Konfessionen
hinweg kontrovers darüber diskutiert“, so
der Juniorprofessor für AltesTestament.
Hannes Bezzel befasst sich insbe-
sondere mit dem Buch des Propheten
Jeremia – einer der drei sogenannten
großen Propheten der hebräischen
Bibel. Für seine Forschungen wird er
zukünftig zusätzliche Unterstützung er-
halten: Denn der Jenaer Theologe ist in
das „Edinburgh Prophecy Network“ auf-
genommen worden. Das 2006 gegrün-
dete internationale Netzwerk vereint
rund 30 Theologen und Altorientalisten
JuniorprofessorDr.HannesBezzelforscht
überdieProphetendesAltenTestaments.
– unter anderem aus Großbritannien,
Frankreich, Finnland, Deutschland und
den USA – und dient als Forum, um ak-
tuelle Entwicklungen in der Propheten-
forschung in einem kleinen Rahmen zu
diskutieren. Alle zwei Jahre veranstalten
die Netzwerkmitglieder eineTagung, de-
ren Beiträge publiziert werden.
„Die Aufnahme in das Netzwerk hilft
mir nicht nur für meine eigene Arbeit, sie
ist ein großer Gewinn für die gesamte
Theologische Fakultät der Universität
Jena“, sagt Hannes Bezzel. Der enge
Kontakt zu internationalen Fachkolle-
gen erleichtere weitere Kooperationen,
wie etwa gemeinsame Forschungspro-
jekte und die Betreuung von Doktor-
arbeiten, betont Bezzel und ergänzt:
„Durch diese internationale Anbindung
können wir unsere Nachwuchswissen-
schaftler stärker ins Gespräch bringen
und ihnen dabei helfen, sich in der For-
schergemeinschaft zu etablieren.“ ch
Foto:Günther
Als „absolut bewegend und emotional“
beschreibt Prof. Dr. Martin Leiner das,
was er im Oktober in Südafrika erlebt
hat. Der Theologe hatte an der ersten
Sitzung der Versöhnungs- und Wahr-
heitskommission (TRC) seit Ende der
1990er Jahre teilgenommen – dem von
Nelson Mandela eingesetzten Gremium
zur Aufarbeitung der Verbrechen wäh-
rend der Apartheid-Ära. „Viele ehemalige
TRC-Mitglieder waren auch diesmal mit
dabei. Und genau wie damals hat Des-
mondTutu die Sitzung geleitet. Ihn zu er-
leben, war wirklich etwas Besonderes“,
berichtet Leiner.
Zusammenarbeit intensivieren
Martin Leiner war vom Beyers Naudé
Centre for Public Theology der Universi-
tät Stellenbosch nach Südafrika eingela-
den worden – und mit einer Kooperati-
onsvereinbarung zwischen dem Jenaer
Zentrum für Versöhnungsforschung
(JCRS) und dem Beyers Naudé Centre
aus Südafrika zurückgekehrt. „Wir ha-
ben schon seit einigen Jahren engen
Kontakt, doch nun möchten wir unsere
Zusammenarbeit intensivieren“, sagt
JCRS-Leiter Leiner. Die Vereinbarung
ist für eine Dauer
von zunächst fünf
Jahren mit der
Option auf Verlän-
gerung angelegt.
Unter anderem
sind gemeinsame
Forschungspro-
jekte sowie der
Austausch von
Studierenden und
Doktoranden ge-
plant.
Das Beye r s
Naudé Centre –
benannt nach dem
weißen südafrika-
nischen Apartheid-
Gegner Christiaan
Frederick Beyers
Naudé (1915-2004)
– engagiert sich für die Aussöhnung der
südafrikanischen Bevölkerungsgruppen.
„Durch die Kooperationsvereinbarung
sitzen wir nun direkt an der Quelle zur
südafrikanischen Versöhnungspolitik und
ihren bedeutenden Persönlichkeiten,
wie etwa dem Friedensnobelpreisträ-
ger Desmond Tutu“, so Leiner. Desmond
Tutu, geboren 1931 in Südafrika, ist ein
ehemaliger anglikanischer Erzbischof
und erhielt 1984 den Friedensnobel-
preis. Tutu spielte bei der Überwindung
der Apartheid sowie später als Vorsit-
zender der TRC bei der Vergangenheits-
bewältigung eine tragende Rolle. Die
TRC-Neuauflage war vom Beyers Naudé
Centre und der Desmond & Leah Tutu
Foundation organisiert worden.
ch
Foto:privat
Prof.Dr.MartinLei-
ner,Friedensnobel-
preisträgerDesmond
TutuundChristo
Thesnaar,Theologie-
ProfessoranderUni-
versitätStellenbosch
(v.l.),amRandeder
NeuauflagederVer-
söhnungs-undWahr-
heitskommission.