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Uni-Journal Jena02/15
Internationales
Technologischer Wandel in der Steinzeit
Italienischer Humboldt-Stipendiat im Bereich Ur- und Frühgeschichte
Transatlantischer Historikeraustausch
Jena Center kooperiert mit der Princeton University
Warum hat sich der Homo sapiens in der
Evolution durchgesetzt und nicht der Ne-
andertaler? Das ist eine Frage, die Dr.
Andrea Picin antreibt. „Nur wenn wir
das soziale Verhalten und die technolo-
gischen Fertigkeiten unserer Vorfahren
kennen, können wir verstehen, warum
es uns heute gibt und nicht sie“, so Picin.
Der italienische
Wissenschaftler
forscht derzeit als
Stipendiat der Ale-
xander von Hum-
boldt-Stiftung in
der Arbeitsgruppe
von Prof. Dr. Cle-
mens Pasda vom
Bereich für Ur- und
Frühgeschichte.
Zwei Jahre ist er
dort zu Gast; drei
Monate davon
wird er im Nean-
dertal Museum im
nordrhein-westfä-
lischen Mettmann
verbringen.
Während seines
Forschungsaufent-
haltes in Jena wird sich der 39-Jährige
vor allem mit der Levallois-Technik be-
fassen – einer Technik der Neandertaler
zur Bearbeitung von Feuerstein. Damit
konnten die Menschen nicht nur feinere
und präzisereWerkzeuge herstellen, die
Technik war auch eine Weiterentwick-
lung der kognitiven Fähigkeiten, so Picin.
Der Forscher will herausfinden, wie
sich die Levallois-Technik in Mitteleuropa
entwickelt hat und welchen Einfluss die
jeweiligen Umweltbedingungen dabei
hatten. „In der Altsteinzeit wechselten
sich Eis- und Warmzeiten ab und damit
veränderten sich auch Flora und Fauna.
Die Menschen mussten neue Jagdstra-
tegien entwickeln und auch neueWaffen
und Werkzeuge, was wiederum neue
Techniken zur Bearbeitung von Steinen
nach sich zog“, erläutert Picin.
Der Einfluss des Klimas
Picin wird altsteinzeitliche Steinarte-
fakte von den mitteldeutschen Ausgra-
bungsorten Markkleeberg, Neumark
und Königsaue untersuchen und die Er-
gebnisse mit Klima- und Umweltdaten
vergleichen – um zu entschlüsseln, wie
die Menschen ihr Verhalten und ihre Ar-
beitsweise den Lebensbedingungen an-
passten. „Die drei Fundstellen spiegeln
Epochen mit unterschiedlichen klimati-
schen Verhältnissen wider, so dass sich
hier der Zusammenhang zwischen Klima
und technologischemWandel besonders
gut erforschen lässt“, sagt Picin.
ch
Dr.AndreaPicin
forschtüberdie
Levallois-Technik
–einerTechnikzur
Bearbeitungvon
Feuerstein,welche
dieNeandertalervor
etwa200000Jahren
entwickelthaben.
Foto:Günther
Ein akademisches Austauschprogramm
verbindet seit diesem Wintersemester
das Jena Center Geschichte des 20.
Jahrhunderts mit dem History Depart-
ment der Princeton University in New
Jersey: Auf der Basis eines im Frühjahr
2014 geschlossenen Vertrags zwischen
den beiden Universitäten können in
den kommen-
den vier Jahren
Doktoranden und
Postdoktoranden
der Geschichts-
wissenschaft ein
Fo r s ch u n g s s e -
mester oder -jahr
an der jeweiligen
Partnereinrichtung
verbringen. Das
Abkommen ver-
tieft eine seit Jah-
ren gewachsene
Zusammenarbeit,
die bereits mehr-
fach Gastprofessoren und -referenten
aus Princeton nach Jena geführt hat. In-
itiatoren der Partnerschaft sind Prof. Dr.
Norbert Frei, der Leiter des Jena Center,
und der Princetoner Wirtschaftshistori-
ker Prof. Dr. Harold James.
Zur Eröffnung des „Exchange Pro-
grams“ fand am 9. und 10. Oktober 2014
ein Symposion in Princeton statt. Die
Frage „What was the 20th century, and
when did it end?” stand im Mittelpunkt
der Diskussionen, an denen sich neben
Projektleitern und Stipendiaten eine
Reihe prominenter Vertreter des Fachs
aus den USA und aus Deutschland be-
teiligten – unter ihnen der renommierte
NewYorker Historiker Fritz Stern.
Bereits seit Anfang September 2014
arbeitet Dr. Dominik Rigoll als erster Je-
naer Gastwissenschaftler in Princeton
an seinem Projekt zur Geschichte der
deutsch-französischen Annäherungen
im 20. Jahrhundert. Mit Mark Volovici
wird im Februar der erste Gastdokto-
rand aus Princeton nach Jena kommen;
er untersucht die Bedeutung der deut-
schen Sprache für jüdische Autoren seit
dem 18. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit
wird Dr. Franka Maubach ihren Aufent-
halt in Princeton beginnen und dort zum
Geschichtsbild des „deutschen Sonder-
wegs“ seit 1933 forschen.
KM
Kooperierenmit-
einander:Prof.Dr.
NorbertFrei(v.l.),
Prof.Dr.Katherine
Epstein,MarcVolo-
vici,Dr.DominikRi-
goll,Prof.Dr.Harold
James,Dr.Franka
Maubach.
Foto:privat