Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  22 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 52 Next Page
Page Background

22

Uni-Journal Jena02/15

Internationales

Technologischer Wandel in der Steinzeit

Italienischer Humboldt-Stipendiat im Bereich Ur- und Frühgeschichte

Transatlantischer Historikeraustausch

Jena Center kooperiert mit der Princeton University

Warum hat sich der Homo sapiens in der

Evolution durchgesetzt und nicht der Ne-

andertaler? Das ist eine Frage, die Dr.

Andrea Picin antreibt. „Nur wenn wir

das soziale Verhalten und die technolo-

gischen Fertigkeiten unserer Vorfahren

kennen, können wir verstehen, warum

es uns heute gibt und nicht sie“, so Picin.

Der italienische

Wissenschaftler

forscht derzeit als

Stipendiat der Ale-

xander von Hum-

boldt-Stiftung in

der Arbeitsgruppe

von Prof. Dr. Cle-

mens Pasda vom

Bereich für Ur- und

Frühgeschichte.

Zwei Jahre ist er

dort zu Gast; drei

Monate davon

wird er im Nean-

dertal Museum im

nordrhein-westfä-

lischen Mettmann

verbringen.

Während seines

Forschungsaufent-

haltes in Jena wird sich der 39-Jährige

vor allem mit der Levallois-Technik be-

fassen – einer Technik der Neandertaler

zur Bearbeitung von Feuerstein. Damit

konnten die Menschen nicht nur feinere

und präzisereWerkzeuge herstellen, die

Technik war auch eine Weiterentwick-

lung der kognitiven Fähigkeiten, so Picin.

Der Forscher will herausfinden, wie

sich die Levallois-Technik in Mitteleuropa

entwickelt hat und welchen Einfluss die

jeweiligen Umweltbedingungen dabei

hatten. „In der Altsteinzeit wechselten

sich Eis- und Warmzeiten ab und damit

veränderten sich auch Flora und Fauna.

Die Menschen mussten neue Jagdstra-

tegien entwickeln und auch neueWaffen

und Werkzeuge, was wiederum neue

Techniken zur Bearbeitung von Steinen

nach sich zog“, erläutert Picin.

Der Einfluss des Klimas

Picin wird altsteinzeitliche Steinarte-

fakte von den mitteldeutschen Ausgra-

bungsorten Markkleeberg, Neumark

und Königsaue untersuchen und die Er-

gebnisse mit Klima- und Umweltdaten

vergleichen – um zu entschlüsseln, wie

die Menschen ihr Verhalten und ihre Ar-

beitsweise den Lebensbedingungen an-

passten. „Die drei Fundstellen spiegeln

Epochen mit unterschiedlichen klimati-

schen Verhältnissen wider, so dass sich

hier der Zusammenhang zwischen Klima

und technologischemWandel besonders

gut erforschen lässt“, sagt Picin.  

ch

Dr.AndreaPicin

forschtüberdie

Levallois-Technik

–einerTechnikzur

Bearbeitungvon

Feuerstein,welche

dieNeandertalervor

etwa200000Jahren

entwickelthaben.

Foto:Günther

Ein akademisches Austauschprogramm

verbindet seit diesem Wintersemester

das Jena Center Geschichte des 20.

Jahrhunderts mit dem History Depart-

ment der Princeton University in New

Jersey: Auf der Basis eines im Frühjahr

2014 geschlossenen Vertrags zwischen

den beiden Universitäten können in

den kommen-

den vier Jahren

Doktoranden und

Postdoktoranden

der Geschichts-

wissenschaft ein

Fo r s ch u n g s s e -

mester oder -jahr

an der jeweiligen

Partnereinrichtung

verbringen. Das

Abkommen ver-

tieft eine seit Jah-

ren gewachsene

Zusammenarbeit,

die bereits mehr-

fach Gastprofessoren und -referenten

aus Princeton nach Jena geführt hat. In-

itiatoren der Partnerschaft sind Prof. Dr.

Norbert Frei, der Leiter des Jena Center,

und der Princetoner Wirtschaftshistori-

ker Prof. Dr. Harold James.

Zur Eröffnung des „Exchange Pro-

grams“ fand am 9. und 10. Oktober 2014

ein Symposion in Princeton statt. Die

Frage „What was the 20th century, and

when did it end?” stand im Mittelpunkt

der Diskussionen, an denen sich neben

Projektleitern und Stipendiaten eine

Reihe prominenter Vertreter des Fachs

aus den USA und aus Deutschland be-

teiligten – unter ihnen der renommierte

NewYorker Historiker Fritz Stern.

Bereits seit Anfang September 2014

arbeitet Dr. Dominik Rigoll als erster Je-

naer Gastwissenschaftler in Princeton

an seinem Projekt zur Geschichte der

deutsch-französischen Annäherungen

im 20. Jahrhundert. Mit Mark Volovici

wird im Februar der erste Gastdokto-

rand aus Princeton nach Jena kommen;

er untersucht die Bedeutung der deut-

schen Sprache für jüdische Autoren seit

dem 18. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit

wird Dr. Franka Maubach ihren Aufent-

halt in Princeton beginnen und dort zum

Geschichtsbild des „deutschen Sonder-

wegs“ seit 1933 forschen. 

KM

Kooperierenmit-

einander:Prof.Dr.

NorbertFrei(v.l.),

Prof.Dr.Katherine

Epstein,MarcVolo-

vici,Dr.DominikRi-

goll,Prof.Dr.Harold

James,Dr.Franka

Maubach.

Foto:privat