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Uni-Journal Jena02/15

Interview

weiliges Profil schärfen“

see über Forschung, Lehre und die FSU

in die Sanierung von Lehrgebäuden oder

die Anschaffung von Geräten investiert

werden, die einen eindeutigen Bezug

zur Lehre aufweisen. Dies gibt die in

der Bund-Länder-Vereinbarung zum

Hochschulpakt 2020 festgelegte Zweck-

bindung vor. Darüber hinaus ist geplant,

dass das Land den Hochschulen aus

den Paktmitteln pauschal mindestens 25

Millionen Euro jährlich zur Verbesserung

der Studienbedingungen zur Verfügung

stellt. Denn die Hochschulen wissen

am besten, wo in der Lehre der Schuh

drückt.

Wie stehen Sie zu den Zusagen der

bisherigen Landesregierung, der Uni-

versität in Zukunft den notwendigen

Mittelzuwachs von 3 + 1 % zu garan-

tieren?

Die Finanzierungszusagen im Rahmen

der Hochschulstrategie 2020 des Landes

stehen. Diese Zusagen sind fest in der

Koalitionsvereinbarung verankert. In

den Jahren 2016 bis 2020 sollen rund

2,16 Milliarden Euro aus Landes-, Bun-

des- und EU-Mitteln für die Hochschul-

finanzierung und den Hochschulbau zur

Verfügung stehen. Allein im Jahr 2016

erhalten die Hochschulen gut 508 Milli-

onen Euro. Wir werden dazu eine neue

Rahmenvereinbarung abschließen und

mit jeder Hochschule eine individuelle

Hochschulfinanzierungsvereinbarung

treffen. Die FSU muss bis zum Ende

der Laufzeit der jetzigen Rahmenver-

einbarung III die in ihrem Struktur- und

Entwicklungsplan festgelegten Anpas-

sungsschritte vornehmen und umset-

zen, um sich selbst die Freiräume für die

notwendige weitere Profilentwicklung

zu schaffen.

Welche neuen Akzente wollen Sie in

der Hochschulpolitik setzen? 

Die Hochschulen müssen ihr jewei-

liges Profil schärfen, um überregional

noch sichtbarer zu sein. Für die FSU

bedeutet dies, ihr Profil als forschungs-

orientierte Universität weiter auszu-

bauen. Der Hochschulstandort Thürin-

gen braucht eine bessere Arbeitsteilung

sowohl innerhalb der Landesgrenzen

als auch außerhalb, so zum Beispiel im

Universitätsverbund Jena, Halle und

Leipzig. Und es gilt, die internationale

Zusammenarbeit auszubauen. Mit der

jüngsten Grundgesetzänderung vom

Dezember 2014 besteht die Möglichkeit,

dass sich der Bund dauerhaft an der Fi-

nanzierung der Hochschulen beteiligt.

Hier sehe ich besondere Chancen für

die FSU. Zudem haben sich Bund und

Länder auf eine Fortsetzung der Exzel-

lenzinitiative ab 2018 verständigt. Hier

greift das Landesprogramm „ProExzel-

lenz“, das die Uni-

versitäten dabei

unterstützt, sich

erfolgreich im

übe rr eg i ona l en

wi ssenscha ft l i -

chen Wettbewerb

durchzusetzen. Dazu zählt die Stärkung

von Frauen in Wissenschaft und For-

schung. Deutschland hat hier erhebli-

chen Nachholbedarf. Und auch die FSU

liegt mit 15,5 Prozent deutlich unter dem

Bundesdurchschnitt von 20,4 Prozent.

Ferner soll inThüringen die Zahl der Pro-

fessorenstellen bis 2020 deutlich erhöht

werden.

Hat Grundlagenforschung dieselbe

Bedeutung für Sie wie angewandte

Forschung?

Grundsätzlich ja. Die Forschungsinfra-

strukturförderung wird die Förderlinien

des Programms „ProExzellenz“ flan-

kieren. Sie wird sich inhaltlich an den

Schwerpunkten der Regionalen For-

schungs- und Innovationsstrategie (RIS

3) orientieren und mit einer externen

wissenschaftlichen Begutachtung sowie

unter Berücksichtigung der Einhaltung

der „Forschungsorientierten Gleichstel-

lungsstandards der DFG“ erfolgen. Dies

schließt die Förderung der Grundlagen-

forschung wie auch der Geisteswissen-

schaften ein.

Die FSU hat neben den Natur- auch

starke Geisteswissenschaften. Gibt es

persönlicheAnknüpfungspunkte auch

zu diesem Bereich?

Aber klar. Als Politiker, Ingenieur und

Sohn eines Musikers haben für mich die

Naturwissenschaften wie die Geistes-

wissenschaften eine starke Bedeutung.

Beide Stränge sind wichtig für die Ent-

wicklung einer starken Wirtschaft wie

auch für die Stärkung des gesellschaftli-

chen Zusammenhaltes, sie dürfen nicht

gegeneinander ausgespielt werden. Wir

brauchen neben der Naturwissenschaft

renommierte Geistes- und Sozialwis-

senschaftler, die neue gesellschaftliche

Entwicklungen erklären und einordnen

können. Wir brauchen sie, um mögliche

Risse in der Gesellschaft frühzeitig zu er-

kennen und Antworten darauf zu finden.

Kannten Sie die FSU vor IhremAmts-

antritt?

Ich wurde in Gera geboren und habe

daher eine Verbindung zu Thüringen.

Und es gibt noch eine ganz persönliche

Beziehung. Meine Eltern haben Weih-

nachten 1969 einen Medizinstudenten

aus dem Sudan in unsere Familie einge-

laden. Aus dieserWillkommensgeste ist

eine noch immer währende Verbunden-

heit entstanden, ja, Fayeg ist für mich

wie ein Bruder geworden. Als er einige

Semester in Jena studierte, hab ich ihn

oft besucht und auch die Universität

kennengelernt. Und natürlich strahlte

der Ruf der FSU so wie auch heute weit

über die Grenzen Thüringens aus, ich

habe die Universitätskooperation Leip-

zig-Halle-Jena als Oberbürgermeister

nach Kräften begleitet.

Wie schätzen Sie die Bedeutung der

FSU ein: inThüringen, in Deutschland

und international?

Die Universität bildet den Leistungs-

kern der Wissenschaftsregion Jena. Sie

hat eine Ausstrahlungskraft weit über

die Landes- und Bundesgrenzen hinaus

und trägt wesentlich zum interkultu-

rellen Austausch und zu einem weltof-

fenen Klima in Thüringen bei. Ziel des

Landes ist es, dass die FSU Jena als

mittelgroße, forschungsorientierte Uni-

versität weiter an Profil gewinnt und ihre

nationale und internationale Sichtbarkeit

erhöht. Das Land wird die weitere In-

ternationalisierung der FSU nachhaltig

unterstützen. Zudem soll das Profil der

Hochschule auch in der Lehre gestärkt

werden. Durch eine komplementäre Pro-

filentwicklung in Thüringen und darüber

hinaus können bestimmte Angebote an

der FSU reduziert und an anderen Hoch-

schulen ausgebaut werden.

(Minister Wolfgang Tiefensee antwor-

tete am 12. Januar auf die Fragen von

Axel Burchardt.)

„Der Campus Inselplatz hat

meine volle Unterstützung!“

„Die Universität bildet

den Leistungskern der

Wissenschaftsregion Jena.“