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Uni-Journal Jena02/15

Erfolgreicher Wirkstoff-Fahnder

Prof. Dr. Christian Hertweck wird mit dem Leibniz-Preis der DFG geehrt

Förderer des Dialogs geehrt

Theologische Fakultät verleiht Ehrendoktorwürde an Nicholas Baines

Er hatte gute Grundlagen, um ein Kol-

lege von James Bond zu werden. Doch

Nicholas M. Baines wurde ein Mann

der kirchlichen Praxis mit einem unge-

wöhnlich weiten Horizont und besonde-

rer Dialogfähigkeit, die der Bischof von

Leeds immer wieder unter Beweis stellt.

Dem mit Jena seit langem verbundenen

Kirchenmann hat die Theologische Fa-

kultät am 25. November die Ehrendok-

torwürde verliehen „in Anerkennung

seiner besonderen Verdienste in der

praktisch-theologischen Arbeit und in der

Ökumene zwischen der anglikanischen

Kirche und den deutschen evangelischen

Kirchen“, wie Dekan Prof. Dr. Uwe Be-

cker die Begründung zusammenfasst.

Der gebürtige Liverpooler Nicholas

Baines (Jg. 1957) hat Deutsch und Fran-

zösisch studiert und diese Sprachen

bei Aufenthalten in beiden Ländern

vervollkommnet – weswegen er sogar

vom britischen Geheimdienst angewor-

ben wurde, in dessen Dienst er etliche

Jahre als Übersetzer tätig war. Doch

Baines wechselte das Fach und nahm in

den 1980er Jahren einTheologiestudium

auf. Seine kirchliche Karriere hat ihren

vorläufigen Höhepunkt in der Berufung

zum Bischof der neugegründeten ang-

likanischen Diözese von Leeds erreicht.

In Deutschland ist er vor allem durch

seine regelmäßige Mitwirkung beim

Deutschen Evangelischen Kirchentag

bekannt, wo er auf Podien zu politischen

und sozialen Themen zu erleben ist.

Doch Bischof Baines ist auch ein Prakti-

scherTheologe auf großer wissenschaft-

licher Expertise. Dies zeigen u. a. seine

Bücher, in denen er theologische Reflexi-

onen und Einsichten amüsant vermittelt.

Zudem ist er regelmäßig in der BBC zu

hören, schreibt Beiträge für englische

Zeitungen und hat einen eigenen Blog:

„Musings of a Restless Bishop“. 

AB

Die wirksamsten Mittel gegen Erkran-

kungen finden sich oft in der Natur.

Doch diese Wirkstoffe zu finden und

zu analysieren, ist eine der großen He-

rausforderungen der Wissenschaft. Ein

erfolgreicher Wirkstoff-Fahnder ist Prof.

Dr. Christian Hertweck, der seit 2006

an der Universität Jena den Lehrstuhl

für Naturstoffchemie innehat und die

Abteilung Biomolekulare Chemie am

Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung

und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Ins-

titut (HKI) leitet. Für seine Forschungen

wird der 45-Jährige mit dem wichtigsten

deutschen Forschungsförderpreis für

das Jahr 2015 ausgezeichnet. Prof. Hert-

weck gehört zu den acht Preisträgern,

denen am 3. März der renommierte und

mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotierte

Gottfried Willhelm Leibniz-Preis über-

reicht wird.

Personifizierte Brücke

Pflanzenkrankheiten werden oft durch

Pilztoxine ausgelöst. Diese Gifte werden

von den Pilzen produziert – so lautete

die gängige Meinung, bis Christian Hert-

weck und sein Team erstmals beweisen

konnten, dass auch symbiotische Bakte-

rien, die im Inneren der Pilzzellen leben,

Toxine produzieren. Er entdeckte dies

z. B. am Reisfäule-verursachenden Pilz

„Rhizopus micro-

sporus“, der endo-

symbiotische Bak-

terien der Gattung

„Bu r kho l de r i a“

enthält, die für die

Bildung des Giftes

Rhizoxin gegen die

Reispflanzen ver-

antwortlich sind.

Der gebürtige

Bonner hat bislang

über 200 Publika-

tionen vorgelegt

und 16 Patente an-

gemeldet. „Chris-

tian Hertweck ist

ein weltweit ange-

sehener Wissen-

schaftler auf dem

Gebiet der Natur-

stoff-Forschung.

Er verbindet che-

mische und biologische Methoden auf

höchstem Niveau. Zudem ist er eine

der vielen personifizierten ,Brücken‘, die

die Friedrich-Schiller-Universität mit den

außeruniversitären Instituten verbindet“,

würdigt Universitäts-Präsident Prof. Dr.

Walter Rosenthal den Preisträger.

Als Pionier, der das metabolische Po-

tenzial von „vernachlässigten“ Mikroor-

ganismen und „kryptischen“ oder stillen

Biosynthesewegen nutzbar gemacht

hat, bezeichnet ihn HKI-Direktor Prof.

Dr. Axel Brakhage. Hertweck ist Grün-

dungsmitglied der Graduiertenschule

„Jena School for Microbial Communi-

cation“ (JSMC) und an der Etablierung

des neuen Sonderforschungsbereichs

„Chemische Mediatoren in komplexen

Biosystemen“ (ChemBioSys) federfüh-

rend beteiligt. 

AB

Personalia

Leibniz-Preisträger

Prof.Dr.Christian

Hertweckineinem

seinerLabors:Der

45-jährigeForscher

hatu.a.einevöllig

neueAntibiotika-

Familieentdeckt.

Foto:Kasper

[alsoavailablein

English: www.uni- jena.de/en/uni_ journal_2_2015.html]

Dr.h.c.NicholasM.

Baines(M.).Links

Uni-PräsidentProf.

Dr.WalterRosenthal,

rechtsDekanProf.

Dr.UweBecker.

Foto:Kasper