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Uni-Journal Jena04/15
Lehre
Operation Team
Interprofessionelles Lehrprojekt am Universitätsklinikum übt den Dialog
„Das war gut ausgeführt“, so der Kom-
mentar von Anne Roczen zum gerade
gesehenen Film. Das Lob der angehen-
den Physiotherapeutin gilt ihren derzei-
tigen Mitschülern, Medizinstudierenden
im Praktischen Jahr und Krankenpflege-
schülern, die Patienten darstellen und
sie beim Aufrichten im Bett unterstüt-
zen sollen – beobachtet von der Video-
kamera. Dieser Perspektivwechsel ist
Bestandteil eines zweitägigen Kurses,
der die Teilnehmer an die Kommunika-
tion zwischen Ärzten, Pflege und Phy-
siotherapeuten und die Zusammenarbeit
der Berufsgruppen im klinischen Alltag
heranführt.
Das Seminar wählt als typisches
Beispiel für diese Zusammenarbeit die
Frührehabilitation von Schlaganfallpati-
enten. Noch auf der Schlaganfallstation
beginnen aktivierende Pflege, Kranken-
gymnastik und weitere Therapien zur
Vermeidung von Langzeitfolgen. „Jede
einzelne Disziplin trägt für sich zur Gene-
sung bei. Die optimale Versorgung des
Patienten, individuell an seine Ressour-
cen angepasst, erfordert das reibungs-
lose kollegiale Miteinander“, beschreibt
die Projektleiterin Prof. Dr. Uta Dahmen
den Hintergrund für das Lehrprojekt, das
von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert
wird. Neben der Chirurgin waren an der
Ausarbeitung der Lehrveranstaltung
entsprechend viele Disziplinen am Uni-
versitätsklinikum und an der Staatlichen
Berufsbildenden Schule für Gesundheit
und Soziales Jena beteiligt: Physiothe-
rapeuten, Pflegeausbilder und Kommu-
nikationsexperten.
Kommunikation ist ein zentraler Punkt.
Ob und wie das Miteinander in den Kurs-
übungen klappt, können die Teilnehmer
unmittelbar nach der Übung im Film se-
hen und diskutieren.
Insgesamt ist das Fazit der Seminar-
teilnehmer ein sehr positives. Als ange-
hender Krankenpfleger findet Christian
Göttermann es gut, zukünftige Kollegen
schon in der Ausbildung kennenzulernen.
Das erleichtere die Zusammenarbeit im
hierarchisch geprägten Klinikalltag. Für
die Medizinstudentin Anita Vestergaard
war schon die Kennenlernrunde ein-
drucksvoll, die ein teilweise unvollständi-
ges Bild von den Tätigkeiten der jeweils
anderen Berufe offenbarte.
vdG
Pflegeschüler,an
gehendePhysiothe
rapeutenundMedi
zinertrainierenden
klinischenAlltag.
Foto:Riese
Service für „Best Ager“
Psychologen konzipieren weiterbildenden Studiengang
Weiterführende
Informationenzum
Projektunddemge-
plantenStudiengang
sindzufindenunter:
www.uni-jena.de/ zm65plus.html.„Mit 66 Jahren, da fängt das
Leben an“, sang Udo Jürgens.
Und auf eine große Zahl der
heute 65- bis 85-Jährigen in
Deutschland trifft das auch
zu. „Untersuchungsergeb-
nisse des Allensbacher Ins-
tituts für Demoskopie bele-
gen, dass die Senioren mit
ihrer Lebenssituation sehr
zufrieden sind und viele ihre
materielle Lage als gut ein-
ordnen“, weiß Prof. Dr. Eva
Schmitt-Rodermund. Daher
setzten immer mehr Wirt-
schaftszweige auf Kunden
aus den Reihen dieser „Best
Ager“, macht die Psychologin
und Studiendezernentin deutlich. Zudem
wachse die Nachfrage an Service- und
Dienstleistungen für die Generation
65plus. „Die heutigen 65-Jährigen sind
geistig und körperlich fit und bringen
ganz eigene Bedürfnisse, aber auch Po-
tenziale mit“, sagt die Lehrstuhlinhaberin
für Pädagogische Psychologie, Prof. Dr.
Bärbel Kracke.
Unter dem Motto „Beraten, Betreuen,
Beliefern, Begeistern“ wollen die Psy-
chologinnen einen neuen Zertifikats-
studiengang konzipieren, der Absolven-
tinnen und Absolventen befähigen soll,
Ideen für Angebote und Dienstleistun-
gen für die Generation 65plus zu ent-
wickeln und diese in eine unternehme-
rische Tätigkeit umzusetzen. Ihr Projekt
„Zukunftsmarkt 65plus“ wird
vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung unter-
stützt. Der Studiengang soll
im Sommersemester 2018 in
einer Pilotphase starten.
Ziel desWeiterbildungsstu-
diengangs ist es, Kenntnisse
über die Bedürfnisse der Ge-
neration 65plus vor dem Hin-
tergrund unterschiedlicher
Disziplinen und Forschungs-
ergebnisse aus den Berei-
chen Psychologie, Soziolo-
gie, Pädagogik, Medizin und
Ernährungswissenschaften
zu vermitteln. Studieninhalte
sind zudem Grundlagen der
Betriebswirtschaft und Unternehmens-
führung. „Uns ist es wichtig, dass die
inhaltliche Ausrichtung und Gestaltung
des Studiengangs den bestehenden Be-
darf in der Praxis abbildet“, betont Astrid
Körner, wissenschaftliche Mitarbeiterin
im Projekt. Aktuell arbeite man daher
an einer ausführlichen Markt- und Be-
darfsanalyse.
US
Foto:Günther
AktiveRuheständlerderGeneration„65plus“stehenimFokusdes
Weiterbildungsstudiengangs,derderzeitentwickeltwird.