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Uni-Journal Jena04/15
Foto:Schroll
Beutenberg-News
Symbiosen und Glasfasern
Forschungspreise für Wissenschaftler von Max-Planck-Institut und IPHT
Der Freistaat Thüringen hat den Leiter
der Max-Planck-Forschungsgruppe In-
sektensymbiosen, Dr. Martin Kaltenpoth
(Foto unten), für seine herausragende
Leistung in der Kategorie „Grundla-
genforschung“ mit dem Thüringer For-
schungspreis 2014 ausgezeichnet. Der
Wissenschaftler erforscht Symbiosen
zwischen Insekten und ihren symbionti-
schen Bakterien. Dabei gelang ihm und
seiner Arbeitsgruppe u. a. der Nachweis
von antibiotisch wirksamen Substanzen,
die in den Antennen und auf dem Kokon
von Bienenwölfen von symbiontischen
Bakterien produziert werden.
zum Verständnis der Evolution solcher
„Schutzsymbiosen“ in der Natur bei. Die
Entdeckung und Identifizierung neuer
antibiotischerWirkstoffe in der Natur und
deren Wirksamkeit über lange evolutio-
näre Zeiträume hinweg, ist angesichts
der zunehmenden Resistenzen gegen
herkömmliche Antibiotika auch für die
Humanmedizin von großem Interesse.
Transferpreis
Der Thüringer Forschungspreis (siehe
auch S. 9) in der Kategorie „Transfer“
ist an Prof. Dr. Hartmut Bartelt und sein
Team verliehen worden. Bartelt hat den
Lehrstuhl für Moderne Optik an der FSU
inne und ist zugleich Abteilungsleiter für
Faseroptik am Leibniz-Institut für Pho-
tonische Technologien (IPHT). Das Team
erhielt die begehrte Auszeichnung für
den Transfer einer innovativen faserop-
tischen Technologie in ein Spin-off des
IPHT, FBGS Technologies GmbH.
Die transferierte Technologie erlaubt
es, faseroptische Sensoren effizient und
kostengunstig herzustellen. Glasfasern,
in denen mittels Lichtwellen schnell
und verlustarm große Datenmengen
ubertragen werden, sind die Grund-
lage der modernen Telekommunikation.
Die Anwendungsbereiche fur optische
Neues Modell der Alternsforschung
Genom von N. furzeri als Klonbibliothek öffentlich verfügbar
Glasfasern sind jedoch vielfältiger. So
können mit optischen Glasfasern Tem-
peratur, Druck oder Dehnung gemessen
werden. Dafur werden Faser-Bragg-
Gitter, mikroskopische Strukturen, in die
Faser eingeschrieben. Licht, das durch
diese Fasern läuft, wird von den Git-
tern reflektiert. Durch die Analyse des
zuruckgestrahlten Wellenlängenspekt-
rums kann man Ruckschlusse auf das
zu untersuchende Material ziehen. „Das
Besondere an unserem Verfahren ist,
dass die Faser-Bragg-Gitter bereits wäh-
rend der Herstellung der Glasfaser im
Faserziehturm eingeschrieben werden“,
so Prof. Bartelt. Bei den bislang ver-
wendeten Herstellungsverfahren muss
vor dem Einschreiben die Schutzschicht
um die Faser entfernt und die Faser an-
schließend neu beschichtet werden.
Die Insekten nutzen diese Antibio-
tika, um ihren Nachwuchs vor schädli-
chen Erregern zu schützen. Martin Kal-
tenpoths Forschung trägt wesentlich
BeiderVerleihung
derThüringerFor-
schungspreiseam
9.März(v.l.n.r.):
MinisterTiefensee,
Prof.Dr.Hartmut
Bartelt,Manfred
Rothhardt,Dr.Sonja
Unger,JensKupis,
Dr.EricLindner,
ChristophChojetzki,
Prof.Dr.Wolfgang
Schade(Laudator).
Foto:IPHT
Der Türkise Prachtgrundkärpfling (N.
furzeri) ist mit einer Lebensdauer von
drei bis max. zehn Monaten das kurzle-
bigste Wirbeltier, das im Labor gehalten
werden kann und wurde von Forschern
des Leibniz-Instituts für Altersforschung
(FLI) als neues Tiermodell der biomedi-
zinischen Alternsforschung etabliert. In
Kooperation mit dem Clemson Univer-
sity Genomics and Computational Lab
(USA) haben die Jenaer eine Klonbiblio-
thek von N. furzeri geschaffen, die das
gesamte Genom in Form von definier-
ten DNA-Teilstücken enthält und nun
Forschern weltweit zur Verfügung steht.
Dazu wurden am FLI von 63 000 der
DNA-Teilstücke die Enden sequenziert
und die Position im Genom punktgenau
bestimmt.
N. furzeri durchläuft innerhalb von nur
drei Monaten den Kreislauf des Lebens:
von der Geburt über die Fortpflanzung
bis hin zum Tod. Sein Genom ist im
Vergleich zu anderen in der Forschung
gebräuchlichen Modellfischen groß und
macht mit 1,9 Milliarden Basenpaaren
ungefähr zwei Drittel der Genomgröße
des Menschen aus. „Die im Vergleich
zu etablierten kurzlebigen Modellen
der Alternsforschung – wie Fruchtfliege
und Fadenwurm – größere evolutionäre
Nähe des N. furzeri-Genoms zum Ge-
nom des Menschen lässt erwarten, dass
sich dadurch Forschungsergebnisse bes-
ser auf den Menschen übertragen las-
sen“, sagt Forschungsgruppenleiter Dr.
Matthias Platzer.
Bisher arbeiten etwa 45 Gruppen
weltweit an N. furzeri-Projekten. Mit der
nun vorliegenden Datenbank wird das
Interesse an diesem Tiermodell wach-
sen, erwarten die Forscher.
LebenimZeitraffer–derTürkisePrachtgrundkärpfling(N.furzeri)
durchläuftinnerhalbvonnurdreiMonatendenKreislaufdesLebens:
vonderGeburtüberdieFortpflanzungbishinzumTod.Deshalbister
eingutesModellfürdieErforschungvonAlternsprozessen.
Foto:Kasper