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Uni-Journal Jena04/15
Tagungen
„Fremde Schwestern“
Tagung zur Verbesserung der Lehrerausbildung
Vom Durchbruch
der Reformation
Methodius von Olympus
Tagung zu antikem Kirchenschriftsteller
Die Kraft der
religiösen Rede
Was haben der
Mathematik- und
der Deutschunter-
richt gemeinsam?
Auf den ersten
Blick nur wenig.
Während es in der
Mathematik meist
klar definierte
Grenzen zwischen
„richtigen“ und
„falschen“ Lösun-
gen gibt, lebt der Deutschunterricht ge-
rade von mehreren möglichen Lösungen
etwa bei der Interpretation ein und des-
selben Textes.
Dabei können Lehrende wie For-
schende beider Fächer durchaus vonei-
nander lernen, wenn es um die Verbes-
serung des Unterrichts geht. Solchen
bereits bestehenden interdisziplinären
Forschungen und deren Möglichkeiten
für die Deutschdidaktik war die Tagung
„‘Fremde Schwestern‘ im Dialog – Inter-
disziplinäre Forschung in der Deutschdi-
daktik“ gewidmet,
die vom 26. bis 27.
März in Jena statt-
fand.
„Zentrale For-
schungsfragen der
Deutschdidaktik
sind zunehmend
nur noch in Koope-
ration mit Wissen-
schaftlern anderer
Fächer zu beant-
worten“, sagt die Organisatorin und Lehr-
stuhlinhaberin für Deutschdidaktik Prof.
Dr. Iris Winkler (Foto). So seien bereits
zahlreiche renommierte Projekte, die auf
die Förderung fachspezifischer Kompe-
tenzen bei Schülerinnen und Schülern
oder (angehenden) Lehrpersonen zielen,
interdisziplinär angelegt. Das birgt je-
doch auch gewisse Herausforderungen:
Etwa gibt es je eigene Fachsprachen
und die unterschiedlichen Forschungs-
methoden müssen in Einklang gebracht
werden.
biw
Rasend schnell verbreiteten sich vor
rund 500 Jahren die reformatorischen
Gedanken Martin Luthers in Deutsch-
land und brachten das System der mittel-
alterlichen Kirche zum Einsturz. Landes-
herr Johann von Sachsen (1468-1532)
musste handeln: Der Kurfürst schickte
eine Delegation der sogenannten „Visita-
toren“ durchs Land. Angeführt von Phi-
lipp Melanchthon befragte das vierköp-
fige Gremium die Pfarrer zu ihrer Lehre
und Lebensverhältnissen. Das richtungs-
weisende Handbuch des Gremiums um
Melanchthon war der „Unterricht der Vi-
sitatoren“, gedruckt 1528 in Wittenberg.
Theologen und Historiker aus Jena
und Leipzig, darunter PD Dr. Joachim
Bauer vom Jenaer Uni-Archiv, untersu-
chen in einem aktuellen Forschungspro-
jekt das Zusammenspiel von Kurfürst,
Verwaltungsbeamten und Theologen
bei der Durchsetzung der Reformation.
Vom 18. bis 20. März haben sie in einem
interdisziplinären Arbeitsgespräch erste
Ergebnisse öffentlich vorgestellt.
sl
Foto:Günther
Vom 19.-22. Februar kamen Kirchen-
historiker und Altphilologen aus sieben
Ländern in Jena zusammen, um den
aktuellen Forschungsstand zu dem an-
tiken Kirchenschriftsteller Methodius
von Olympus zu bündeln und Syner-
gieeffekte zu stärken. Methodius von
Olympus (gest. ca. 311 n. Chr.) gilt in der
patristischen Forschung als ein Autor,
der im Zentrum der christlichen Theo-
logie des 3. Jh. steht. Methodius steht
in intensiver Rezeption und kritischer
Auseinandersetzung mit den theologie-
und philosophiegeschichtlichen Strö-
mungen seiner Zeit. Durch Paraphrasen
und Übersetzungen ins Armenische und
Altslavische wurden seine Schriften von
der Spätantike bis zur frühen Neuzeit
weit über den griechischen Kulturraum
hinaus rezipiert.
Gegenwärtig erfährt Methodius von
Olympus ein intensives Forschungsinte-
resse seitens der Kirchengeschichte, der
klassisch-griechischen und der paleosla-
vischen Philologien sowie der Armenolo-
gie, denn das Bild dieses frühchristlichen
Theologen ist trotz einiger grundlegen-
der Veröffentlichungen der letzten 20
Jahre noch immer ergänzungsbedürf-
tig. „Von großer Bedeutung ist die Er-
weiterung der Quellenbasis durch das
Heranziehen von Handschriften der alt
slavischen Übersetzung, die ein nahezu
vollständiges Corpus Methodianum
überliefert, aber noch nicht in kritischer
Edition vorliegt“, sagt Prof. Dr. Katharina
Bracht. Die Kirchenhistorikerin hat die
Tagung organisiert.
bra
HistorischeDarstellungaufdemFlyerzurTa-
gung„MethodiusvonOlympus:Forschungs-
standund-perspektiven“.
Was bedeutet es, wenn religiöse Men-
schen in einer nichtreligiösen Gesell-
schaft über Religion reden? Erreicht
religiöse Rede überhaupt noch ihre Emp-
fänger? Fragen wie diese sind während
des internationalen Symposiums „Religi-
öse Rede in postsäkularen Gesellschaf-
ten“ verhandelt worden, das vom 23. bis
25. Februar an der Uni Jena stattfand.
Der Begriff postsäkulare Gesellschaft
wurde von Jürgen Habermas geprägt.
Mit religiöser Rede seien Wortmeldun-
gen religiöser Menschen in den gesell-
schaftlichen Debatten der Zeit gemeint,
sagt der Religionspädagoge Prof. Dr. Mi-
chael Wermke, der das Symposium ge-
meinsam mit Prof. Dr. Miriam Rose or-
ganisiert hat. „Hinzu kommen ethische
Debatten, die durch den technischen
Fortschritt ausgelöst werden“, erläutert
Wermke.
Folgerichtig haben sich an dem Sym-
posium sowohl Theologen als auch
Soziologen beteiligt, um beide Seiten
des Dialogs zu beleuchten. Unter den
Gästen waren Wissenschaftler aus Bra-
tislava, Wien, Kopenhagen, Oslo, Ams-
terdam und Linz.
sl