Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  20 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 20 / 56 Next Page
Page Background

20

Uni-Journal Jena04/15

Forschungsprojekte

Wichtige Brücken schlagen

Projekt beleuchtet positive Aspekte der Abwanderung von Fachkräften

Wenn Akademiker und Akademikerin-

nen ihr Ausbildungsland verlassen, ist

meist vom „Brain Drain“ die Rede: Wan-

dern die klugen Köpfe ab, dann hat dies

negative volkswirtschaftliche Folgen.

Das gilt auch für Absolventen mit Mig-

rationshintergrund, die nach Abschluss

ihres Hochschulstudiums in Deutschland

zurück in ihre Heimatländer ziehen. Doch

diese negative Sicht, so macht der Je-

naer Wirtschaftsgeograph Prof. Dr. Se-

bastian Henn deutlich, ist zu einseitig:

„Die Remigration dieser Fachkräfte hat

keineswegs nur negative Auswirkungen.

Oftmals setzen sie sowohl in ihrem Her-

kunfts- als auch dem Ausbildungsland

wichtige wirtschaftliche und wissen-

schaftliche Impulse.“

An dieses Phänomen knüpft das

Vernetzungsprojekt „(Re-)Migranten

im deutsch-türkischen Innovationsnetz-

werk – Identifikation und Kommunika-

tion von Potenzialen für Wissenschaft

und Wirtschaft (MIDETI)“ an, das Henn

gemeinsam mit Fachkollegen bear-

beitet. Zusammen mit Prof. Dr. Martin

Franz von der Universität Osnabrück und

weiteren Partnern aus Ankara, Istanbul

und Izmir möchte Henn die bereits ge-

sammelten Erkenntnisse anderer Län-

der auf Deutschland übertragen und

die Auswirkungen der (Re-)Migration

deutsch-türkischer Fachkräfte beleuch-

ten. Gefördert wird das Projekt im Rah-

men des „deutsch-türkischen Jahres

der Forschung, Bildung und Innovation“

vom Bundesministerium für Bildung und

Forschung mit einer Gesamtsumme von

40000 Euro.

„Die Kontakte, die Akademiker wäh-

rend der Ausbildung knüpfen, bleiben

meist auch nach der Rückkehr in die

Heimat bestehen. So bilden sich Netz-

werke, gegenseitige Direktinvestitionen

können gefördert werden und der Wis-

senstransfer wird gestärkt“, sagt Prof.

Henn. Daraus ergibt sich ein Anstieg

der Innovationsfähigkeit beider Länder.

„Menschen mit Migrationshintergrund

bilden oft wichtige Brücken für Unter-

nehmen“, erklärt der Lehrstuhlinhaber

für Wirtschaftsgeographie. Ziel des auf

eineinhalb Jahre angelegten Projekts sei

vor allem, die Öffentlichkeit auf dieses

positive Phänomen aufmerksam zu ma-

chen. Möglich soll das über eineWebsite

und eine Broschüre werden, die über

die Potenziale abgewanderter türkisch-

stämmiger Hochqualifizierter für den

Wirtschafts- undWissenschaftsstandort

Deutschland informieren. 

biw

Kontakt:

Tel.:03641/948830

E-Mail:sebastian. henn@uni-jena.de

Prof.Dr.Sebastian

Hennisteinerder

deutschenPartnerim

MIDETI-Projekt.

Foto:Kasper

Gesunde Alternativen zur Bratwurst

Mitteldeutsches Kompetenz-Cluster „nutriCARD“ wird aufgebaut

„Rost brennt“ – Wer an einem schönen

Sommertag durch Mitteldeutschland

fährt, dem begegnen Hinweisschilder

wie dieses überall. Die Rostbratwurst

hat hier eigentlich immer Saison. Doch

das hat seinen Preis, wie Prof. Dr. Ste-

fan Lorkowski sagt. „Die Bratwurst ist

wie viele andereWurstsorten besonders

reich an Fett und enthält vor allem gesät-

tigte Fettsäuren“, warnt er. Das mache

die Wurst nicht nur zu einer Kalorien-

bombe. „In großen Mengen verzehrt,

steigern gesättigte Fette das Risiko für

Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so der Er-

nährungswissenschaftler. Bereits heute

sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die

Haupttodesursache in Deutschland und

Europa, wobei die Fälle in Mitteldeutsch-

land noch einmal deutlich über dem bun-

desdeutschen Durchschnitt liegen.

Neue Lebensmittel entwickeln

In der Prävention von Herz-Kreislauf-

Erkrankungen wie Schlaganfall oder

Herzinfarkt kommt der Ernährung eine

Schlüsselrolle zu. Um die Zusammen-

hänge zwischen Ernährung und kar-

diovaskulären Erkrankungen besser

zu verstehen und neue Lebensmittel

und Ernährungsstrategien zu entwi-

ckeln, haben die drei mitteldeutschen

Universitäten Jena, Halle und Leipzig

einen Kompetenz-Cluster initiiert. Der

Verbund mit dem Namen „nutriCARD“

wird in den kommenden sechs Jahren

die Forschungsaktivitäten der drei Hoch-

schulen in diesem Bereich bündeln und

koordinieren. Zum Steuerungsgremium

von nutriCARD gehören neben dem Ko-

ordinator Prof. Lorkowski von der Uni

Jena, Prof. Dr. Gabriele Stangl (Uni Halle-

Wittenberg) und Prof. Dr. Peggy Braun

(Uni Leipzig). Die nutriCARD-Forscher

kooperieren zudem mit außeruniversitä-

ren Forschungseinrichtungen, regiona-

len Partnern der Lebensmittel- und Ag-

rarwirtschaft sowie Multiplikatoren aus

dem Bereich der Ernährungskommuni-

kation. Der Cluster wird vom Bundes-

ministerium für Bildung und Forschung

in den ersten drei Jahren mit insgesamt

knapp fünf Millionen Euro gefördert.

Inhaltlich wird es um die Entwick-

lung und Herstellung von traditionellen

Lebensmitteln mit verbesserter Rezep-

tur gehen. Eine zweite Säule ist den

Grundlagen und Mechanismen der Er-

krankungsprozesse gewidmet und eine

dritte Säule beschäftigt sich mit Entwick-

lung und Implementierung von Kommu-

nikations- und Bildungskonzepten zur

langfristigen Umsetzung eines gesun-

den Ernährungs- und Lebensstils. US

Traditionellbeliebt

istdieBratwurst

nichtnurinThü-

ringen.

Kontakt:

Prof.Dr.StefanLor-

kowski

Tel.:03641/949710

E-Mail:stefan. lorkowski@uni-jena

.

de

Foto:Scheere