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Uni-Journal Jena04/15
Forschungsprojekte
Unternehmerinnen stark machen
Erziehungswissenschaftlerin koordiniert großes EU-Forschungsprojekt
Was hindert Frauen daran, den Schritt
in die Selbstständigkeit zu wagen? Wa-
rum gründen deutlich weniger Frauen
in innovationsorientierten Ökonomien
in Europa ein Unternehmen als in den
USA?Wie können Frauen stark gemacht
werden, um unternehmerisch tätig zu
werden? Fragen wie diese werden von
dem internationalen Forschungs- und
Innovationsprojekt „Transforming Euro-
pean Women‘s Entrepreneurship: The
Education and Training for Success Pro-
gramme“ ergründet.
Im Kern geht es darum, die unterneh-
merische Kompetenz von Frauen zu stär-
ken, sagt Prof. Dr. Käthe Schneider. Die
Inhaberin des Lehrstuhls für Erwachse-
nenbildung koordiniert das Forschungs-
und Innovationsprojekt innerhalb des
Programms „Marie Sklodowska-Curie
Actions“ der Europäischen Union. „Wir
wollen herausfinden, weshalb in innova-
tionsbasierten Ländern in Europa relativ
wenige Frauen den Schritt als Unterneh-
merinnen wagen“, sagt Käthe Schneider.
Während in den USA die Gründungsnei-
gung der Frauen bei zehn Prozent liegt,
kommt Deutschland gerade mal auf
3,5 Prozent. Dabei sieht die EU unter-
nehmerische Initiative als Schlüssel für
Wachstum und Beschäftigung an.
Mit dem EU-Forschungs- und Innova-
tionsprojekt werden drei Ziele verfolgt.
So wird zunächst erforscht, welche
Hemmnisse es für Frauen auf demWeg
zum unternehmerischen Erfolg gibt. In
einem zweiten Schritt wollen die be-
teiligten 19 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus fünf Ländern ein
Programm entwickeln, das Unterneh-
merinnen in der Startphase unterstützt.
Dieses Programm soll später evaluiert
werden. Eine wichtige Rolle spielen pas-
sende Bildungsangebote und Trainings,
sagt Käthe Schneider. Zielgruppe sind
Unternehmen in den ersten dreieinhalb
Jahren ab der Gründung.
Schlussendlich soll aus dem bereits
bestehenden Netzwerk ein Forschungs-
und Innovationszentrum entstehen, um
nachhaltige Wirkungen zu erzielen.
Das Projekt startete im März dieses
Jahres und ist bis 2019 geplant. Finan-
ziert wird es von der Europäischen Union
mit einem Betrag von über 600 000
Euro.
Als „große Auszeichnung für den
Lehrstuhl“ wertet Schneider die EU-För-
derung. Gewürdigt werde damit zudem
das erfolgreiche Netzwerk, das in den
vergangenen Jahren etabliert wurde. sl
„Kampf gegen den Bolschewismus“
Historiker erforschen die Geschichte nichtdeutscher SS-Männer
Die Einheiten der Waffen-SS
zogen während des Zweiten
Weltkriegs durch ganz Europa
eine Spur des Todes und der
Vernichtung. Doch nicht nur
Deutsche trugen Totenkopf
und Runen an der Uniform:
In zahlreichen europäischen
Ländern wurden Einheimi-
sche zwangsrekrutiert oder
meldeten sich freiwillig zur
Waffen-SS. Sie kämpften an
der Front, wurden als Wach-
mannschaften in den Konzen-
trations- und Vernichtungsla-
gern eingesetzt und vielfach
selbst zu Tätern in Vernich-
tungskrieg und Holocaust.
Woher kamen diese Männer,
was bewog sie zur Kollaboration? Wel-
ches Selbstbild hatten sie?Was geschah
mit ihnen nach Kriegsende?
Fragen wie diese möchte das neu ge-
startete internationale Verbundprojekt
„Non-Germans in the Waffen-SS: A Cul-
tural History“ erforschen. Geleitet wird
es von Dr. Jochen Böhler vom Imre-Ker-
tész-Kolleg der FSU und Prof. Dr. Robert
Gerwarth vom University College Dub-
lin. Die Gerda-Henkel-Stiftung in Düssel-
dorf stellt für das Projekt knapp 200000
Euro zur Verfügung.
Bis heute sei die europäische Dimension
des Einsatzes der Waffen-SS im „Kampf
gegen den Bolschewismus“ nicht ange-
messen vergleichend unter-
sucht worden. Ins Blickfeld
der Historiker rücken dabei
Muslime aus Südosteuropa,
die in der Waffen-SS dien-
ten, und jene Männer, die
als „Trawniki“ bekannt sind.
Diese wurden vornehmlich
aus den Reihen sowjetischer
Kriegsgefangener rekrutiert
und im gleichnamigen Lager
nahe Lublin ausgebildet, es
waren überwiegend Ukrai-
ner, sogenannte Volksdeut-
sche aus der Sowjetunion,
sowie Männer der baltischen
Länder.
„Wir wissen nur wenig
über die Einheimischen in
der Waffen-SS“, sagt Böhler. Spannend
sei etwa zu erfahren, warum sich man-
che Männer freiwillig meldeten und wie
ihr Verhältnis zu den deutschen Vorge-
setzten und Kameraden war. Als Quel-
len nutzen die Historiker Archive in den
Heimatländern der SS-Leute, Memoiren
und Prozessakten.
sl
Kontakt:
Dr.JochenBöhler
Tel.:03641/944075
E-Mail:jochen. boehler@uni-jena.deProf.Dr.Käthe
Schneiderleitet
dasinternationale
Projekt.
Kontakt:
Tel.:03641/945321
E-Mail:k.schneider@ uni-jena.deRekrutenderWaffen-SS-DivisionwartenaufdendeutschenKreis-
hauptmann(1943).
Foto:Günther
Quelle:MuzeumHistoryczneSanok