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Uni-Journal Jena04/15
Forschung
Einblicke in das Klosterleben
Datenbank präsentiert kompletten mittelalterlichen Bibliotheksbestand
Die Bibliothek des Dominikanerinnen-
klosters St. Katharina in Nürnberg ge-
hörte mit mindestens 726 Kodizes – da-
runter 565 deutsche und 161 lateinische
– zu den größten deutschsprachigen Bi-
bliotheken im 15. Jahrhundert. Mit der
Auflösung des Klosters 1596 gelangten
die Schriften in den Besitz des Nürnber-
ger Rates. Bis heute werden 161 lateini-
sche und etwa 260 deutsche Kodizes in
der Stadtbibliothek Nürnberg verwahrt.
Schätze zugänglich gemacht
„Die restlichen Handschriften sind in
alle Welt verstreut“, sagt Dr. Antje Wil-
ling. Die Mediävistin hat den Gesamt-
bestand der einstigen Klosterbibliothek
erfasst und in einer Online-Datenbank
zugänglich gemacht. Zu den Schätzen,
die erhalten sind, zählt Willing zwei
Tischlesungsverzeichnisse aus dem 15.
Jahrhundert. „Sie erlauben uns Einblicke
in das Leben der Nonnen“, sagt Willing.
Aufgelistet sind die liturgischen Texte,
Predigten, Traktate und Legenden usw.,
die einst den Tagesablauf der Nonnen
strukturiert haben.
Mit der einset-
zenden Kloster-
reform zu Beginn
des 15. Jahrhun-
derts wurde zu-
nächst St. Katha-
rina reformiert,
später zogen von
Nürnberg aus Non-
nen in zahlreiche
weitere Klöster.
„Im Zuge dieser
Reform wurden
immer wieder
Bücher an andere
Klöster verliehen“,
sagt Antje Wil-
ling. Auch das sei
ein Beleg für die
große Bedeutung
dieses Dominika-
nerinnenklosters.
Dessen letzte Priorin, Kordula Knorr,
gab zahlreiche Bücher an andere Klöster
ab. Als Knorr 1596 starb, ging die Bib-
liothek in städtischen Besitz über. Doch
über die Jahre verschwanden viele der
wertvollen Handschriften.
Wer sich über den Bücherschatz infor-
mieren möchte, wird auf der Homepage
db-st-katharina.vmguest.uni-jena.de fün-
dig. Neben kodikologischen Daten der
Schriften sind dort auch Verweise auf
verfügbare Digitalisate zu finden.
sl
Dr.AntjeWilling
zeigteinemittelalter-
licheHandschrift.
Foto:Kasper
Religion gehört in den Lehrplan
Studie belegt hohe Akzeptanz für Religionsunterricht an Berufsschulen
„Der Religionsunterricht an
allgemeinbildenden Schulen
ist als Erfolgsmodell anzu-
sehen“, sagt Dr. Steffi Völker
vom Institut für Erziehungs-
wissenschaft. Nun gelte es,
diesen Erfolg auf die berufli-
chen Schulen zu übertragen.
In einer großangelegten,
von der Evangelischen Kir-
che in Mitteldeutschland
geförderten Studie hat die
Erziehungswissenschaftlerin
gemeinsam mit Dr. Thomas
Heller und Prof. Dr. Michael
Wermke vom Zentrum für
Religionspädagogische Bil-
dungsforschung (ZRB) den
Religionsunterricht an beruf-
lichen Schulen in Sachsen-
Anhalt und Thüringen unter-
sucht. Etwa 800 Berufsschülerinnen und
-schüler wurden befragt, gut die Hälfte
von ihnen war konfessionslos. Das Fazit
der Wissenschaftler: Dort, wo der Un-
terricht angeboten wird, wird er von der
Schülerschaft gut angenommen. „Der
Religionsunterricht eröffnet – durchaus
selbstkritisch – eine spezifische Pers-
pektive auf den Menschen,
die Welt und Gott. Er hat
damit einen besonderen Le-
bens- und Berufsbezug, kann
Fragen und Probleme der Ju-
gendlichen in besonderer Hin-
sicht aufnehmen und leistet
einen wichtigen Beitrag für
eine freiheitlich-pluralistische
Gesellschaft“, sagt Dr. Heller,
der Geschäftsführer des ZRB.
Außerdem haben alle Schüle-
rinnen und Schüler, auch an
beruflichen Schulen, ein An-
recht auf Religionsunterricht,
ergänzt der Direktor des ZRB,
Prof. Wermke. Berufsschulen
sind dabei v. a. gewichtig,
weil hier neben den Grund-
schulen die meisten Schüler
unterrichtet werden.
Mit ihrer Studie und einer Erklärung
appellieren die Pädagogen an die Politik,
den Religionsunterricht an Berufsschu-
len zu stärken und auszubauen.
sl
DieBibelinderBerufsausbildung–rund800Berufsschülerinnenund
-schülergabeninderStudieAuskunft.
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Wermke
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