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Uni-Journal Jena04/15
Forschungsprojekte
„Abfall“ mit Signalwirkung
Forschergruppe „Häm und Häm-Abbauprodukte“ wird weiter gefördert
Der rote Blutfarbstoff Häm und seine
Stoffwechselprodukte stehen im Fokus
einer von der Deutschen Forschungs-
gemeinschaft (DFG) geförderten For-
schergruppe: Das interdisziplinäre Team
um Prof. Dr. Stefan H. Heinemann un-
tersucht dabei alternative Funktionen
und Signalmechanismen von Häm und
seinen Abbauprodukten. In der Forscher-
gruppe arbeiten seit 2012Wissenschaft-
ler unterschiedlicher Fachrichtungen
der Universität und des Klinikums, des
Leibniz-Instituts für Altersforschung
(Fritz-Lipmann-Institut, FLI) und des
Leibniz-Instituts für Photonische Tech-
nologien (IPHT), der Universität Bonn
sowie der Universität von Pennsylvania
zusammen.
Regulatorische Funktionen
Nun wird das innovative Verbundpro-
jekt für weitere drei Jahre von der DFG
gefördert: Die Forschergruppe „Häm
und Häm-Abbauprodukte: Alternative
Funktionen und Signalmechanismen“
(FOR 1738) erhält rund drei Millionen
Euro. Außerdem
würdigt die DFG
die Kooperation
von Prof. Toshinori
Hoshi (Pennsylva-
nia) mit der Jenaer
Forschergruppe
und gewährt ihm
ein Mercator Fel-
lowship, das eine
langfristige Zu-
sammenarbeit er-
möglichen soll.
„Obwohl Häm
gut charakterisiert
ist, war bis vor kur-
zem nicht bekannt,
dass es eine Si-
gnalwirkung hat“,
macht Prof. Hei-
nemann deutlich. „Insbesondere die
Abbauprodukte galten in erster Linie als
Abfall“, so der Inhaber des Lehrstuhls
für Biophysik. Dass diese Moleküle je-
doch auch regulatorische Funktionen im
Körper ausüben und eine Rolle bei ver-
schiedenen Erkrankungen spielen, konn-
ten die Forscher um Heinemann bereits
zeigen. In der nun startenden zweiten
Förderperiode wollen die Forscher u. a.
untersuchen, welche Rolle Schutzme-
chanismen, die den Anteil an freiem
Häm im Körper kontrollieren, während
infektiöser Erkrankungen spielen. US
DerBlutfarbstoffHämundseineStoffwechselproduktestehenimFokusderForschergruppe.
Kontakt:
Prof.Dr.StefanH.
Heinemann
Tel.:03641/9395650
E-Mail:stefan.h. heinemann@uni-
jena.deFoto:Kasper
Knautschzone Balkan
Geologen untersuchen Gebirgsbildung im Adriatischen Raum
Was passiert, wenn zwei bewegte Kör-
per aufeinanderstoßen, lässt sich u. a.
im Straßenverkehr beobachten: Fährt
ein Auto auf ein anderes auf, gibt es
meistens Blechschaden. Je nachdem
wie stark der Aufprall war, legt sich die
Karosserie entlang der sogenannten
Knautschzone in Falten. „Ganz ähnlich
verhält es sich, wenn zwei Platten der
Erdkruste aufeinandertreffen, nur die
Zeiträume sind sehr viel größer“, sagt
Prof. Dr. Kamil Ustaszewski. Stoßen
zwei Kontinentalplatten aufeinander
oder schiebt sich eine ozeanische Platte
unter eine Kontinentalplatte, so entste-
hen Falten in Form von Gebirgen, erläu-
tert der Strukturgeologe.
In Europa sind solche Prozesse etwa
an der Küstenlinie der Balkanhalbinsel
zu sehen. Die adriatische Platte schiebt
sich hier unter die Eurasische Kontinen-
talplatte. Mit wenigen Millimetern wan-
dert der Absatz des italienischen Stiefels
jährlich auf die Küste der Balkanhalbinsel
zu und faltet diese zu Gebirgszügen zu-
sammen.
Die Auswirkungen auf die „Knautsch-
zone“ der Balkanhalbinsel insbesondere
in der Landschaft in Albanien und Mon-
tenegro untersuchen Prof. Ustaszewski
und sein Fachkollege Prof. Dr. Klaus Rei-
cherter von der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen nun in
einem neuen Forschungsprojekt. Der
Titel des Vorhabens „Almond“ steht
für „Albania and Montenegro neotecto-
nic deformation“. Das zunächst auf drei
Jahre angelegte Projekt wird von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft mit
rund 350000 Euro gefördert.
Die Geologen wollen Indizien in der
Landschaft aufspüren, an denen sich
die Gebirgsbildungsprozesse nachwei-
sen lassen. So werden sie etwa Terras-
sensedimente untersuchen, die Flüsse
zu unterschiedlichen Zeiten in der Land-
schaft abgelagert haben und Modelle
erstellen, die ihren Entstehungsprozess
veranschaulichen. Damit soll das Alter
der noch jungen Faltenzüge an der Küste
beider Länder genauer ermittelt und so
eine verbesserte Chronologie der bishe-
rigen Gebirgsbildung erstellt werden.
Außerdem erhofft sich das Forscher-
team auch ein besseres Verständnis
der Erdbebengefährdung der Region.
„Nach europäischen Maßstäben gibt
es eine enorm hohe Erdbeben-Aktivität
in diesem Raum“, erklärt Ustaszewski.
Auch dafür liege die Ursache in der be-
sonderen tektonischen Konstellation der
„Knautschzone“ Balkan.
biw/US
DerShkodra-See
liegtimZielgebiet
desProjekts.
Kontakt:
Prof.Dr.Kamil
Ustaszewski
Tel.:03641/948623
E-Mail:kamil.u@uni- jena.deFoto:Ustaszewski