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Uni-Journal Jena12/15
Kultur
Wallace-Linien und Maulwürfe
Sonderausstellung im Phyletischen Museum zeigt „Zoogeographie“
Der Pyrenäen-Desman oder Almizclero
ist ein aquatisch lebender Maulwurf, der
in den Pyrenäen zwischen Frankreich
und Spanien vorkommt. Sein Verbrei-
tungsgebiet erstreckt sich außerdem
auf das Bergland der iberischen Halbin-
sel bis nach Portugal. Eine weitere Art
ist im südwestlichen Russland verbreitet
– in anderen Teilen der Erde sucht man
den Desman vergeblich.
„Tiere kommen in natürlichen biogeo-
graphischen Regionen vor“, sagt Dr. Gun-
nar Brehm vom Phyletischen Museum.
Augenfälligstes Beispiel seien wohl
Kängurus, die nur auf dem australischen
Kontinent beheimatet sind. Andere Beu-
teltiere – etwa das Opossum – haben
sich bis nach Nordamerika verbreitet.
In welchen geographischen Regionen
sich bestimmte Tiere finden lassen, das
zeigt die Sonderausstellung des Phyleti-
schen Museums: „Zoogeographie. Wie
sich dieTiere über dieWelt verbreitet ha-
ben.“ Die Schau wird bis zum 20. März
2016 zu sehen sein.
Ursprung der neuen Ausstellung war
ein Seminar, das der Wissenschafts-
historiker Dr. Andreas Christoph vom
Institut für Geschichte der Medizin,
Naturwissenschaft und Technik „Ernst-
Haeckel-Haus“ zusammen mit Prof. Dr.
Martin S. Fischer vom Institut für Spe-
zielle Zoologie und Evolutionsbiologie
angeboten hatte. Im Fokus stand die
Zoogeographie, die Verbreitung der Ar-
ten auf der Erde. Die Idee dazu stammt
von Alfred Russel Wallace (1823-1913).
Der britische Zoologe und Forschungs-
reisende teilte die Welt in zoogeogra-
phische Regionen ein. Zu Ehren des
Mannes, der zeit seines Lebens nicht
aus dem Schatten Charles Darwins trat,
wird die Grenze zwischen der Orienta-
lis und der Australis in Südostasien als
„Wallace-Linie“ bezeichnet.
Die neue Schau wurde von Christoph
konzipiert und zusammen mit Brehm
und den Präparatoren Matthias Krüger
und Stefanie Griebsch umgesetzt. Dabei
griffen die Ausstellungsmacher auf den
Fundus des Phyletischen Museums zu-
rück: „Wir geben einen Einblick in unsere
Schatzkammer“, sagt Gunnar Brehm. Er-
gänzend zu zahlreichen Tierpräparaten
werden historische Landkarten gezeigt,
auf denen die Verbreitungsgrenzen von
Tierarten sichtbar werden.
Vitrine mit Eindringlingen
„Auf Grundlage des Kartenmaterials
von Wallace haben wir die Exponate
nach den Regionen geordnet, in denen
die Tiere natürlicherweise vorkommen“,
sagt Andreas Christoph. Doch in einer Vi-
trine geht es auch um invasive Arten, um
Eindringlinge wie denWaschbären in Eu-
ropa oder die Ratte auf den Galapagos-
Inseln. Es seien Belege dafür, welche
gravierenden Schäden der meist durch
den Menschen verursachte Transfer von
Arten in andere Lebensräume anrichtet.
Im „Kubus“ des Museums ergänzen
Bilder der Berliner Künstlerin Nanne
Meyer die Sonderausstellung auf beson-
dere Weise.
sl
Dieserpräparierte
Orang-Utangehört
zudenwichtigsten
Exponatenderneuen
AusstellungimPhy-
letischenMuseum.
BegleitendzurAus-
stellunggibtesunter
www.phyletisches-museum.uni-jena.de
einOnline-Memory.
Foto:Kasper„Freundschaft!“
Ausstellung im Stadtmuseum thematisiert DDR-Alltagsgeschichte
Das Stadtmuseum zeigt derzeit zusam-
men mit dem Bereich Volkskunde/Kul-
turgeschichte der Universität Jena die
neue Sonderausstellung „Freundschaft!
Mythos und Realität im Alltag der DDR“.
Die Ausstellung präsentiert ein viel-
schichtigesThema der Alltagsgeschichte
in der DDR, für das es auch in der For-
schung bisher wenig Vorlauf gab. Dank
umfangreicher Zeitzeugenbefragungen
ist es gelungen, aussagekräftige Bei-
spiele für gelebte Freundschaftsmodelle
in der DDR und insbesondere in Jena zu
finden – von Musikbands und Cliquen
über private Freundeskreise bis hin zu
Freundschaften, die sich unter dem Dach
der Kirche entwickelten. Diese werden
dem staatlich verordneten Freund-
schaftsbegriff der DDR-Propaganda ge-
genübergestellt.
Eine besondere Herausforderung be-
stand für Kuratorin Teresa Thieme darin,
das Thema mit geeigneten Exponaten
in einer Ausstellung zu illustrieren. Die
vielen „gelernten DDR-Bürgern“ noch
bekannten Sprachmuster, Bildzeugnisse
und Symbole zeigen einerseits, wie weit
der offizielle Freundschaftsbegriff im Le-
bensalltag verbreitet war. Dem stehen
Fotos, Interviews, Briefe und Poesie-
alben gegenüber, die den hohen Wert
der Freundschaft im privaten Bereich
verdeutlichen.
Freunde außerhalb von Facebook
Die Ausstellung bietet sowohl denje-
nigen, die in der DDR gelebt haben, als
auch Nachgeborenen und Bürgern der
„alten“ Bundesrepublik vielfältige Anre-
gungen, nicht zuletzt zu der Frage, was
heute im Zeitalter von Followern und
Facebook-Friends Freundschaft ist und
welchen Stellenwert sie hat.
Die Ausstellung ist bis zum 7. Februar
2016 zu sehen. Ein abwechslungsreiches
Begleitprogramm ergänzt die Schau
(www.stadtmuseum.jena.de). Der Kata-
log umfasst 208 Seiten und kostet 13,90
Euro. Führungen können unter 03641 /
498038 angemeldet werden.
PM
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Foto:Günther