Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  54 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 54 / 56 Next Page
Page Background

54

Uni-Journal Jena12/15

Kultur

Wallace-Linien und Maulwürfe

Sonderausstellung im Phyletischen Museum zeigt „Zoogeographie“

Der Pyrenäen-Desman oder Almizclero

ist ein aquatisch lebender Maulwurf, der

in den Pyrenäen zwischen Frankreich

und Spanien vorkommt. Sein Verbrei-

tungsgebiet erstreckt sich außerdem

auf das Bergland der iberischen Halbin-

sel bis nach Portugal. Eine weitere Art

ist im südwestlichen Russland verbreitet

– in anderen Teilen der Erde sucht man

den Desman vergeblich.

„Tiere kommen in natürlichen biogeo-

graphischen Regionen vor“, sagt Dr. Gun-

nar Brehm vom Phyletischen Museum.

Augenfälligstes Beispiel seien wohl

Kängurus, die nur auf dem australischen

Kontinent beheimatet sind. Andere Beu-

teltiere – etwa das Opossum – haben

sich bis nach Nordamerika verbreitet.

In welchen geographischen Regionen

sich bestimmte Tiere finden lassen, das

zeigt die Sonderausstellung des Phyleti-

schen Museums: „Zoogeographie. Wie

sich dieTiere über dieWelt verbreitet ha-

ben.“ Die Schau wird bis zum 20. März

2016 zu sehen sein.

Ursprung der neuen Ausstellung war

ein Seminar, das der Wissenschafts-

historiker Dr. Andreas Christoph vom

Institut für Geschichte der Medizin,

Naturwissenschaft und Technik „Ernst-

Haeckel-Haus“ zusammen mit Prof. Dr.

Martin S. Fischer vom Institut für Spe-

zielle Zoologie und Evolutionsbiologie

angeboten hatte. Im Fokus stand die

Zoogeographie, die Verbreitung der Ar-

ten auf der Erde. Die Idee dazu stammt

von Alfred Russel Wallace (1823-1913).

Der britische Zoologe und Forschungs-

reisende teilte die Welt in zoogeogra-

phische Regionen ein. Zu Ehren des

Mannes, der zeit seines Lebens nicht

aus dem Schatten Charles Darwins trat,

wird die Grenze zwischen der Orienta-

lis und der Australis in Südostasien als

„Wallace-Linie“ bezeichnet.

Die neue Schau wurde von Christoph

konzipiert und zusammen mit Brehm

und den Präparatoren Matthias Krüger

und Stefanie Griebsch umgesetzt. Dabei

griffen die Ausstellungsmacher auf den

Fundus des Phyletischen Museums zu-

rück: „Wir geben einen Einblick in unsere

Schatzkammer“, sagt Gunnar Brehm. Er-

gänzend zu zahlreichen Tierpräparaten

werden historische Landkarten gezeigt,

auf denen die Verbreitungsgrenzen von

Tierarten sichtbar werden.

Vitrine mit Eindringlingen

„Auf Grundlage des Kartenmaterials

von Wallace haben wir die Exponate

nach den Regionen geordnet, in denen

die Tiere natürlicherweise vorkommen“,

sagt Andreas Christoph. Doch in einer Vi-

trine geht es auch um invasive Arten, um

Eindringlinge wie denWaschbären in Eu-

ropa oder die Ratte auf den Galapagos-

Inseln. Es seien Belege dafür, welche

gravierenden Schäden der meist durch

den Menschen verursachte Transfer von

Arten in andere Lebensräume anrichtet.

Im „Kubus“ des Museums ergänzen

Bilder der Berliner Künstlerin Nanne

Meyer die Sonderausstellung auf beson-

dere Weise. 

sl

Dieserpräparierte

Orang-Utangehört

zudenwichtigsten

Exponatenderneuen

AusstellungimPhy-

letischenMuseum.

BegleitendzurAus-

stellunggibtesunter

www.phyletisches-

museum.uni-jena.de

einOnline-Memory.

Foto:Kasper

„Freundschaft!“

Ausstellung im Stadtmuseum thematisiert DDR-Alltagsgeschichte

Das Stadtmuseum zeigt derzeit zusam-

men mit dem Bereich Volkskunde/Kul-

turgeschichte der Universität Jena die

neue Sonderausstellung „Freundschaft!

Mythos und Realität im Alltag der DDR“.

Die Ausstellung präsentiert ein viel-

schichtigesThema der Alltagsgeschichte

in der DDR, für das es auch in der For-

schung bisher wenig Vorlauf gab. Dank

umfangreicher Zeitzeugenbefragungen

ist es gelungen, aussagekräftige Bei-

spiele für gelebte Freundschaftsmodelle

in der DDR und insbesondere in Jena zu

finden – von Musikbands und Cliquen

über private Freundeskreise bis hin zu

Freundschaften, die sich unter dem Dach

der Kirche entwickelten. Diese werden

dem staatlich verordneten Freund-

schaftsbegriff der DDR-Propaganda ge-

genübergestellt.

Eine besondere Herausforderung be-

stand für Kuratorin Teresa Thieme darin,

das Thema mit geeigneten Exponaten

in einer Ausstellung zu illustrieren. Die

vielen „gelernten DDR-Bürgern“ noch

bekannten Sprachmuster, Bildzeugnisse

und Symbole zeigen einerseits, wie weit

der offizielle Freundschaftsbegriff im Le-

bensalltag verbreitet war. Dem stehen

Fotos, Interviews, Briefe und Poesie-

alben gegenüber, die den hohen Wert

der Freundschaft im privaten Bereich

verdeutlichen.

Freunde außerhalb von Facebook

Die Ausstellung bietet sowohl denje-

nigen, die in der DDR gelebt haben, als

auch Nachgeborenen und Bürgern der

„alten“ Bundesrepublik vielfältige Anre-

gungen, nicht zuletzt zu der Frage, was

heute im Zeitalter von Followern und

Facebook-Friends Freundschaft ist und

welchen Stellenwert sie hat.

Die Ausstellung ist bis zum 7. Februar

2016 zu sehen. Ein abwechslungsreiches

Begleitprogramm ergänzt die Schau

(www.stadtmuseum.jena.de)

. Der Kata-

log umfasst 208 Seiten und kostet 13,90

Euro. Führungen können unter 03641 /

498038 angemeldet werden. 

PM

Symboleverordneter

Freundschaftim

DDR-Alltagzeigtdie

Schau,dieinZusam-

menarbeitmitdem

BereichVolkskunde/

Kulturgeschichteent-

standenist.

Foto:Günther