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Uni-Journal Jena12/15
die schon bald auf das Leben
der Menschen durchschlägt.
Der Jenaer Soziologe er-
forscht das Verhältnis von
Mensch und Biene in einem
von der VolkswagenStiftung
geförderten Projekt, dessen
erste Ergebnisse er jetzt ge-
meinsam mit Kerstin Stark
(Universität Kassel) veröffent-
licht hat. Das Buch trägt den
Titel „Menschen und Bienen.
Ein nachhaltiges Miteinander
in Gefahr.“
Darin gehen Lorenz und
Stark den unterschiedlichen
Facetten der Diskussion
nach: Es kommen Wissen-
schaftler verschiedener Dis-
ziplinen zu Wort, auch Auto-
ren aus Pflanzenschutz-Industrie und
Naturschutz sind vertreten. Klar wird,
die Gefahren für die fleißigen Bestäuber
sind vielfältig. Zugleich gibt es aber auch
Hoffnung, etwa den Trend zur Stadtim-
kerei.
sl
Neue Bücher
Aus dem Logbuch
Grußworte aus 10 Jahren Universitätsgeschichte
„Mit seiner Universität hat
der Hanfried ein Schiff in die
Saale gelassen, das Untie-
fen und Stromschnellen zu
durchfahren hatte und – Gott
sei Dank – gut durchfahren
hat“, sagte Prof. Dr. Klaus Di-
cke am 27. Januar 2008. Der
damalige FSU-Rektor fügte
hinzu, der alte Kahn sei nun
generalüberholt, mit stabilen
Masten versehen, habe neu-
este Technik an Bord, einen
immer mehr auf Touren kom-
menden Antrieb und sei wohl
auch dank einer gescheiten
Navigationsanlage bestens
gerüstet. Ein starkes Bild,
um die FSU zu beschreiben,
deren 450-jähriges Bestehen
2008 gefeiert wurde.
Die Rede hielt Klaus Dicke
zur Eröffnung der Ausstellung
„Universitäres Leben im Collegium Je-
nense von 1548 bis heute“. Zehn Jahre
lang, von 2004 an, stand Dicke der Je-
naer Universität als Rektor vor. Inzwi-
schen hat der Kapitän die
Brücke verlassen. Nun hat
der Politikwissenschaftler
eine ganz besondere Bilanz
seiner Amtszeit vorgelegt.
Unter dem Titel „Heilige,
Petawatt-Laser, Festakte und
Forschungsmagnetresonanz-
tomographen“ sind zahlrei-
che Grußworte versammelt,
die Dicke als Rektor gehalten
hat. Das Buch lässt sich als
eine Chronik der Alma Mater
Jenensis lesen und vermittelt
einen Eindruck vom Arbeits
pensum des Rektors. Insge-
samt, so Dicke, habe er wohl
um die 650 Grußworte in sei-
ner Amtszeit gehalten. Alle
selbst verfasst, mit Hinter-
sinn und Freude an der Spra-
che. Im neuen Band kann der
Leser das Wachsen und Wer-
den der Universität nachverfolgen, sich
an rhetorisch brillanten Texten erfreuen
und viele Facetten des universitären Le-
bens kennenlernen.
sl
KlausDicke:„Hei-
lige,Petawatt-Laser,
FestakteundFor-
schungsmagnetreso-
nanztomographen.
DieFriedrich-Schil-
ler-UniversitätJena
2004-2014imSpiegel
vonGrußworten“.
VDSVerlagsdru-
ckereiSchmidt,Jena
2015,476Seiten,19
Euro,ISBN978-3-
9813138-3-3
WolfgangFrindte,
DanielGeschke,
NicoleHaußecker,
FranziskaSchmidtke
(Hg.):„Rechtsex-
tremismusund
Nationalsozialisti-
scherUntergrund.
InterdisziplinäreDe-
batten,Befundeund
Bilanzen“,Springer
VS,2015,487Seiten,
39,99Euro,ISBN978-
3-658-09996-1
Rechtsextremismus
und NSU
Mehr als 13 Jahre lang hatte
die rechtsextreme Terror-
gruppe „Nationalsozialisti-
scher Untergrund (NSU)“ um
Uwe Böhnhardt, Uwe Mund-
los und Beate Zschäpe ver-
steckt gemordet, gebombt
und überfallen.
Die Aufdeckung dieser
Mordserie ist seither zu ei-
nem Wendepunkt im Um-
gang mit rechter Gewalt und
der militanten Neonaziszene
in Deutschland geworden,
sagt Prof. Dr. Wolfgang
Frindte. „Unabhängig vom
besonderen Einzelfall des
NSU zeichnen sich in den letz-
ten Jahren vermehrt politisch
rechteTendenzen in der deut-
schen Gesellschaft ab“, beob-
achtet der Jenaer Psychologe
und Kommunikationswissen-
schaftler. Die PEGIDA-Bewegung und
ihre Ableger seien für ihn und andere
Sozialwissenschaftler von besonderem
Interesse. „Weil sie öffentlich äußern,
was bisher im Dunkel anonymer Be-
fragung verschwand“, so Frindte. „Die
Vielfalt empirischen Materials, das uns
etwa durch fremdenfeindliche Debatten
in Sozialen Medien zur Verfügung steht,
eröffnet Chancen, unser wissenschaftli-
ches Instrumentarium neu zu justieren.“
Gemeinsam mit drei Jenaer Kollegen
hat Frindte nun ein Buch herausgege-
ben, das entsprechende Ansätze in der
Rechtsextremismusforschung vorstellt.
„Rechtsextremismus und Nationalsozi-
alistischer Untergrund“ heißt der Band,
der zudem die öffentlichen Kontroversen
um den NSU diskutiert und neue Präven-
tions- und Interventionsansätze vorstellt.
Wachsende Gewalt
Thüringen gehört zu den Bundeslän-
dern, in denen 2014 die meisten frem-
denfeindlichen und rechtsextremen Ge-
walttaten verübt wurden. „Vor allem die
Gewalt gegenüber Flüchtlingen hat in
Deutschland dramatisch zugenommen“,
weiß Frindte. „Angeheizt werden die
Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte v.
a. durch rechtspopulistische Bewegun-
gen, die mit den etablierten wissen-
schaftlichen Definitionen von Rechtsext-
remismus und sozialwissenschaftlichen
Instrumentarien nicht mehr zu analysie-
ren sind.“ Die Frage, was sozialwissen-
schaftliche Beobachtungen in diesem
Fall leisten können, steht im Mittelpunkt
des neuen Sammelbands.
US
Haustier mit Giftstachel
„Menschen und Bienen“ in Gefahr
Als aggressive, angriffslus-
tige Insekten, die als Inva-
soren ihren Kontinent besie-
delten und dabei Teile der
heimischen Tierwelt ausrot-
ten halfen. So erlebten die
Indianer Nordamerikas den
„Vogel des weißen Mannes“:
die Honigbiene (Apis melli-
fera). Die vermutlich mit den
ersten europäischen Siedlern
ins Land gelangten Bienen
trugen dazu bei, die beiden
einzigen rezenten Sitticharten
Nordamerikas – den Karolina-
und den Louisianasittich –
auszurotten.
Trotzdem genießt die Ho-
nigbiene ein hohes Ansehen.
„Die Honigbiene wird in ers-
ter Linie als bedrohte Art wahrgenom-
men“, sagt Dr. Stephan Lorenz. Das
Miteinander von Mensch und Biene sei
aktuell in Gefahr. Es gebe die Befürch-
tung, das Bienensterben sei Symptom
einer tiefgehenden ökologischen Krise,
StephanLorenz,
KerstinStark(Hg.):
„MenschenundBie-
nen.Einnachhaltiges
MiteinanderinGe-
fahr“,oekomVerlag,
München2015,242
Seiten,29,95Euro,
ISBN978-3-86581-
713-6