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Uni-Journal Jena11/14
Forschung
Psychologische Betreuung hilft
Wirksamkeit bei Patienten nach herzchirurgischen Eingriffen nachgewiesen
Das Gehirn hört zu
Gedächtnisspur für das Wiedererkennen von Stimmen nachgewiesen
Hoch oder tief, piepsig oder rauchig –
die Stimme eines Menschen ist so in-
dividuell wie sein Fingerabdruck. „Der
Klang der Stimme verrät vieles über ih-
ren Besitzer, etwa über Persönlichkeit,
Alter, Geschlecht, Stimmung und Identi-
tät“, weiß Dr. Romi Zäske. Vor allem die
Stimmen von vertrauten Personen las-
sen sich leicht wiedererkennen. Doch
die Neuropsychologin und ihre Kollegen
haben nun gezeigt, dass Menschen auch
in der Lage sind, sich an eine Stimme
zu erinnern, selbst wenn sie diese kaum
kennen. Zudem unterscheide das Gehirn
zwischen leicht zu merkenden Stimmen
und denen, die schnell wieder in Ver-
gessenheit geraten, schreiben die Wis-
senschaftler in der aktuellen Ausgabe
eines internationalen Fachmagazins (The
Journal of Neuroscience, DOI: 10.1523/
JNEUROSCI.0581-14.2014).
Individuell wie ein Fingerabdruck
Für die Studie haben die Wissen-
schaftler Testpersonen mehrere kurze
gesprochene Sätze vorgespielt. In den
Testphasen bekamen die Probanden
dann mehrere Stimmen zu hören –
sowohl neue, als auch bereits aus der
Lernphase bekannte Stimmen. „Die
Probanden waren
erstaunlich gut
in der Lage, die
ihnen bekannten
Stimmen von den
fremden zu unter-
scheiden, obwohl
sie von diesen
zuvor nur wenige
kurze Sätze ge-
hört hatten“, sagt
Romi Zäske. Da-
bei konnten sie
die Sprecher auch
dann wiederer-
kennen, wenn das
in der Lern- und
Testphase Ge-
sagte voneinander
abwich. Daher handle es sich dabei nicht
um die einfacheWiedererkennung eines
bestimmten Reizes, sondern um echte
Stimmenerkennung unabhängig vom
Gesagten, betont die Leiterin der Studie.
Gleichzeitig haben die Wissenschaft-
ler mittels Elektroenzephalografie (EEG)
die Gehirnaktivität der Testpersonen
aufgezeichnet. Gelernte und später wie-
dererkannte Stimmen verarbeitet das
Gehirn demnach anders als solche, die
wieder vergessen werden. „Das Gehirn
legt bereits in der Lernphase für be-
stimmte Stimmen eine Gedächtnisspur
an. Diese wird später wieder aktiviert,
die Stimme erfolgreich aus dem episodi-
schen Gedächtnis abgerufen und damit
als bekannt identifiziert“, erläutert Zäske.
Diesen Effekt haben Forscher bereits für
dasWiedererkennen von Gesichtern und
Wörtern beobachtet. Doch das ist das
erste Mal, dass solche Gedächtnisspu-
ren auch für das Lernen von Stimmen
nachgewiesen werden konnten.
ch
Foto:Kasper
Dr.RomiZäske(l.)
bereiteteineProban-
dinfürdasEEGvor,
umderenGehirnak-
tivitätbeimLernen
vonStimmenzu
messen.
Kontakt:
Tel.:03641/945935
E
-Mail:romi.zaeske@
uni-jena.de
Psychologische Interventionen bei herz-
chirurgischen Eingriffen reduzieren die
psychische Belastung von Patienten.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Meta-
Analyse, für die Psychologen des Unikli-
nikums 19 Studien mit über 2 000 Pati-
enten auswerteten.
In ihrer in der Cochrane Database of
Systematic Reviews veröffentlichten
Studie untersuchten Dr. Susan Koranyi
und PD Dr. Jenny Rosendahl vom Insti-
tut für Psychosoziale Medizin und Psy-
chotherapie die Wirksamkeit verschie-
dener psychologischer Interventionen
bei Herzoperationen. Operationen am
offenen Herzen gehen häufig mit psychi-
schen Belastungen einher, wie beispiels-
weise vermehrten Ängsten und erhöhter
Depressivität. Psychologische Interven-
tionen sind in diesem Zusammenhang
darauf ausgerichtet, das Wissen der
Patienten über den Eingriff und seine
Folgen zu erhöhen, operationsbezogene
Ängste und Befürchtungen abzubauen,
Schmerzen zu reduzieren und die Gene-
sung nach dem Eingriff zu fördern. Dabei
kommen verschiedene Methoden zum
Einsatz, beispielsweise Entspannungs-
verfahren, Informationsvermittlung oder
Hypnotherapie.
„In der Zusammenfassung der Stu-
dien erwiesen sich die psychologischen
Unterstützungsmaßnahmen als wirk-
sam, um Ängste und Depressivität zu
reduzieren“, so die Autorinnen. Dieser
Effekt hielt nachweislich auch nach der
Entlassung an. Dr. Susan Koranyi betont,
dass psychologische Interventionen ein
kostengünstiges und nebenwirkungsar-
mes Instrument seien, dessen Potenzial
weiter überprüft werden sollte. Neue
Studien seien nötig, um ihre Wirksam-
keit auch auf verschiedene Genesungs-
parameter zu untersuchen.
vdG
DasTeamdesUniversitätsherzzentrumsbeieinemEingriff.Opera-
tionenamoffenenHerzengehenhäufigmitÄngstenunderhöhter
DepressivitätderPatienteneinher.PsychologischeBetreuungkannden
Betroffenenhelfen.
Kontakt:PDDr.JennyRosendahl,Tel.:03641/935482,E
-Mail:jenny.
rosendahl@med.uni-jena.de ,Susan.Koranyi@med.uni-jena.deFoto:Schröder