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Uni-Journal Jena11/14

Forschung

Spinat unter Druck

Wie sich Gemüse besonders schonend konservieren lässt

Kurzschluss in der Nahrungskette

Wie Viren den Stoffwechsel von Meeresalgen entern

Fünf Mal amTag eine Handvoll, so heißt

die Empfehlung für den Verzehr von

Obst und Gemüse. Voller Nähr- und Mi-

neralstoffe steckt die pflanzliche Nah-

rung und enthält noch dazu jede Menge

Vitamine. Sie liefert unserem Körper

nicht nur Energie, sondern wirkt sich

auch in vielerlei Hinsicht positiv auf die

Gesundheit aus.

Auch das Augenlicht braucht die tägli-

che Dosis Gemüse: So haben pflanzliche

Farbstoffe (Carotinoide) aus grünem Ge-

müse wie Spinat, Grünkohl oder Brokkoli

eine positive Wirkung auf die Netzhaut

im menschlichen Auge. „Sie wirken als

natürlicher Sonnenschutz, indem sie

schädliches energiereiches, blaues Licht

von der Netzhaut fernhalten“, sagt PD Dr.

Volker Böhm. Doch nicht mit jedem Biss

in ein Spinatblatt tut man seinen Augen

automatisch etwas Gutes. „Entschei-

dend ist, wie das Gemüse zubereitet

bzw. haltbar gemacht wurde“, weiß der

Ernährungswissenschaftler.

Dr. Böhm und sein Team haben daher

untersucht, wie sich der Gehalt an wert-

vollen Carotinoiden in Brokkoli und Co.

bei der Konservierung schonen lässt.

Wie die Forscher in der Fachzeitschrift

„LWT – Food Sci-

ence and Techno-

logy“ schreiben,

lassen sich die

Schutzpigmente

durch den Ein-

satz eines Hoch-

druckverfahrens

beim Haltbarma-

chen weitestge-

hend vor Zerstö-

rung schützen

(DOI: 10.1016/j.

lwt.2014.01.004).

Für ihre Unter-

suchung haben

die Forscher Spi-

nat unterschiedlich

lange einem Druck

von bis zu 600

MPa ausgesetzt

und anschließend

den Carotinoid-

Gehalt mit Proben aus dampfgegar-

tem und gekochtem Spinat verglichen.

„Während sich aus den erhitzten Proben

deutlich geringere Mengen an Farbstof-

fen gewinnen ließen als aus dem rohen

Gemüse, haben wir in den druckbehan-

delten Proben sogar leicht höhereWerte

gefunden“, fasst Böhm die Ergebnisse

zusammen. Letzteres, so vermutet er,

liege daran, dass die Farbstoffe durch

das Druckverfahren leichter aus dem

Gemüse herausgelöst werden. 

US

Sie gehören zu den häufigsten Bewoh-

nern des Meeres: winzige Kalkalgen der

Art

Emiliania huxleyi

. Mit bloßem Auge

gar nicht zu erkennen, bilden die Mikroal-

gen während ihrer Blütezeit im Frühjahr

und Sommer quadratkilometergroße

Teppiche, die sogar auf Satellitenaufnah-

men sichtbar werden. „

Emiliania huxleyi

ist gemeinsam mit anderem Phytoplank-

ton für etwa die Hälfte der globalen Fo-

tosyntheseleistung verantwortlich“, weiß

Prof. Dr. Georg Pohnert. Dabei wird das

Treibhausgas Kohlendioxid – kurz CO

2

– der Atmosphäre entzogen und Sauer-

stoff freigesetzt. „Zusätzlich nutzen die

Mikroalgen CO

2

zur Herstellung winziger

Kalkplättchen, die ihre Außenhülle ver-

stärken“, so der Chemiker weiter. Damit

seien die Einzeller ein entscheidender

Faktor für ein stabiles Weltklima.

Die alljährliche Blüte von

Emiliania

huxleyi

findet jedoch regelmäßig ein

jähes Ende: Die Algen werden massiv

von Viren befallen und sterben dadurch

ab. Wie die Viren die Algen dabei genau

zur Strecke bringen, war bislang unklar.

Doch das Team um Prof. Pohnert hat ge-

meinsam mit Forschern des Weizman

Instituts in Israel das komplexe Zusam-

menspiel zwischen den Algen und den

Viren untersucht. Wie sie im Fachmaga-

zin „The Plant Cell“ schreiben, konnten

die Forscher erstmals die molekularen

Mechanismen der Virus-Algen-Bezie-

hung aufklären, die den gesamten Nah-

rungskreislauf der Meere wesentlich be-

einflusst (DOI: 10.1105/tpc.114.125641).

„Die Viren greifen massiv in den Stoff-

wechsel der Algen ein“, sagt Pohnert.

„Die Viren bringen die Algen dazu, ge-

nau die molekularen Bausteine zu produ-

zieren, die sie selbst benötigen, um sich

zu vermehren.“ Schon eine Stunde nach

Beginn der Infektion haben die Viren

den Stoffwechsel der Algen komplett

umgekrempelt: Die produzieren dann

verstärkt bestimmte Sphingolipide, die

die Viren zur Vermehrung brauchen.

Doch, so konnten dieWissenschaftler

in der vorliegenden Studie ebenfalls zei-

gen, die Mikroalgen ergeben sich nicht

kampflos in ihr Schicksal. „Sie wehren

sich, indem sie die Biosynthese von so-

genanntenTerpenen drastisch drosseln“,

macht Pohnert deutlich. Auch auf diese

Kohlenwasserstoffe sind die Viren ange-

wiesen. 

US

Spinatschütztdie

Netzhaut.

Kontakt:

PDDr.VolkerBöhm

Tel.:03641/949633

E

-Mail:volker. boehm@uni-jena.de

Foto:Günther

KleinaberunverzichtbarfüreinstabilesWelt-

klima–dieKalkalge

Emilianiahuxleyi

.

Foto:Tsagaraki

Kontakt:

Prof.Dr.Georg

Pohnert

Tel.:03641/948170

E

-Mail:Georg. Pohnert@uni-jena.de

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English:

www.uni-

jena.de/en/uni_

journal_11_2014.

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