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Uni-Journal Jena11/14

Forschung

Highspeed im Trippelschritt

Warum Ameisen niemals die Bodenhaftung verlieren

Sie sind klein, flink und wendig: Dank

Heckantrieb und effizienter Leichtbau-

weise, vor allem aber aufgrund eines

ausgeklügelten Stabilisierungssystems,

bringen es die kleinen Flitzer auf ab-

solute Spitzengeschwindigkeiten. Die

Rede ist nicht etwa von einer neuen Ge-

neration ultraschneller Kleinwagen. Ge-

meint sind Wald-

ameisen. Bis zu

26 Körperlängen

legen die Tiere pro

Sekunde zurück

und erreichen da-

bei eine Frequenz

von 16 Schritten

pro Sekunde.

„Und das al-

les, ohne dabei

abzuheben“, sagt

Bewegungswis-

senschaftler Lars

Reinhardt. „Denn

anders als bei den

meisten schnell

laufenden Säuge-

tieren oder Vögeln

gibt es bei der

Fortbewegung von

Ameisen keine

Flugphase.“ Auch

bei hohemTempo,

so Reinhardt weiter, verlieren die Tiere

niemals die Bodenhaftung. Zu diesem

Ergebnis ist der Nachwuchsforscher in

einer aktuellen Studie gekommen. Wie

er gemeinsam mit Prof. Dr. Reinhard

Blickhan in der Fachzeitschrift „The Jour-

nal of Experimental Biology“ schreibt,

nutzen Ameisen ein „grounded running“

genanntes Bewegungsmuster (DOI:

10.1242/jeb.098426).

Die vorliegende Arbeit enthält die

erste umfassende, biomechanische

Lokomotionsanalyse an Ameisen über-

haupt, in der nicht nur die Bewegungs-

abläufe, sondern auch die bei der Fort-

bewegung der Tiere wirkenden Kräfte

gemessen und analysiert worden sind.

Möglich machte das erst ein hochemp-

findlicher Sensor, den Lars Reinhardt im

Rahmen seiner Promotionsarbeit entwi-

ckelt hat (DOI: 10.1242/jeb.094177).

Allzeit stabiler Gang

Das Schrittmuster der Ameisen bleibt

bei jedem Tempo gleich: Jeweils drei

Beine berühren immer den Boden. „Die

Tiere nutzen den alternierenden Tripod-

Gang“, sagt Reinhardt. Dazu bewegen

sie synchron das Vorder- und Hinterbein

einer Körperseite und das mittlere Bein

auf der gegenüberliegenden Seite nach

vorn. Erst wenn alle drei wieder Boden-

kontakt haben, heben die anderen Beine

ab. Das sei zwar energieaufwendig.

„Doch so erreichen die Ameisen einen

sehr stabilen Gang, auch im unwegsa-

men Gelände.“Hinzu komme, dass diese

Art der Fortbewegung auch blitzschnelle

Richtungswechsel möglich macht. US

Würmer im Einsatz gegen Hochwasser

Warum die Regenwurmdichte den Wasserhaushalt des Bodens beeinflusst

Die Bilder haben die meisten wohl noch

im Kopf: Im Sommer 2013 standen weite

Teile Mitteldeutschlands unter Wasser.

Heftige Niederschläge hatten das Land

in eine Seenlandschaft verwandelt. „Sol-

che Extremereignisse machen deutlich,

welch wichtige Rolle der Wasserkreis-

lauf in unserem Leben spielt“, sagt Ju-

niorprofessorin Dr. Anke Hildebrandt.

„Einer der wichtigsten Umschlagplätze

ist dabei der Boden.“ Denn der Boden

ist das Auffangbecken für Niederschlags-

wasser und stelle so die Verbindung zum

Grundwasser her, erklärt die Juniorpro-

fessorin für Ökologische Modellierung.

Wie die natürliche Infiltration – die Auf-

nahme von Niederschlägen in den Bo-

den – beeinflusst wird, das haben Prof.

Hildebrandt und ihr Team jetzt detailliert

untersucht: Dr. Christine Fischer konnte

gemeinsam mit Kollegen nachweisen,

dass die Wasseraufnahmefähigkeit des

Bodens entscheidend vom Pflanzen-

bewuchs sowie dem Vorkommen von

Regenwürmern geprägt ist. Seine Er-

gebnisse hat das Forscherteam in der

Fachzeitschrift „PLOSOne“ veröffentlicht

(DOI: 10.1371/journal.pone.0098987).

Ausschlaggebend für die Aufnahmeka­

pazität des Bodens ist seine Porenstruk­

tur. Dass die von biologischen Faktoren

geprägt wird, ist eine zentrale Erkennt­

nis der vorliegenden Arbeit. So fanden

die Forscherinnen heraus, dass sich das

Vorkommen von Gräsern negativ auf

die Entstehung großer Poren auswirkt,

während das Vorhandensein von Legu-

minosen wie Klee oder Lupinen deren

Entstehung begünstigt. Zudem spielen

Regenwürmer eine große Rolle: Diese

begünstigen durch ihre Aktivitäten im

Boden die Porenbildung. Allerdings

scheinen sie sich bevorzugt dort aufzu-

halten, wo es auch Leguminosen gibt,

was den Effekt auf dieWasseraufnahme

zusätzlich verstärkt. 

US

AmeisensindMeis-

terim„grounded

running“.

Kontakt:

LarsReinhardt

Tel.:03641/945706

E

-Mail:lars. reinhardt@uni-jena

.

de

Jun.-Prof.Dr.AnkeHildebrandt(l.)undDr.ChristineFischer.

Kontakt:

Tel.:03641/948651

E-Mail:

hildebrandt.a@uni

-

jena.de

Foto:Günther

Foto:Kasper