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FSUNewsletter/Herbst 2016

Neue Bücher

Siegrid Westphal, Hans-Werner Hahn, Georg Schmidt

(Hg.): „DieWelt der Ernestiner. Ein Lesebuch“, BöhlauVer-

lag, KölnWeimarWien 2016, 389 Seiten, 19,99 Euro, ISBN

978-3-412-50522-6.

Die Welt der Ernestiner

Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich verlor in der Schlacht

bei Mühlberg seine Freiheit, die Kurwürde und beinahe das

Leben. Doch die Niederlage im Krieg gegen Kaiser Karl V. im

April 1547 führte keineswegs dazu, die Ambitionen des Fürs-

ten nach Macht und Ansehen zu verringern. Aber der einstige

Kurfürst suchte sich neue Betätigungsfelder. Über Jahrhun-

derte machten sich die Ernestiner in Weimar als Förderer

von Wissenschaft und Kunst einen Namen. Ihr besonderes

Verdienst ist es jedoch, der Reformation zum

Durchbruch verholfen zu haben. „Ohne die Er-

nestiner hätte sich die Reformation wohl niemals

durchgesetzt“, sagt der Historiker Prof. Dr. Georg

Schmidt von der Universität Jena. Trotz der Nie-

derlage gegen den Kaiser und die katholischen

Fürsten stellten sich die Ernestiner unbeirrt vor

Luther und die Reformation. Prof. Dr. Siegrid

Westphal (Osnabrück) sowie Prof. Dr. Hans-

Werner Hahn und Prof. Schmidt (Universität

Jena) haben gemeinsam das Buch „DieWelt der

Ernestiner“ herausgegeben. Der Sammelband

trägt den Untertitel „Ein Lesebuch“ und ein sol-

ches ist er im besten Sinne geworden. Insgesamt 40 Autoren

entwerfen ein facettenreiches Bild des ernestinischen Fürsten-

hauses. Gegliedert ist das Buch mit seinen vielen kurzen und

prägnanten Aufsätzen in drei große Bereiche: Das dynastische

Selbstverständnis der Ernestiner, Politik und politisches Han-

deln sowie Monarchie und Gesellschaft im 19. Jahrhundert. sl

Frieden lernen

„Abwesenheit von Krieg“ – so lautet eine gern benutzte De-

finition von Frieden. Doch umfasst diese simple Erklärung

tatsächlich all das, was dieser wohl höchst erstrebenswerte

Zustand bedeutet? Und wie verhindert man eigentlich, dass

Frieden zu etwas Abstraktem wird,

wenn eine solche konkrete Kontrast-

erfahrung fehlt? Damit sich Schüle-

rinnen und Schüler im Religions- und

Ethikunterricht mit solchen Fragen

auseinandersetzen können, haben

die Theologin Dr. Marita Koerrenz

und ihr Mann, derTheologe und Päda-

goge Prof. Dr. Dr. Ralf Koerrenz einen

neuen Materialband zusammenge-

stellt. „Frieden leben“ lautet der Titel

des kürzlich erschienenen Heftes und

er gibt programmatisch vor, worum

es den beiden Autoren geht. „Sicherlich wird Frieden oft aus

der Gegenüberstellung zu Krieg definiert, doch berührt der

Begriff mehrere existenzielle Ebenen der persönlichen Erfah-

rung“, erklärt Ralf Koerrenz. Wenngleich sich die Autoren aus

christlicher Perspektive dem Thema nähern, sind die Materi-

alien, die sie ausgewählt haben, bewusst breitgefächert. So

stellen sie etwa den Songtext einer Punkband neben Schriften

von Augustinus und Luther, greifen Dokumente wie die Gen-

fer Flüchtlingskonvention und Gedichte von Erich Kästner und

Wolfgang Borchert auf.

sh

Marita Koerrenz und Ralf Koerrenz: Frieden leben: Mit

Jugendlichen Religion und Ethik denken, Vandenhoeck &

Ruprecht, Göttingen 2016, 64 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-

3-525-77689-6

Pionier Johannes Falk

Er war einer der größten Wohltäter in der Weimarer Ge-

schichte, verkehrte mit Goethe, Herder, Wieland und war im

klassischen Weimar stets in der zweiten Reihe präsent. Den-

noch ist der Schriftsteller, Pädagoge, evangelische Theologe

und Pionier der Jugendsozialarbeit Johannes Daniel Falk (1768-

1826), Schöpfer des Weihnachtsliedes „Oh Du fröhliche...“,

heute nur wenig bekannt. Das könnte sich mit dem

rechtzeitig vor dem 500. Reformationsjubiläum er-

schienenen Band „Johannes Daniel Falk – Impulse

für Pädagogik, Diakonie und Sozialpolitik“ ändern.

Herausgegeben wurde er von Prof. Dr. Dr. Ralf

Koerrenz und Prof. Dr. Michael Haspel. Die Publika-

tion vereint zehn Beiträge renommierter Wissen-

schaftler. Einige der Texte gehen zurück auf eine

Tagung zum 200. Jubiläum der „Gesellschaft der

Freunde in der Not“, die Falk 1813 mitgegründet

hatte. Ergänzt wurden diese Texte um im Kontext

des Falk-Jahres 2013 entstandene Studien. Anlie-

gen sei es, „Falk aus der unverdienten Vergessen-

heit zu holen und die Interpretationen um kritische und diffe-

renzierte Perspektiven zu ergänzen, um so mehr über und von

Falk zu lernen“, so die Herausgeber.

UL

Ralf Koerrenz/Michael Haspel (Hg.): Johannes Daniel Falk

– Impulse für Pädagogik, Diakonie und Sozialpolitik; Evan-

gelische AkademieThüringen undWartburg-Verlag GmbH

2016, 268 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-86160-271-2

Suche nach den Heiligen

Wollte man im 17. Jahrhundert Informationen erlangen, galt es

oftmals, weite Wege zurückzulegen. Diese Erfahrung machte

auch der Jesuit Daniel Papebroch. Um Daten über Heilige

zu sammeln, musste er zwischen 1660 und

1662 gemeinsam mit seinem Kollegen Got-

frid Henschen von seiner Heimatstadt Ant-

werpen nach Italien reisen. Dabei führte er

ausführlich Tagebuch – was jetzt, etwa 350

Jahre später, wieder für einigen Erkenntnisge-

winn sorgen wird. Denn die Aufzeichnungen,

die Papebroch in Italien auf Latein gemacht

hat, erscheinen nun nach und nach erstmals

in deutscher Übersetzung und vollständig

ediert. Die Latinistin Prof. Dr. Susanne Daub

hat einen ersten Band ihrer neuen Reihe „Die

Forschungsreise der Bollandisten nach Italien

1660-1662“ mit demTitel „Kunstdenkmäler in Latium und der

Toskana“ erarbeitet. „Gerade der Detailreichtum macht diese

Quelle zu einem ganz besonderen Schatz für Kunsthistoriker

und Geschichtswissenschaftler“, erklärt die Jenaer Latinistin.

Besonders wertvoll sei das Tagebuch, weil es eben nicht zur

Publikation vorgesehen war und dadurch authentisch ist. sh

Susanne Daub: Die Forschungsreise der Bollandisten nach

Italien 1660-1662: Kunstdenkmäler in Latium und derTos-

kana, Köln: BöhlauVerlag 2016, 320 Seiten, 40 Euro, ISBN

978-3-412-50346-8