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Rubrik 49

01 | LICHT

GEDANKEN

lung für Elektrofahrzeuge und -fahr-

zeuggruppen im kommunalen Einsatz.

Johannes Kretzschmar vermittelte

seinem Publikum das mit Hilfe seiner

Comics und dem Vergleich zu Franken-

stein, der sich ebenso wie die Erfinder

der Elektroautos mit künstlicher In-

telligenz befasst hat. Wissenschaftlich

stand Kretzschmar vor der Aufgabe,

Fahrzeugtelematik für elektromoto-

risch betriebene Kommunalfahrzeuge

wie Multicars zu entwickeln. Dies ge-

lang mit einem Lernalgorithmus, den

Kretzschmar, ganz im Sinne Franken-

steins, mit künstlichen Neuronen um-

setzte. Genau wie das menschliche Ge-

hirn sind Neuronen nämlich lernfähig.

Sieht man sich die Auftritte des Jenaer

Informatikers auf der Videoplattform

YouTube an, fällt auf, dass sich sein

Publikum v. a. über den ironischen

Umgang mit den Hürden, die sich im

wissenschaftlichen Alltag ergeben,

amüsiert. »Jeder, der in der Forschung

arbeitet, weiß, dass zum Beispiel die

Finanzierung ein immer wiederkehren-

des Thema ist, das ruhig mal mit etwas

schwarzem Humor aufgezeigt werden

kann«, sagt Kretzschmar.

Derzeit ist er als technischer Mitarbei-

ter am Institut für Psychologie beschäf-

tigt. Zuvor hat Kretzschmar am Projekt

»SmartCityLogistik« mitgearbeitet, das

ein Logistik-Managementsystem zum

Ziel hat, das die elektromobilitätsspe-

zifischen Eigenschaften für Kurzstre-

ckenfahrten im innerstädtischen Liefer-

verkehr berücksichtigen kann. Damit

wollen die Projektmitarbeiter eine Hil-

festellung für die logistische Touren-

planung im kommunalen Bereich erar-

beiten. Eingebaut wurde diese Technik

in die Fahrerkabine eines Multicars, mit

der die Jenaer Informatiker im vergan-

genen Sommer auf dem Ausstellungs-

schiff »MS Wissenschaft« unterwegs

waren. Was Kretzschmar dort erlebte,

hielt er ebenfalls in seinem Blog fest.

Von dem Klischee, Informatiker sei-

en gern für sich und verfügen über

einen eher speziellen Humor, hält

Kretzschmar im Übrigen nichts.

Die Vorurteile vom comiclesenden

Computer-Nerd, der im Keller vor drei

Bildschirmen sitzt, seien längst veral-

tet. Kein wirtschaftlicher oder wissen-

schaftlicher Bereich komme mehr ohne

Informatiker aus. »Informatik ist hip.

Informatiker sind gewissermaßen die

neuen Helden«, sagt Kretzschmar und

wendet sich wieder seinem mit Papier

und Technik übervollen Schreibtisch

zu, unter dem ein Skateboard auf sei-

nen nächsten Einsatz wartet.

Dunkle Haare, Vollbart und markante

schwarzgerahmte Brille – Johannes

Kretzschmar im Selbstporträt. Sein

Blog »Beetlebum« ist im Netz zu finden

unter:

www.beetlebum.de

.

Erfolgreicher Science-Slammer: Johannes Kretzschmar hier bei seinem Sieg 2013 zum Sommerfest der Graduierten-Akademie.