Rubrik 45
01 | LICHT
GEDANKEN
Multimethodisch entdeckt:
Unbekannte Exoplaneten
Astronomen nutzen erstmalig zwei Nachweismethoden
bei einem Stern – und entdecken zwei ihn umkreisende
Planeten
Im Gegensatz zu den Planeten unseres Sonnensystems, von
denen wir fast alle bei günstigen Bedingungen mit bloßem
Auge erkennen können, geben Planeten außerhalb unseres
Sonnensystems, sogenannte Exoplaneten, größere Rätsel
auf.
Einer Forschergruppe um Dr. Tobias Schmidt von der
Hamburger Uni-Sternwarte und Dr. Stefanie Raetz von der
Europäischen Raumfahrtbehörde ESA – beide haben an der
Uni Jena studiert und wurden hier promoviert – ist es nun
erstmals überhaupt gelungen, bei einem jungen Stern, dem
1200 Lichtjahre entfernten T Tauri-Stern »CVSO 30«, gleich
zwei Planeten mit verschiedenen Methoden zu entdecken.
Den engen Planeten fanden sie mit dem 90-cm-Teleskop der
Uni-Sternwarte Jena per Transit-Methode – durch die Regist-
rierung von Helligkeitsschwankungen, sobald der Exoplanet
alle elf Stunden den Stern umläuft. Einen weit außen kreisen-
den Planeten, der für die Sternumkreisung 27000 Jahre be-
nötigt, entdeckten sie mit der Direct-Imaging-Methode unter
Verwendung des Very Large Telescope der ESO in Chile. PM
International geforscht:
Entstehung neuer Planeten
Wie protoplanetare Scheiben von neugeborenen Pla-
neten beeinflusst werden könnten
Planeten entstehen in riesigen Scheiben aus Gas und Staub,
den protoplanetaren Scheiben, die sich über mehrere Mil-
liarden Kilometer erstrecken können. Über Details dieses
Prozesses war bislang nicht viel bekannt, doch ein interna-
tionales Forscherteam hat im November entscheidende neue
Erkenntnisse veröffentlicht. Mit dem Very Large Telescope
in Chile beobachteten die Forscher, zu denen auch der Jenaer
Astrophysiker Dr. Markus Mugrauer gehört, auffällige Merk-
male in einer protoplanetaren Scheibe um einen 600 Licht-
jahre entfernten Stern im Sternbild Skorpion. Die Scheibe
um »RXJ1615.3-3255« hat sich als komplexe Anordnung kon-
zentrischer Ringe erwiesen, deren Form einer gigantischen
Version der Saturnringe ähnelt. Strukturen wie Ringe oder
Spiralarme sind auf die Wechselwirkung zwischen proto-
planetaren Scheiben und den darin wachsenden Planeten
zurückzuführen, wodurch die Astronomen der Klärung der
Verbindung zwischen ihnen näherrücken. Zudem tragen die
Ergebnisse zum Verständnis bei, wie Planeten die Struktur
der Scheiben beeinflussen, in denen sie sich um ihre Mutters-
terne herum bilden, und damit auch über die Planetenentste-
hung an sich.
US
Der Mutterstern T Tauri »CVSO 30« und sein ihn umlaufender
Exoplanet CVSO 30c (l. o.).
Der Stern RXJ1615.3-3255 mit seiner protoplanetaren Scheibe.