Rubrik 47
01 | LICHT
GEDANKEN
Das geheimnisvolle rote Glas
Seit seiner Entdeckung bei den Ausgrabungen 2001 und 2005
hatte das im Taunus entdeckte rot-opake (nicht durchsich-
tige) Scherbenmaterial von verzierten Gläsern aus dem 15.
Jahrhundert Rätsel aufgegeben. Gelöst hat es nun Ferdinand
Drünert (Foto), wofür er im Mai mit dem »Taylor Award«
ausgezeichnet wurde. Der Doktorand für Materialforschung
hat unter Verwendung mehrerer Verfahren herausgefunden,
dass die Rotfärbung auf kleinste fein verteilte Partikel von
metallischem Kupfer zurückzuführen ist. Mit dem Rasterelek-
tronenmikroskop entdeckte er zudem eine blasenartige Struk-
tur, die auf eine Phasenseparation hindeutet und die Trübheit
des Glases erklärt. Drünert geht davon aus, dass die Kupfer-
nanopartikel die »Entmischung« verursacht haben.
biw
Vorsicht Baustelle
Autonomes und teilautonomes Fahren ist die Zukunft der
Automobilindustrie und wird intensiv erforscht. Mit ihrem
Lernalgorithmus zur automatischen Erkennung von Baustel-
len aus dem Fahrzeug heraus haben die Informatikstudenten
Martin Thümmel (Foto, l.) und Felix Schneider (r.) einen in-
novativen Beitrag für selbstfahrende Kraftfahrzeuge geleistet
und damit im Mai bei der »AICO Continental Challenge«,
einem internationalen Wettbewerb für Nachwuchswissen-
schaftler von Continental, den ersten Platz erreicht. Durch
verknüpfte Methoden aus digitaler Bildverarbeitung und ma-
schinellem Lernen erkennt ihr Algorithmus Tagesbaustellen
ab etwa 80 Metern vor der Baustelle – v. a. durch genormte
Warnschilder sowie den Abstand aufgestellter Leitkegel. biw
Kaltes Licht aus der Natur
Wie viel wir von der Natur lernen können, zeigen die For-
schungsergebnisse von Dr. Stefan Schramm (Foto), für die
er im Juni auf dem internationalen Symposium für Biolu-
mineszenz und Chemilumineszenz in Japan mit dem »Mar-
lene DeLuca Award« ausgezeichnet wurde. Der Chemiker
hat sich für seine Dissertation den Leuchtmechanismus der
Glühwürmchen zum Vorbild genommen und eine besonders
effiziente Lösung zur Erzeugung von sogenanntem »kalten«
Licht entwickelt. Diese beruht auf chemischen Verbindungen,
den 2-Coumaranonen, die zu den hellsten chemilumineszen-
ten Verbindungen zählen. In der Medizin helfen diese bei
der Erkennung von Antigenen, etwa bei Krebs- oder HIV-Er-
krankungen. Mit dem System von Schramm können bereits
geringste Mengen nachgewiesen und so Krankheiten noch
früher identifiziert werden.
biw
Wider den Fleck
Bislang enthalten Waschmittel zur Entfernung hartnäckiger
Flecken vor allem Substanzen, die aus Erdöl gewonnen wer-
den. Doch Chemiedoktorandin Kristin Ganske (Foto) ist es ge-
lungen, Polymere für die Waschmittelindustrie auf Basis von
Zellulose als nachwachsendem Rohstoff zu generieren. Durch
chemische Verfahren konnte sie natürliche Zellulose so verän-
dern, dass die neuartigen Polymere auf Textilfasern anhaften
und verhindern, dass Schmutz tief ins Gewebe eindringt. Da
Zellulose die häufigste organische Verbindung ist, ist das neue
Polymer sowohl ressourcenschonend als auch biologisch ab-
baubar. Ganskes Entdeckungen belohnte die Firma Henkel im
September mit dem »Laundry &Home Care ResearchAward«.
Dieser belegt neben dem Potenzial für die Wasch- und Reini-
gungsmittelindustrie auch die gekonnte Verbindung von wis-
senschaftlicher Forschung und praktischer Anwendung. biw