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41

Uni-Journal Jena02/15

Interview

chtig“

der Philosophischen Fakultät

sein, weil es einfach nur der internen

Verwaltungskommunikation dient. Die

Studiengangsnamen allerdings müssen

prägnant sein. Studierende suchen ja

keine Institute, sondern Studiengänge.

Liegen weitere Umstrukturierungen

vor der Fakultät?

Die Verwaltungsstruktur ist in dieser

Form gut und funktional. Ich selbst bin

ja nicht nur Dekan, sondern auch Pro-

fessor am Institut für Germanistische

Literaturwissenschaft, einem der über-

kritisch großen Institute. Hier läuft die

Verwaltung routiniert und zuverlässig.

Da sehe ich keinen Reformbedarf. Das

ist auch in anderen Bereichen so und wir

hoffen, dass es nun in allen Bereichen,

wo es bislang nicht so gut funktioniert

hat, gewährleistet ist. Und dann reicht

es auch. Die Strukturreform ist ja kein

Selbstzweck. Wenn sie ihr Ziel erreicht

hat, also eine alltäglich gut funktionie-

rende Verwaltung der Fakultät ermög-

licht, dann können wir uns auf wichti-

gere Aufgaben konzentrieren.

Sie haben Ihr eigenes Institut ange-

sprochen: Könnte man nicht auch die

beiden germanistischen Institute, das

für Sprach- und das für Literaturwis-

senschaft, vereinen?

Wir haben sogar drei Germanistikins-

titute, nämlich noch das Institut für Aus-

landsgermanistik. Daran sieht man auch:

Von außen betrachtet, kann man sie als

germanistische Institute für zusammen-

gehörig halten, aber es sind doch sehr

verschiedene Wissenschaften. Literatur-

und Sprachwissenschaft haben sich sehr

weit auseinander entwickelt. Das sind

ganz eigeneWissenschaftsbereiche, die

wenige Überschneidungen haben. Sie

haben Überschneidungen in der Lehr-

amtsausbildung und die Kooperation

der Institute läuft dabei reibungslos.

Aber als Abteilung der Forschung, der

Masterausbildung und Promotionsbe-

treuung hat die Literaturwissenschaft

vielmehr mit der französischen, engli-

schen und amerikanistischen Literatur-

wissenschaft zu tun als mit der germa-

nistischen Sprachwissenschaft. Da läge

es näher, die Literaturwissenschaften zu

einem Institut zu fusionieren.

Und wann kommt das?

Gar nicht. Die Universitäten Bielefeld

und Konstanz haben das mal versucht.

Und dann wurde die administrative Ord-

nung der Lehramtsstudiengänge un-

glaublich schwierig. Verwaltungsstruktu-

ren rechtfertigen sich pragmatisch, also

daran, ob man den Laden organisieren

kann. Und das können wir in den neuen

Strukturen.

Wie muss eine Fakultät organisiert

sein, damit sie arbeits- und zukunfts-

fähig ist?

Erstens: Die Kommunikation zwi-

schen den internen Verwaltungsebenen

muss reibungslos ablaufen. Zweitens

müssen alle auf derselben Basis, von

denselben Daten aus operieren. Und

drittens braucht es ein Controlling: Man

muss wissen was läuft, welche Bereiche

ausgelastet sind, welche Initiativen gut

ankommen und welche erwünscht wä-

ren. Aber mit der Verwaltung löst man

nicht die eigentlichen Herausforderun-

gen: Studiengänge kreieren, die mög-

lichst die besten Studierenden anlocken,

größere Forschungsprojekte, bei denen

es auf Verbünde ankommt – all das ist

das Entscheidende, hat aber nichts mit

der Verwaltungsreform zu tun.

Der Prozess der Umstrukturierung hat

weit vor Ihrer Amtszeit angefangen.

Warum hat er so lang gedauert?

Ich war damals nicht im Fakultätsrat

und habe nicht sehr eng an den Prozes-

sen partizipiert. Ich kann also nur als

Kollege der Fakultät sprechen. Es waren

sehr lange ganz verschiedene Modelle

im Spiel, die sehr umstritten waren.

Nicht zu vereinbarende Optionen stan-

den gegeneinander, so dass sich gar

keine Kompromissperspektive ergab.

Ihr Vorschlag zielte dann eindeutig

auf die jetzt gefundene Lösung oder

gab es auch hier viele Hürden zu über-

winden?

Meine Grundidee war, dass man

schauen muss, aus welchen Gründen

man eine Strukturreform verlangen kann

und welche positiven Effekte sich daraus

ergeben können. Ich finde, man kann

verlangen, dass die Fakultät der Grund-

ordnung ihrer Universität entspricht und

dadurch überall demokratische Selbst-

verwaltungsstrukturen aufbaut. Die bei-

den Argumente überzeugen mich und

haben auch die Fakultät überzeugt.

Wann wird die Strukturreform umge-

setzt?

Unser Ziel ist Mitte 2015. Aber es ist

nicht nur eine Sache der Fakultät, son-

dern auch der zentralen Universitäts-

verwaltung. Der Prozess läuft bereits,

vielleicht ist es auch eher zu schaffen.

Warum sind Debatten über Struk-

turen und Reformen innerhalb einer

Universität wichtig?

Die Wirklichkeit verändert sich und

die Universität muss sich diesen neuen

Bedingungen anpassen. Man wird da-

her auch immer Veränderungsdebatten

führen. Es ist wichtig, dass die Verwal-

tungsstrukturen funktionieren und den

eigenen Regeln und demokratischen

Normen entsprechen. Aber die Verwal-

tungsstruktur ist nicht das, was vordring-

lich wichtig ist. Das sind die Studien-

gänge und die Frage, wie wir mit immer

knapper werdenden Mitteln immer viel-

fältigere Aufgaben erledigen können und

ob und wie wir in einzelnen Fällen mit

Argumenten für Alternativen zu vorgese-

henen STEP-Kürzungen eintreten.

Am STEP wird weitergearbeitet wer-

den?

Unentwegt. Weil STEP ja auch nicht

das letzte Wort ist. Mit dem STEP sind

auch nicht alle Probleme gelöst. Daher

werden wir immer Reformdebatten füh-

ren, Fragen nach Ausrichtung, Inhalten,

Schwerpunktsetzung stellen.

Der nächste Reformprozess steht also

schon vor der Tür?

Ja, aber hoffentlich kein Verwaltungs-

reformprozess. Es gibt wichtigere Dinge.

Prof.Dr.Stefan

Matuschekhatden

LehrstuhlfürNeuere

deutscheLiteratur,

Allgemeineund

VergleichendeLi-

teraturwissenschaft

inneundistseit1.

April2014Dekan

derPhilosophischen

Fakultät.

Foto:Kasper

„Die Strukturreform spart nichts.

Sie sorgt nur dafür, dass wir überall

der Grundordnung entsprechende

Verhältnisse haben“.

DasInterviewführ-

tenAxelBurchardt

undClaudiaHilbert.