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Uni-Journal Jena02/15
Interview
chtig“
der Philosophischen Fakultät
sein, weil es einfach nur der internen
Verwaltungskommunikation dient. Die
Studiengangsnamen allerdings müssen
prägnant sein. Studierende suchen ja
keine Institute, sondern Studiengänge.
Liegen weitere Umstrukturierungen
vor der Fakultät?
Die Verwaltungsstruktur ist in dieser
Form gut und funktional. Ich selbst bin
ja nicht nur Dekan, sondern auch Pro-
fessor am Institut für Germanistische
Literaturwissenschaft, einem der über-
kritisch großen Institute. Hier läuft die
Verwaltung routiniert und zuverlässig.
Da sehe ich keinen Reformbedarf. Das
ist auch in anderen Bereichen so und wir
hoffen, dass es nun in allen Bereichen,
wo es bislang nicht so gut funktioniert
hat, gewährleistet ist. Und dann reicht
es auch. Die Strukturreform ist ja kein
Selbstzweck. Wenn sie ihr Ziel erreicht
hat, also eine alltäglich gut funktionie-
rende Verwaltung der Fakultät ermög-
licht, dann können wir uns auf wichti-
gere Aufgaben konzentrieren.
Sie haben Ihr eigenes Institut ange-
sprochen: Könnte man nicht auch die
beiden germanistischen Institute, das
für Sprach- und das für Literaturwis-
senschaft, vereinen?
Wir haben sogar drei Germanistikins-
titute, nämlich noch das Institut für Aus-
landsgermanistik. Daran sieht man auch:
Von außen betrachtet, kann man sie als
germanistische Institute für zusammen-
gehörig halten, aber es sind doch sehr
verschiedene Wissenschaften. Literatur-
und Sprachwissenschaft haben sich sehr
weit auseinander entwickelt. Das sind
ganz eigeneWissenschaftsbereiche, die
wenige Überschneidungen haben. Sie
haben Überschneidungen in der Lehr-
amtsausbildung und die Kooperation
der Institute läuft dabei reibungslos.
Aber als Abteilung der Forschung, der
Masterausbildung und Promotionsbe-
treuung hat die Literaturwissenschaft
vielmehr mit der französischen, engli-
schen und amerikanistischen Literatur-
wissenschaft zu tun als mit der germa-
nistischen Sprachwissenschaft. Da läge
es näher, die Literaturwissenschaften zu
einem Institut zu fusionieren.
Und wann kommt das?
Gar nicht. Die Universitäten Bielefeld
und Konstanz haben das mal versucht.
Und dann wurde die administrative Ord-
nung der Lehramtsstudiengänge un-
glaublich schwierig. Verwaltungsstruktu-
ren rechtfertigen sich pragmatisch, also
daran, ob man den Laden organisieren
kann. Und das können wir in den neuen
Strukturen.
Wie muss eine Fakultät organisiert
sein, damit sie arbeits- und zukunfts-
fähig ist?
Erstens: Die Kommunikation zwi-
schen den internen Verwaltungsebenen
muss reibungslos ablaufen. Zweitens
müssen alle auf derselben Basis, von
denselben Daten aus operieren. Und
drittens braucht es ein Controlling: Man
muss wissen was läuft, welche Bereiche
ausgelastet sind, welche Initiativen gut
ankommen und welche erwünscht wä-
ren. Aber mit der Verwaltung löst man
nicht die eigentlichen Herausforderun-
gen: Studiengänge kreieren, die mög-
lichst die besten Studierenden anlocken,
größere Forschungsprojekte, bei denen
es auf Verbünde ankommt – all das ist
das Entscheidende, hat aber nichts mit
der Verwaltungsreform zu tun.
Der Prozess der Umstrukturierung hat
weit vor Ihrer Amtszeit angefangen.
Warum hat er so lang gedauert?
Ich war damals nicht im Fakultätsrat
und habe nicht sehr eng an den Prozes-
sen partizipiert. Ich kann also nur als
Kollege der Fakultät sprechen. Es waren
sehr lange ganz verschiedene Modelle
im Spiel, die sehr umstritten waren.
Nicht zu vereinbarende Optionen stan-
den gegeneinander, so dass sich gar
keine Kompromissperspektive ergab.
Ihr Vorschlag zielte dann eindeutig
auf die jetzt gefundene Lösung oder
gab es auch hier viele Hürden zu über-
winden?
Meine Grundidee war, dass man
schauen muss, aus welchen Gründen
man eine Strukturreform verlangen kann
und welche positiven Effekte sich daraus
ergeben können. Ich finde, man kann
verlangen, dass die Fakultät der Grund-
ordnung ihrer Universität entspricht und
dadurch überall demokratische Selbst-
verwaltungsstrukturen aufbaut. Die bei-
den Argumente überzeugen mich und
haben auch die Fakultät überzeugt.
Wann wird die Strukturreform umge-
setzt?
Unser Ziel ist Mitte 2015. Aber es ist
nicht nur eine Sache der Fakultät, son-
dern auch der zentralen Universitäts-
verwaltung. Der Prozess läuft bereits,
vielleicht ist es auch eher zu schaffen.
Warum sind Debatten über Struk-
turen und Reformen innerhalb einer
Universität wichtig?
Die Wirklichkeit verändert sich und
die Universität muss sich diesen neuen
Bedingungen anpassen. Man wird da-
her auch immer Veränderungsdebatten
führen. Es ist wichtig, dass die Verwal-
tungsstrukturen funktionieren und den
eigenen Regeln und demokratischen
Normen entsprechen. Aber die Verwal-
tungsstruktur ist nicht das, was vordring-
lich wichtig ist. Das sind die Studien-
gänge und die Frage, wie wir mit immer
knapper werdenden Mitteln immer viel-
fältigere Aufgaben erledigen können und
ob und wie wir in einzelnen Fällen mit
Argumenten für Alternativen zu vorgese-
henen STEP-Kürzungen eintreten.
Am STEP wird weitergearbeitet wer-
den?
Unentwegt. Weil STEP ja auch nicht
das letzte Wort ist. Mit dem STEP sind
auch nicht alle Probleme gelöst. Daher
werden wir immer Reformdebatten füh-
ren, Fragen nach Ausrichtung, Inhalten,
Schwerpunktsetzung stellen.
Der nächste Reformprozess steht also
schon vor der Tür?
Ja, aber hoffentlich kein Verwaltungs-
reformprozess. Es gibt wichtigere Dinge.
Prof.Dr.Stefan
Matuschekhatden
LehrstuhlfürNeuere
deutscheLiteratur,
Allgemeineund
VergleichendeLi-
teraturwissenschaft
inneundistseit1.
April2014Dekan
derPhilosophischen
Fakultät.
Foto:Kasper
„Die Strukturreform spart nichts.
Sie sorgt nur dafür, dass wir überall
der Grundordnung entsprechende
Verhältnisse haben“.
DasInterviewführ-
tenAxelBurchardt
undClaudiaHilbert.