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FSUNewsletter/SS2016
Psychologie des Lernens
Dank Farbe das Ziel finden
Ein Psychologe in der HNO? Das sei
naheliegend, erklärt Prof. Dr. Christian
Dobel, der seit kurzem die Professur für
Experimentelle Hals-, Nasen- und Oh-
renheilkunde der FSU innehat. „Denn
viele Details der psychologischen Ver-
arbeitung von Reizen, die wir insbeson-
dere über das Gehör aufnehmen, sind
noch nicht verstanden“, so der Psycho-
loge. Wie eng diese Fragestellungen an
die Krankheitsbilder in der HNO-Klinik
anbinden, zeigt seine Forschung.
Christian Dobel hat an der Uni Kon-
stanz Psychologie studiert und promo-
vierte dort über die Sprachverarbeitung
bei Patienten, die nach einer Hirnschä-
digung an einer Sprachstörung leiden.
Er forschte als Postdoc am Max-Planck-
Institut für Psycholinguistik im niederlän-
dischen Nijmegen und arbeitete dann an
der Uni Münster, wo er sich habilitierte.
Wesentliches Instrument in Dobels
Forschung ist die Messung der elektri-
schen und magnetischen Aktivität des
Gehirns. Mit dem Biomagnetischen Zen-
trum an der Klinik für Neurologie hat er
hierfür in Jena einen wichtigen Partner
gefunden. Auch zur Klinik für Kinderpsy-
chiatrie hat der Psychologe Kontakte ge-
knüpft – wegen deren Forschungserfah-
rung bei Lese-Rechtschreibstörungen.
Denn die in Münster begonnene For-
schung zu Legasthenie und Dyskalkulie,
der oft gemeinsam mit der Lesestörung
auftretenden Rechenschwäche, wird der
Psychologe in Jena fortsetzen.
vdG
Warnwesten setzen bewusst auf leuch-
tende Farben. Denn Farbe erhöht die
Aufmerksamkeit. Daher wird auch in der
Wissenschaft auf Farbe gesetzt, wenn
etwas markiert werden soll.
Doch Farbstoffe entfalten ihre Wir-
kung nicht überall gleichmäßig gut. So
löst sich Farbe in Flüssigkeiten oft auf.
Doch es gibt Möglichkeiten, Farbstoffe
auch in flüssiger Umgebung unverän-
dert zu erhalten, weiß Prof. Dr. Kalina
Peneva. Die Chemikerin hat die neue
Stiftungsprofessur „Funktionale Farb-
stoffe, Marker und molekulare Sen-
soren“ inne, die von der Stiftung für
Technologie, Innovation und Forschung
Thüringen (STIFT) kofinanziert wird.
Synthetischen Farbstoffen hat sich die
gebürtige Bulgarin seit ihrem Chemie-
Studium in Sofia verschrieben. In ihrer
Promotion am Max-Planck-Institut für
Polymerforschung in Mainz hat sie z. B.
Farbstoffe untersucht und entwickelt,
mit denen man Enzyme markieren und
dadurch besser beobachten kann – ihre
modifizierten, wasserfesten Farbstoffe
sind patentiert. Ihre Farbstoffforschung
ist immer auf biomedizinische Anwen-
dungen ausgerichtet. Oder sie setzt
Farbe ein, um innovative Anwendungen,
wie Marker, für die Mikroskopie zu ge-
stalten. Dies war auch ein wesentlicher
Grund, um nach Jena zu wechseln. Hier
„ist ein Zentrum der Optik, wo Mikros-
kopie permanent weiterentwickelt wird“,
schwärmt die Wissenschaftlerin.
UL
Aus genetischen Erkrankungen lernen
Das gleiche Krankheitsbild in unabhän-
gigen Familien, für das die gängigen
Ursachen ausgeschlossen wurden –
das weckt das Interesse der Humange-
netiker, denn dann könnte die Erkran-
kung von einer neuen Genveränderung
verursacht sein. War die Suche nach
diesem Gen vor wenigen Jahren noch
ein qualifiziertes Raten, so lassen sich
inzwischen die etwa 23 000 Gene, die
Proteine verschlüsseln, mit Hilfe moder-
ner Hochdurchsatzsequenzierung recht
schnell komplett durchsuchen. „Wenn
es tatsächlich eine monogenetisch be-
dingte Erkrankung ist, stehen die Chan-
cen gut, dass wir eine potenziell ursäch-
liche Genveränderung finden“, so Prof.
Dr. Ingo Kurth, der seiner Arbeit nun als
Heisenberg-Professor am Institut für Hu-
mangenetik des UKJ weiter nachgeht.
Die Deutsche Forschungsgemein-
schaft fördert seine Forschung auf dem
Gebiet der molekularen Neurogenetik
für fünf Jahre. „Die experimentellen
Arbeiten und funktionellen Analysen
haben einen direkten klinischen Bezug,
das finde ich besonders reizvoll“, so der
41-jährige Mediziner. Ingo Kurth stu-
dierte und promovierte in Aachen und
forschte anschließend als Postdoc am
Zentrum für Molekulare Neurobiologie
in Hamburg. 2010 kam Ingo Kurth als
Leiter der Molekulargenetischen Diag-
nostik und der Arbeitsgruppe Funktio-
nelle Genetik an das Jenaer Institut für
Humangenetik.
vdG
Foto:Günther
Prof.Dr.KalinaPe-
neva.
Foto:privat
Prof.Dr.IngoKurth.
Profile
Suche nach der Achillesferse von Leukämie-Stammzellen
Sie können Jahrzehnte ausharren und im
Knochenmark auf ihren Einsatz warten –
dann teilen sich Blutstammzellen, spezi-
alisieren sich und bilden neue Blutzellen.
Beim gesunden Erwachsenen müssen
täglich milliardenfach neue Blutzellen
aus Vorläuferzellen gebildet werden. In
der Ruhezeit unterliegen die Blutstamm-
zellen Umwelteinflüssen und sie können
durch Entzündung oder Infektionen zur
Teilung gebracht werden. Während der
Teilungen können Fehler passieren – die
Stammzellen erwerben Genveränderun-
gen und altern. Solche altersgeschwäch-
ten Blutstammzellen führen zu Krebser-
krankungen des blutbildenden Systems.
Wie diese Zellen therapeutisch angegan-
gen werden können, erforscht Prof. Dr.
Florian Heidel, der nun die Professur für
Stammzellalterung der FSU innehat und
an der Klinik für Innere Medizin II tätig
ist. Dabei arbeitet der 39-Jährige mit den
Wissenschaftlern des Fritz-Lipmann-In-
stituts für Alternsforschung zusammen.
Nach dem Medizinstudium in seiner
Geburtsstadt Erlangen wechselte Heidel
an die Universitätsmedizin Mainz. Mit ei-
nem Stipendium der Deutschen Krebs-
hilfe forschte er zudem an der Harvard
University in Boston. Heidel habilitierte
sich an der Universität Magdeburg.
Die fünfköpfige und noch weiter
wachsende Jenaer Arbeitsgruppe von
Prof. Heidel wird vom Freistaat Thürin-
gen im Rahmen der ProExzellenz-Initia-
tive gefördert.
vdG
Foto:UKJ
Prof.Dr.Florian
Heidel.
Foto:UKJ
Prof.Dr.Christian
Dobel.