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FSUNewsletter/SS2016
Internationales
Aus Flüssigkeiten werden Feststoffe
Russische Mathematikerin forscht mit Humboldt-Stipendium in Jena
Der Frühling zeigt sich derzeit nicht nur in Form
von Krokussen, Schneeglöckchen oder Winter-
lingen. Wenn es Frühling wird, lassen sich in der
Natur auch interessante materialwissenschaftliche
Prozesse beobachten: Während es nachts oft noch
so kalt ist, dass das Wasser auf Gehwegen und an
Autoscheiben gefriert, bringt es die Sonne tagsüber
zum Schmelzen. Die Temperaturunterschiede ver-
wandeln das flüssige Wasser in den Feststoff Eis
und umgekehrt.
Was in unseren Breiten ein vertrautes Natur-
schauspiel ist, kann in anderen Regionen das ökolo-
gische Gleichgewicht gefährden. „Der Permafrost-
boden in Sibirien etwa taut durch den Klimawandel
immer weiter auf“, sagt Dr. Irina Nizovtseva (Foto),
die derzeit an der FSU forscht.Welche Auswirkungen das auf den
Wasserkreislauf hat, dem ist die Mathematikerin und Physikerin
bisher in ihrer Forschungsarbeit nachgegangen. Sie analysiert
Schmelz- und Erstarrungsprozesse – allerdings nicht nur anhand
von Eis und Wasser, sondern auch an anderen Materialien.
Am Jenaer Lehrstuhl für Metallische Werkstoffe etwa unter-
sucht sie jetzt, welche Strukturen sich in metallischen Tröpfchen
bilden, die aus einer Schmelze erstarren. DiesemThema widmet
sich die russischeWissenschaftlerin gemeinsam mit ihrem Gast-
geber Prof. Dr. Dr. h. c. Markus Rettenmayr und seinem Team.
Ihren Aufenthalt an der FSU fördert die Alexander von Humboldt-
Stiftung, die die 31-Jährige mit einem Forschungsstipendium für
erfahrene Wissenschaftler unterstützt.
„Ich freue mich, meine Arbeit zum Schmelzen und Erstarren
hier in der Gruppe von Prof. Rettenmayr und seinem Mitarbeiter
Dr. Peter Galenko fortführen zu können“, sagt Irina Nizovtseva,
die bis zum Frühjahr 2018 bleiben wird. Dafür braucht sie haupt-
sächlich einen leistungsfähigen Computer. Denn
die Wissenschaftlerin, die aus der Millionenstadt
Jekaterinburg kommt, arbeitet theoretisch: Sie si-
muliert die Prozesse, die beim Erstarren von Metall-
legierungen ablaufen und die Struktur und damit die
Eigenschaften dieser Materialien bestimmen. „Da-
bei geht es darum, die Vorgänge mit mathemati-
schen Modellen möglichst präzise beschreiben und
vorhersagen zu können“, erläutert die Humboldt-
Stipendiatin. Solche Modelle lassen sich nicht nur
in materialwissenschaftlichen Untersuchungen nut-
zen. Sie bilden auch die Grundlage von Klimamodel-
len oder zur Beschreibung der Wechselwirkungen
zwischen Ozeanen und der Atmosphäre.
Aktuell arbeiten die Jenaer Forscher mit Dr. Ni-
zovtsevas Unterstützung daran, den Einfluss von Strömungen
in flüssigen Metallen zu untersuchen, die in Form von Tröpfchen
in einem elektromagnetischen Feld in der Schwebe gehalten
werden. Diese Strömungsprozesse beeinflussen die kristallinen
Strukturen, die sich beim Erstarren der Schmelze herausbilden –
und damit die Eigenschaften des Materials.
US
Foto:Günther
EineGruppeinternationalerWissenschafts-undWirtschaftsjournalisten
hatimRahmenderDAAD-Pressereise„ResearchandInnovationineastern
Germany“dasAbbeCenterofPhotonicsbesucht.DieGästeaus13Ländern
informiertensichüberdieUniversitätunddenForschungsstandortJena.
Zu Besuch im ACP
Foto:Günther
Harmonie zwischen
Molekülen
Als „Feintuning“ von Funktionen lässt sich die Arbeit von Dr. Abio-
dun Omokehinde Eseola (Foto) wohl am besten beschreiben. Der
Nigerianer ist als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung
zu Gast am Institut für Anorganische und Analytische Chemie
(IAAC). An seiner Heimatuniversität, der Redeemer’s University
in Ede Township, forscht Eseola an neuen or-
ganischen und anorganischen Materialien, Ei-
genschaften und Anwendungsmöglichkeiten.
In enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl
Anorganische Chemie von Prof. Dr. Winfried
Plass entwickelt der Humboldt-Stipendiat
Liganddesigns, die eine Harmonie zwischen
Molekülen ermöglichen. So können die Mo-
leküle in den verschiedensten Bereichen
genutzt werden. Der Aufbau organischer Mo-
leküle (Katalyse) und deren gezielte Verknüp-
fung mit anderen Molekülen (CC-Kupplungs-
katalyse) ist zum Beispiel für die Entwicklung
von Arzneimitteln von Nutzen. Aber auch im
Bereich der molekularen Magnete und der
Hybrid-Materialien für die Photovoltaik sieht der Nachwuchswis-
senschaftler seine weiteren Forschungsschwerpunkte.
Die Universität und die Stadt Jena seien ideal, so der 40-Jäh-
rige. Gegenüber einer Großstadt wie Berlin genieße Eseola in
Jena vor allem die Ruhe. Der Kontakt des Chemikers zur FSU und
Prof. Plass bestand schon vor dem Antritt des Humboldt-Stipendi-
ums. Bereits vier Mal war Eseola zu Kurzaufenthalten in Jena und
publizierte Forschungsergebnisse gemeinsam mit Prof. Plass.
Abiodun Omokehinde Eseola wurde 1974 in Zaria (Nigeria) ge-
boren und studierte an der University of Ibadan. Er ist Mitglied in
der Chemical Society of Nigeria, NigerianYoung Academy sowie
im African Network for Solar Energy.
biw
Foto:Günther