Nichtsdestotrotz macht mir meine Arbeit Spaß
und ich freue mich, dass diese inzwischen Früchte
trägt. Mit einem besorgten Auge sehe ich das Ende
der 6-Jahresfrist in ein paar Jahren auf mich zu-
kommen.”
„Meine Entscheidung, die Habilitation zu verfolgen,
hing zunächst ganz mit meinem inneren Wunsch
zusammen, unterrichten zu können. Für mich be-
deutet wissenschaftliche Tätigkeit vor allem, das
Wissen mit anderen zu teilen und junge Men-
schen zum Nachdenken zu bewegen. Direkt nach
der Promotion hat bei mir der „Genderfaktor“ gar
keine Rolle gespielt. Die Postdoc-Phase war eine
natürliche Fortsetzung meiner beruflichen Vorstel-
lungen, die auf persönlichen Vorlieben und sub-
jektiv geschätzten Fähigkeiten beruhten.
Erst im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, je
höher/weiter man in diesem Prozess (Habilitation)
kommt, wird die Luft ohnehin dünner und plötzlich
spielt die Tatsache, Frau zu sein, eine immer wich-
tigere und gleichzeitig widersprüchlichere Rolle.
Ich habe auch mit Erstaunen festgestellt, dass
die deutsche Gesellschaft sehr traditionell und im
Grunde immer noch patriarchalisch ist. Traditiona-
lität und Patriarchalität in einem ohnehin hierar-
chisch aufgebauten Betrieb wie der Wissenschaft
tragen mit sich die Gefahr, dass man in einen täg-
lichen „Kampf“ ziehen muss, in welchem man zwi-
schen Extremen balancieren muss. Mit Extremen
meine ich nicht nur die Entscheidung: Karriere oder
Familie, sondern auch, wie man eigene Rechte als
Frau vertreten kann, ohne gleich als „frustrierte
Emanze“ oder „Quotenfrau“ oder „schüchterne
Maus“ abgestempelt zu werden. Insofern würde ich
meine Situation als Wissenschaftlerin als eine He-
rausforderung beschreiben, sowohl persönlich als
auch institutionell.”
i
http://www.statistik.thueringen.de/presse/2015/pr_121_15.pdfii
Anonym und teilweise gekürzt.