Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  34 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 34 / 48 Next Page
Page Background

Nichtsdestotrotz macht mir meine Arbeit Spaß

und ich freue mich, dass diese inzwischen Früchte

trägt. Mit einem besorgten Auge sehe ich das Ende

der 6-Jahresfrist in ein paar Jahren auf mich zu-

kommen.”

„Meine Entscheidung, die Habilitation zu verfolgen,

hing zunächst ganz mit meinem inneren Wunsch

zusammen, unterrichten zu können. Für mich be-

deutet wissenschaftliche Tätigkeit vor allem, das

Wissen mit anderen zu teilen und junge Men-

schen zum Nachdenken zu bewegen. Direkt nach

der Promotion hat bei mir der „Genderfaktor“ gar

keine Rolle gespielt. Die Postdoc-Phase war eine

natürliche Fortsetzung meiner beruflichen Vorstel-

lungen, die auf persönlichen Vorlieben und sub-

jektiv geschätzten Fähigkeiten beruhten.

Erst im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, je

höher/weiter man in diesem Prozess (Habilitation)

kommt, wird die Luft ohnehin dünner und plötzlich

spielt die Tatsache, Frau zu sein, eine immer wich-

tigere und gleichzeitig widersprüchlichere Rolle.

Ich habe auch mit Erstaunen festgestellt, dass

die deutsche Gesellschaft sehr traditionell und im

Grunde immer noch patriarchalisch ist. Traditiona-

lität und Patriarchalität in einem ohnehin hierar-

chisch aufgebauten Betrieb wie der Wissenschaft

tragen mit sich die Gefahr, dass man in einen täg-

lichen „Kampf“ ziehen muss, in welchem man zwi-

schen Extremen balancieren muss. Mit Extremen

meine ich nicht nur die Entscheidung: Karriere oder

Familie, sondern auch, wie man eigene Rechte als

Frau vertreten kann, ohne gleich als „frustrierte

Emanze“ oder „Quotenfrau“ oder „schüchterne

Maus“ abgestempelt zu werden. Insofern würde ich

meine Situation als Wissenschaftlerin als eine He-

rausforderung beschreiben, sowohl persönlich als

auch institutionell.”

i

http://www.statistik.thueringen.de/presse/2015/pr_121_15.pdf

ii

Anonym und teilweise gekürzt.