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Des Weiteren habe ich während meiner Doktorarbeit
realisiert, dass ich nicht die nötige Neugier habe, um
ein sehr guter Wissenschaftler zu werden. Wahr-
scheinlich gibt es im Wissenschaftsbetrieb zwar
auch viele ‚Fleißarbeiter“‚ aber für mich sollte ein
idealer Wissenschaftler für sein Gebiet „brennen“
und dieses habe ich bei mir vermisst. Auf der einen
Seite fehlt mir sozusagen das Forscher-Gen, auf
der anderen Seite bin ich auch kein Mensch, der
gern im Mittelpunkt steht, weswegen ich nie eine
Entwicklung zur Professorin angestrebt habe.
Dennoch fühle ich mich in meiner jetzigen Tätig-
keit im Wissenschaftsbetrieb wohl. Als technischer
Mitarbeiter profitiere ich von geregelter Arbeitszeit
und projektunabhängiger Anstellung. Auch bin
ich froh, dass ich nicht dem Zwang zu Veröffent-
lichungen und stetigem Antragstellen unterliege.
Auf der anderen Seite genieße ich aber auch die
Abwechslung, welche Forschung und Studenten-
betrieb mit sich bringen. Obwohl ich meine Promo-
tion für meine technische Stelle theoretisch nicht
brauchte, habe ich das Gefühl, dass mein Doktor-
titel dem Ansehen und der Akzeptanz im mitunter
doch recht hierarchischen wissenschaftlichen Be-
trieb förderlich ist.”
„Die Entscheidung für oder gegen die Professur ist
für mich gekennzeichnet durch Unsicherheit. Ich
habe zunächst entschieden, weiter wissenschaft-
lich arbeiten zu wollen, d. h. zu forschen, zu lehren
und vor allem fachübergreifend zu kooperieren.
Dabei befinde ich mich in befristeten Arbeitsver-
hältnissen und muss stets an das Kommende
denken. Die Gegenwart ist geprägt von Koordina-
tionsaufgaben, Absprachen, Aushandlungspro-
zessen, Zeitplanung. Das Zukünftige ist unklar.
Manchmal ist das zermürbend. Ich bin fachlich
zwar orientiert, aber nicht festgelegt. Eine Professur
muss also für mich noch erfunden werden.