Unser Land wird von der „Mutti“ geführt – was für ein
Fauxpas, wenn diese mal Ausschnitt zeigt und wir
– oh Schreck! – daran erinnert werden, dass es ja
tatsächlich eine Frau ist, die das wichtigste Amt in un-
serem Staat innehat. Die „Flintenuschi” hat es deshalb
schwer in den typisch männlichen Domänen „Kampf,
Verteidigung, Waffenführung“. Auto-Korsos bei der
Fußball-Weltmeisterschaft? Klaro, aber nicht bei den
Frauen, irgendwie kommt da keine rechte Stimmung
auf. Aber gleich wichtig sind uns die Mannschaften
natürlich: „Das geringere Zuschauerinteresse schlägt
sich in einer entsprechend niedrigeren Entlohnung
von Frauenfußball nieder. Für den Gewinn des WM-
Titels bekamen die Männer im Jahr 1974 bereits eine
Prämie von umgerechnet 35.900 Euro pro Person,
während den Frauen 1989 für den Gewinn der Euro-
pameisterschaft ein Kaffeeservice überreicht wurde.“
ii
Das hat sich bis heute nur ein bisschen geändert,
aber jetzt einen Namen: Der „Pay-Gap” zwischen den
beiden Geschlechtern beträgt immer noch 22 Prozent.
Natürlich haben wir sie, die Professorinnen, mittler-
weile immerhin 20,6 Prozent.
iii
Das erscheint enorm,
wenn man bedenkt, dass der Anteil von Frauen in
entscheidungsmächtigen Führungsetagen bei gerade
mal drei bis acht Prozent liegt. Aber auch das ist zu
wenig, denn es werden ziemlich genau gleich viele
hochqualifizierte Frauen wie Männer ausgebildet, nur
erhalten erstere zu selten den Job.
Es ist wichtig, dass wir alle gemeinsam an dieses
Thema herantreten, denn so lange Studierende in der
Mensa beim Mittagessen verkünden: „Feminismus?
Das ist doch ein hausgemachtes Problem, früher
hat sich doch auch keiner beschwert!“, so lange die
mächtigste Frau im Staat zwar in ihrer Position aner-
kannt, ihr gleichzeitig aber jede Weiblichkeit abgespro-
chen wird, solange der prozentuale Anteil von Frauen
an Universitäten und Hochschulen mit der Höhe des
akademischen Grades immer mehr abnimmt und wir
nicht ungefähr die Hälfte aller Professuren mit Frauen
besetzt sehen, so lange müssen wir weiter über dieses
Thema reden.