Unser Landwird nun schon in der
dritten Legislaturperiode von ei-
nerFraugeführt,überunserMilitär
herrscht eine Frau, Frauen spielen
in unserem Land Fußball und ge-
winnen damit Weltmeisterschaf-
ten,dreider fünfeinflussreichsten
Polit-TalkshowswerdenvonFrauen
moderiertundwersichheutzutage
aneinerdeutschenUniversitätoder
Fachhochschule einschreibt, dem
kannespassieren,dasserodersie
tatsächlich Vorlesungen besucht,
dievoneinerFraugehaltenwerden.
LiebeFeministinnenundFeminis-
ten, was wollt ihr denn? Ist doch
wunderbar! Noch bis 1976 muss-
ten verheiratete Frauen bei ihren
lieben Ehemännern um Erlaubnis
fragenunddurftennichtohnede-
ren Einwilligung einen Beruf er-
greifen.Und jetztwerdendiesogar
Professorinnen!Wasdennnoch?
Frauen forschen, doktern, schrei-
ben, lehren, reden, denken in un-
seremLand.WieMänner.Abereben
nichtgenauwieMänner.
i
UnserLandwirdvonder„Mutti“ge-
führt–was für ein Fauxpas,wenn
diese mal Ausschnitt zeigt und
wir– ohSchreck!–daran erinnert
werden,dasses ja tatsächlicheine
Frau ist, die das wichtigste Amt in
unserem Staat innehat. Die „Flin-
tenuschi” hat es deshalb schwer
inden typischmännlichenDomä-
nen „Kampf, Verteidigung, Waf-
fenführung“. Auto-Korsos bei der
Fußball-Weltmeisterschaft? Klaro,
abernichtbeiden Frauen, irgend-
wie kommt da keine rechte Stim-
mungauf.Abergleichwichtig sind
uns die Mannschaften natürlich:
„DasgeringereZuschauerinteresse
schlägtsich ineinerentsprechend
niedrigeren Entlohnung von Frau-
enfußball nieder. Für den Gewinn
desWM-TitelsbekamendieMänner
im Jahr 1974 bereits eine Prämie
von umgerechnet 35.900 Euro pro
Person,während den Frauen 1989
fürdenGewinnderEuropameister-
schafteinKaffeeserviceüberreicht
i Um in derAusstellungmit der komplexen Thematik umgehen zu können, arbeitenwirmit einer binären Co-
dierungdes sozialenGeschlechts.Uns istnatürlich bewusst,dass es ein sehr viel breiteresSpektrum an ge-
lebtenGeschlechtern gibt.
ii Hetero, weiß undmännlich? Fußball ist vielmehr! Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu Homophobie,
Rassismus und Sexismus im Fußball. Nina Degele/Caroline Janz. Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Politik und
Gesellschaft.Bonn2011: 15.
iii Andrea L
öther:CEWS-HochschulrankingnachGleichstellungsaspekten2015. Köln2015: 36.
iv Zitiertnach: Julia Korbick.StandUp. Feminismus fürAnfängerund Fortgeschrittene.Berlin2016.
wurde.“
ii
Dashatsichbisheutenur
ein bisschen geändert, aber jetzt
einen Namen: Der „Pay-Gap” zwi-
schen den beiden Geschlechtern
beträgt immernoch22Prozent.
Natürlich haben wir sie, die Pro-
fessorinnen, mittlerweile immer-
hin 20,6 Prozent.
iii
Das erscheint
enorm, wenn man bedenkt, dass
der Anteil von Frauen in entschei-
dungsmächtigen
Führungseta-
gen bei gerade mal drei bis acht
Prozent liegt. Aber auch das ist zu
wenig, denn es werden ziemlich
genaugleichvielehochqualifizierte
FrauenwieMännerausgebildet,nur
erhaltenersterezuseltendenJob.
Es istwichtig,dasswirallegemein-
samandieses Themaherantreten,
denn so lange Studierende in der
Mensa beim Mittagessen verkün-
den: „Feminismus? Das ist doch
ein hausgemachtes Problem, frü-
her hat sich doch auch keiner be-
schwert!“, so langediemächtigste
Frau im Staat zwar in ihrer Po-
sition anerkannt, ihr gleichzeitig
aber jede Weiblichkeit abgespro-
chenwird,solangederprozentuale
Anteil von Frauen an Universitä-
tenundHochschulenmitderHöhe
des akademischen Grades immer
mehr abnimmt und wir nicht un-
gefähr die Hälfte aller Professu-
ren mit Frauen besetzt sehen, so
langemüssenwirweiterüberdie-
ses Thema reden.
Hey,wow!Dubisthieruntenange-
kommen,obwohldasböseF-Wort
mehrmalsgefallenist!Dasistschön!
KatjaKuhlmannschreibt „DasWort
<Feminismus>müffeltübel, abge-
standen, peinlich.“
iv
Aber es ist in
diesem Kontext unabdingbar mit-
zudenken. Erst wenn der Weg zur
Macht allenMenschenunabhängig
von ihrem Geschlecht offensteht
– denn Feminismus heißt „Macht
für Alle!“undnicht „AlleMachtden
Frauen!“ –, muss der Fakt, dass
Frauen es in derWissenschaft bis
nach oben schaffen können,nicht
mehrausgestelltwerden.
Feminismus müffelt
Mutti & Flintenuschi