Rubrik 35
01 | LICHT
GEDANKEN
gemacht wurde«, erläutert Nebes. Wis-
senschaftler des Deutschen Archäologi-
schen Instituts hatten die Inschrift 2005
im Almaqah-Heiligtum von Sirwah im
heutigen Jemen entdeckt. Yitha'amar
berichtet auf dem Monolithen vor allem
über erfolgreiche Feldzüge. Darüber hi-
naus gibt er Auskunft über den Ankauf
von Gebieten und deren Bevölkerung.
Einblick in die politische Großwetter-
lage des antiken Südarabiens
Doch was so nüchtern klingt, ist für die
Altertumswissenschaftler eine enorme
Fundgrube, können sie doch anhand
solcher Informationen die politische Si-
tuation dieser Zeit genauer rekonstruie-
ren. Dabei helfen ihnen außerdem zwei
glückliche Umstände. »Zum einen ken-
nen wir einen zweiten noch längeren
Bericht dieser Art mit ähnlichem Inhalt
von einem Nachfolger Yitha'amars, der
an gleicher Stelle im Almaqah-Heilig-
tum aufgestellt war«, informiert Nor-
Das Sabäische Wörterbuch ist im Internet
zu finden unter:
http://sabaweb.uni-jena.de.
Kontakt
Prof. Dr. Norbert Nebes
Institut für Orientalistik, Indogermanistik,
Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie
Löbdergraben 24a, 07743 Jena
Telefon: 03641 / 944851
E-Mail:
norbert.nebes@uni-jena.de www.oriindufa.uni-jena.de.
bert Nebes. »Zum anderen finden sich
beide Machthaber in assyrischen An-
nalen, wodurch wir die 2005 gefunde-
ne Inschrift auf etwa 715 v. Chr., den
jüngeren Text auf etwa 30 Jahre später
datieren können.«
Der Vergleich beider Texte offenbart ei-
nen Einblick in die politische Großwet-
terlage der Region in dieser Zeit und
erklärt den Grund für die kriegerischen
Auseinandersetzungen und militäri-
schen Bündnisse der Sabäer sowie für
den Ankauf von Ländereien. »Die Sabä-
er wollten sich auf diese Art und Wei-
se die Kontrolle der Weihrauchstraße
und damit die Quelle ihres Wohlstands
sichern«, erklärt der Jenaer Saba-Ex-
perte. »Denn vor allem im Export von
Aromata, wie Weihrauch und Myrrhe,
liegen der Reichtum und die zeitweilige
Vormachtstellung der Sabäer im Süden
der Arabischen Halbinsel begründet.«
Dank dieser Einnahmen konnten sie
beispielsweise monumentale Heiligtü-
mer und große Dammanlagen finan-
zieren.
Das Volk der Sabäer besiedelte von
etwa 1000 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr.
das Gebiet des heutigen Jemen,
dehnte seine Einflusssphäre zeitweise
aber auch bis nach Äthiopien aus.
Seinen Wohlstand verdankte es vor
allem einer ausgeklügelten Bewässe-
rungstechnik in seinen Oasenstädten.
Im Altertum waren die Sabäer als
Kaufleute bekannt, die beispielswei-
se mit dem damals sehr wertvollen
Weihrauch handelten. Besondere
Berühmtheit erlangte eine biblische
Gestalt: die sagenumwobene Königin
von Saba. Ob es sie tatsächlich
gegeben hat, ist bis heute umstritten,
da sie in den epigraphischen Quellen
bisher noch nicht aufgetaucht ist.
Der Tatenbericht des Yitha'amar ist 2005 bei Grabungen im Zentrum des Almaqah-Tempels von Sirwah (Jemen) entdeckt worden. Die Inschrift mit 49 Metern Text und
insgesamt 328 Wörtern hat der Epigraphiker Nebes erstmals vollständig aus dem Sabäischen übersetzt und veröffentlicht.
Norbert Nebes: Der Tatenbericht des Yita`´amar Watar bin Yakrubmalik aus Sirwah (Jemen). Zur Geschichte Südarabiens im frühen 1. Jahrtausend vor Christus. Epig-
raphische Forschungen auf der Arabischen Halbinsel Bd. 7, Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen, Berlin, 2016, 148 Seiten, Preis: 25 Euro, ISBN 978-8030-2203-5