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Uni-Journal Jena04/15
Quelle:ForschungsbibliothekGotha
Kultur
„Himmelsspektakel“
Neue Ausstellung in der Forschungsbibliothek Gotha
Das 16. und 17. Jahrhundert waren auf-
regende Zeiten für die Astronomie. Das
geozentrische Weltmodell, wonach die
Erde im Mittelpunkt des Universums
ruht, geriet ins Wanken durch zahlreiche
Himmelserscheinungen wie Kometen,
Supernovae und seltene Wetterphäno-
mene, aber auch die Erfindung des Fern-
rohrs, mit dem plötzlich tausende neuer
Sterne, Sonnenflecken, Mondlandschaf-
ten und Jupitermonde zu sehen waren.
Hierfür stehen berühmte Gelehrte wie
Tycho Brahe, Johannes Kepler, Galileo
Galilei und Johannes Hevelius, die mit
ihrenWerken das Verhältnis vonWissen-
schaft und Religion auf eine vollkommen
neue Grundlage stellten. Dieser Kampf
um das Weltbild lässt sichtbar werden,
wie eng die Astronomie mit der Theo-
logie und einer bestimmten Lesart der
Bibel in Wechselwirkung standen und
wie groß anfänglich die Vorbehalte ge-
genüber dem heliozentrischen Weltmo-
dell auch bei Astronomen und Physikern
waren.
Die Forschungsbibliothek Gotha der
Universität Erfurt und die Physikalisch-
Astronomische Fakultät der Universität
Jena zeigen bis 21. Juni im Spiegelsaal
auf Schloss Friedenstein die Ausstellung
„Himmelsspektakel. Astronomie im
Protestantismus der Frühen Neuzeit“,
die die Entwicklungen der Astronomie
im 16. und 17. Jahrhundert veranschau-
lichen.
Virtueller Rundgang möglich
Die Ausstellung ist dienstags bis
sonntags sowie feiertags von 10 bis 17
Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Wer die
Schau nicht persönlich besuchen kann,
hat die Möglichkeit zu einem Spazier-
gang durch die dazugehörige virtuelle
Ausstellung im Internet unter: himmels-
spektakel.uni-erfurt.de/.
PM
Die alten Schachteln
Ausstellung „hide & seek“ ist ab 12. Mai im Uni-Hauptgebäude zu sehen
Die Minerva-Büste
von Rodin, das
Hodler-Gemälde
in der Aula oder
das Zepter der
Jenaer Universi-
tät kennt der eine
oder andere. Aber
wer weiß schon,
was in den Maga-
zinen und Lagern
der Universität al-
les schlummert?
Und wer kennt
die „Verpackung“
etwa des Zepters?
Jenes speziell ge-
fertigte lederne
Futteral ist ab 12.
Mai in einer neuen
Sonde r auss t e l -
lung im Ausstel-
lungskabinett des
Universitätshaupt-
gebäudes (Fürstengraben 1) zu sehen.
Unter dem Titel „hide & seek“ werden
exemplarische Verpackungen aus rund
30 der universitären Sammlungen ge-
zeigt. Zur Vernissage der Ausstellung
am 7. Mai um 18 Uhr ist die Öffentlich-
keit ebenso herzlich eingeladen wie zur
Besichtigung vom 12. Mai bis 12. Juni je-
weils dienstags bis donnerstags von 13
bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei, Führungen
sind nach Vereinbarung möglich.
Eine Zigarrenschachtel „Perle von
Jena“ birgt üblicherweise Schätze aus
der Ur- und Frühgeschichte. Eine an
eine frühere Diskettenbox erinnernde
Speicherband-Verpackung enthält sonst
Sicherheitskopien der Filme aus der
Röntgenvideosammlung. Oder jene
Metallkiste voller Papyrusschnipsel, die
nicht mehr nutzbar, aber zu schade zum
Entsorgen sind, steht eigentlich in der
Papyrussammlung der Universität.
Einblick in den Sammlungsalltag
Sie sind Beispiele für die unterschied-
lichen Aufbewahrungsorte der Objekte
in den vielfältigen Sammlungen der Uni-
versität, die für Forschung und Lehre ge-
nutzt werden. Die Ausstellung zeigt nun
nicht die Schätze selber, diese dienen
der Wissenschaft und bleiben dort, son-
dern wie sie lagern. Dadurch werden die
Besucher mit dem Alltag in den Samm-
lungen und ihrer Geschichte vertraut ge-
macht. Und sie erhalten so Einblicke in
die alltäglichen Praktiken des Sammelns,
Verwahrens, Ordnens, Inventarisierens
und Digitalisierens.
Dabei entsteht in der Ausstellung
keine museale Aura, die alten Schach-
teln und Gefäße sind frei zugänglich und
nicht hinter Glas „versteckt“. Verstärkt
wird die Sammlungsatmosphäre durch
die Art der Information: Kurztexte an den
Objekten geben zwar eine erste Einfüh-
rung. Wer aber mehr über das Objekt,
seinen eigentlichen Inhalt und die dazu-
gehörige Sammlung erfahren will, muss
diese Informationen selber aus den Kar-
teikarten heraussuchen – und ist schon
mitten im Sammlungsalltag.
Das interdisziplinäreTeam junger Kus-
todinnen und Kustoden, die die Ausstel-
lung konzipiert haben, hat durch diese
erstmalige Zusammenstellung der ver-
schiedenartigen Behältnisse wiederum
eine neue, temporäre Sammlung ge-
schaffen – und sich selber noch intensi-
ver mit den benachbarten Universitäts-
sammlungen beschäftigt und dadurch
zur weiteren Vernetzung beigetragen.
Die vielfältigen Anforderungen an uni-
versitäre Sammlungen ist auch Thema
eines Workshops, der vom 7.-9. Mai
stattfindet.
AB
Nichtdiewertvollen
Sammlungsstücke
derFSU,sondern
derenVerpackungen
werdenausgestellt.
Foto:Kasper
AusgestelltesTitelblattausStanislawLubie-
nieckis„TheatrumCometicum“.