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Uni-Journal Jena02/15
Neue Bücher
Kunst trifft Wissenschaft
Neuer Gedichtband von Dirk von Petersdorff
Protestantische
Bildungsakzente
Universalgelehrter Herder
Buch über Leben und Werk des Aufklärers
„Johann Gottfried
Herder (1744-1803)
war einer der
größten Denker
und bedeutends-
ten Menschen, die
je in Deutschland
gelebt haben.“ So
lautet der erste
Satz in Michael
Maurers Buch
„Johann Gottfried
Herder. Leben und
Werk“.
Maurer, der
die Professur für
Kulturgeschichte
innehat, möchte
Herder ins rechte
Licht rücken. Viel zu lange sei der
„Aufklärer par excellence“ von ver-
schiedenen Gruppen vereinnahmt
worden, was seinem Ruf besonders
in der Öffentlichkeit enormen Scha-
den zugefügt habe. „Herder wird als
Nationalist gesehen, gar als ein Vor-
läufer des Materialismus und des Pan-
theismus“, sagt Maurer. Selbst Vertriebe-
nenverbände sähen den aus Ostpreußen
stammenden gelehrtenTheologen als ei-
nen der ihren an. Dabei sei es wohl der
Vielfalt seiner Themen geschuldet, dass
Herder in den unterschiedlichsten Krei-
sen als Vordenker wahrgenommen wird.
So veröffentlichte Herder Texte zur Theo-
logie, Philosophie, Literaturhistorie, zur
Pädagogik und Kunstgeschichte. „Wir
können Herder als Universalgelehrten
bezeichnen, der auf vielen Feldern ein
brillanter Denker war“, sagt Maurer. Doch
genau darin liege die Krux: „Als Univer-
salist ist er heute kaum noch greifbar.“
Mit seinem Buch zeichnet Prof. Mau-
rer das Bild Herders als das eines mo-
dernen Denkers, der gerade zur euro-
päischen Kultur Enormes geleistet hat.
Die Wissenschaft zu Johann Gottfried
Herder habe sich in den vergangenen
Jahren stark bewegt, sagt Maurer. Den
Ruf des Gelehrten in der Öffentlichkeit
möge nun das Buch revidieren helfen,
wünscht sich der Autor.
sl
Ist es nicht schwer, Literaturwissen-
schaftler zu sein und selbst literarisch zu
schreiben? „Keineswegs“, sagt Prof. Dr.
Dirk von Petersdorff. Der Literaturwis-
senschaftler, Schriftsteller und Dichter
untermauert das mit seinem aktuellen
Gedichtband „Sirenenpop“.
Versammelt sind darin Gedichte,
die vielfach Alltagsbeobachtungen wi-
derspiegeln. Dabei sieht sich von Pe-
tersdorff selbst gar nicht so sehr im
Spannungsfeld zwischen Kunst und
Wissenschaft stehen. Vielmehr profi-
tiere er davon, sich zwischen den unter-
schiedlichen Sphären zu bewegen. „Die
Grenzlinien lösen sich auf, Dinge über-
schneiden sich“, sagt von Petersdorff.
Wer dichten wolle, der müsse offen sein
für die Außenwelt. Bis heute seien die
unterschiedlichen Lebensfelder für ihn
deshalb Inspiration, bieten die Begeg-
nungen an der Universität immer wieder
aufs Neue einen Wirklichkeitskontakt.
Dabei, so von Petersdorff, sei die
Dichtkunst keine Zauberei: „Ein großer
Teil sind Technik und Handwerk, dazu
kommt ein Teil, der sich der Planbarkeit
entzieht.“ Wäh-
rend sich die hand-
werklichen Fähig-
keiten erlernen
lassen, sei dieser
dritte Teil, das kre-
ative Moment, ein
Geschenk.
Im ersten Teil
von „Sirenen-
pop“ findet sich
das Gedicht „Von
Jena“. Geschildert
wird ein Spazier-
gang über die
Schlachtfelder im
Nordwesten der
Stadt. Wo einst Sowjetpanzer fuhren
– „die Russenpanzerrampe ließ man
stehn“ – erstrecken sich heute Orchi-
deenwiesen. Petersdorff versteht das
Gedicht als Reminiszenz an die Stadt, in
der er nun schon beinahe sechs Jahre
lebt. Abgedruckt wurde „Von Jena“
bereits in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung – nicht das erste Werk Peters-
dorffs, dem diese Ehre zuteilwurde. sl
Hat uns Luther heute noch
etwas zu sagen? Oder sind
Luther und die Reformation
längst überwunden und ge-
hören mit ihren Anliegen ins
Museum? In der neuen Buch-
reihe „Reformation heute“
werden zu diesen Fragen
differenzierte Antworten ge-
geben.
Der erste Band „Protes-
tantische Bildungsakzente“
greift das Thema Bildung auf.
Der Herausgeber der auf fünf
Bände ausgelegten Reihe,
der Kirchenhistoriker Prof. Dr.
Christopher Spehr, betont:
„Es wird gefragt, wie die
Bildungsakzente aussehen,
die durch die Reformation
angestoßen wurden. Welche wirkungs-
geschichtlichen Traditionen entfalteten
sie in der Geschichte des Protestan-
tismus? Und welche Rolle spielen sie
heute noch?“ In den Beiträgen kommen
Experten ausWissenschaft, Bildung, Kir-
che und Politik zu Wort.
PM
DirkvonPetersdorff:
Sirenenpop.Verlag
C.H.Beck,München
2014,96Seiten,16,95
Euro,ISBN978-3-406-
66691-9
MichaelMaurer:
JohannGottfried
Herder.Lebenund
Werk.BöhlauVerlag,
Köln,Weimar,Wien
2014,196Seiten,19,90
Euro,ISBN978-3-412-
22344-1
ChristopherSpehr
(Hg.):Reformation
heute.Band1:Protes-
tantischeBildungs-
akzente.Evangeli-
scheVerlagsanstalt,
Leipzig2014,222
Seiten,28Euro,ISBN
978-3-374-03804-6
Wie funktioniert die
Gesichtsdetektion in Di-
gitalkameras, die Fußgän-
gerdetektion in Fahreras-
sistenzsystemen oder die
Vermessung in CT-Aufnah-
men? Das Buch von Dr.
Herbert Süße und Dr. Erik
Rodner vom Lehrstuhl für
Digitale Bildverarbeitung
beantwortet nicht nur diese
Fragen, sondern erläutert all-
gemein, wie Informationen
automatisch aus Bildern ext-
rahiert werden können. Das
Buch ist ein Streifzug durch
die Bildverarbeitung und de-
ren angrenzende Gebiete.
Dabei werden sowohl die
mathematischen Grundlagen
vieler Verfahren der 2D- und
3D-Bildanalyse vermittelt als auch deren
Nutzen anhand von Problemstellungen
aus vielen Anwendungsbereichen – z.
B. Medizin, industrielle Bildverarbeitung
und Objekterkennung – dargestellt. PM
Bildverarbeitung
im Überblick
HerbertSüße,Erik
Rodner(Hg.):Bild-
verarbeitungund
Objekterkennung.
ComputerVisionin
IndustrieundMedi-
zin.SpringerVieweg,
Wiesbaden2014,666
Seiten,49,99Euro,
ISBN978-3-8348-
2605-3