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Uni-Journal Jena02/15
Kultur
Standortvorteile seit 12 000 Jahren
Ausstellung der Ur- und Frühgeschichte in neuem Ausstellungskabinett
Farbenfrohe Minerale
Sonderausstellung „Die kunterbunte Welt der Minerale“ bis 12. April
Sucht man nach den Gründen dafür,
warum sich bestimmte Regionen wirt-
schaftlich gut entwickeln, die Bevöl-
kerung wächst und Wissenschaft und
Kultur florieren, dann werden oft soge-
nannte positive
Standortfaktoren
herangeführt.
Auch Jena kann
sich darauf berufen
– und zwar seit der
Jungsteinzeit. Das
beweist die ur- und
frühgeschichtliche
Archäologie der
Universität in ihrer
neuen Ausstellung
„Kulturfluss. Die
Archäologie des
mittleren Saaletals
aus 150 Jahren Ur-
und Frühgeschicht-
liche Sammlung
der Universität
Jena“. Die Schau
präsentiert wich-
tige Zeugnisse aus
der Frühzeit des
Jenaer Stadtgebiets. „Unser Ziel war es,
eine kleine Besiedlungsgeschichte des
Raums Jena vom Neolithikum bis zum
frühen Mittelalter mit den Exponaten zu
beschreiben“, sagt Prof. Dr. Peter Ettel.
Vier Grabungskomplexe aus dem Stadt-
gebiet und unmittelbarer Umgebung lie-
fern dafür die Informationen und werden
einzeln in der Ausstellung vorgestellt. So
befand sich auf dem Jenzig eine Sied-
lung, wo in den 1930er Jahren etwa 30
Bronzegegenstände entdeckt und mit
einer kultischen Funktion in Verbindung
gebracht wurden.
Ausstellungskabinett eingeweiht
Mit der Ausstellung hat zugleich das
neue Ausstellungskabinett der Universi-
tät im Raum 025 des Universitätshaupt-
gebäudes seine Pforten geöffnet. „Es
war schon lange unser Wunsch, endlich
einen Ort zu haben, an dem wir anspre-
chend und sachgerecht die Stücke der
universitären Sammlungen zeigen kön-
nen“, sagt die Sammlungsbeauftragte,
Dr. Tilde Bayer. „Und nach langer Pla-
nung und Bauzeit ist uns das endlich
gelungen.“
Die Premieren-Ausstellung ist bis
Ende Februar immer Dienstag bis Frei-
tag von 13 bis 16 Uhr sowie auf Voran-
meldung zu besichtigen.
sh
DieStudentinCasha
RüdelbeimAufbau
derPremieren-Aus-
stellung.
Foto:Kasper
Im Reich der Minerale explodieren die
Farben. Von glasklar-durchsichtigen bis
tiefschwarzen Exemplaren reicht die
Palette. Dabei ist Vorsicht
geboten: Was völlig verschie-
den aussieht, kann chemisch
betrachtet ein und dasselbe
sein.
„Ein Mineral wie Quarz
tritt in sehr vielen verschiede-
nen Farbvarietäten auf“, sagt
Dr. Birgit Kreher-Hartmann
von der Universität Jena.
So sei ein klarer Bergkristall
ebenso wie ein pechschwar-
zer Rauchquarz chemisch ge-
sehen Siliciumdioxid – also
Quarz. Ein wichtiges Krite-
rium für die Zuordnung sei
die sogenannte Strichfarbe,
erläutert die Kustodin der
Mineralogischen Sammlung.
Um sie zu bestimmen, wird das Mine-
ral über eine Platte aus Hartporzellan
gezogen. Die Farbe des Abriebs gibt
sodann einen Hinweis auf die richtige
Zuordnung. Bei allen farbenfrohen Vari-
etäten des Quarzes ist die Strichfarbe
stets weiß.
„Die kunterbunte Welt der Minerale“
lautet der Titel der aktuellen Sonderaus-
stellung in der Mineralogischen Samm-
lung (Sellierstraße 6). Etwa 300 Expo-
nate können die Besucher begutachten.
Wie Dr. Kreher-Hartmann er-
läutert, sind sechs Vitrinen je
einer Farbe gewidmet: Gelb,
Blau, Rot, Grün, Schwarz
und Weiß. In einer weiteren
Vitrine werden Quarze und
Flussspate gezeigt, zwei Mi-
nerale mit besonders großer
Farbenvielfalt. Dass die Far-
ben nicht nur das Auge er-
freuen, wird ebenfalls in der
neuen Ausstellung erklärt.
So suchten bereits im Mit-
telalter die Bergleute nach
sogenannten Indikatormine-
ralen wie der Kobaltblüte.
Diese Kobalt-Verwitterungen
an der Erdoberfläche zeigen
an, dass sich im Erdinneren
lohnenswerte Kobalt-Vorkommen befin-
den. Die Farbe der Kobaltblüte wird mit
pfirsichblütenrosa angegeben.
sl
Foto:Kasper
DieAusstellungzudenFarbvarietätenvonMineralenistbis12.April
zusehen,jeweilsmontagsunddonnerstagsvon13bis17Uhr,sonntags
nachAnkündigungvon13bis17UhrsowienachVereinbarung.