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Lehrstuhl für Organische Chemie II

Prof. Dr. Ulrich S. Schubert

Forschungsschwerpunkte

Die aktuelle Forschung lässt sich in drei große Themenbereiche gliedern:

Materialien für Lebenswissenschaften

Organische Moleküle und Polymere für Energieanwendungen

intelligente, schaltbare Supra(makro)molekulare Systeme

Synthesen sowie auch die umfassende Charakterisierung der Materialien

Anwendung einer Vielzahl von Instrumenten zur spektroskopischen, spektrometrischen und mikroskopischen Untersuchung

Funktionalisierung von Oberflächen durch nanolithographische Verfahren

Prozessierung von Polymermaterialien mittels Tintenstrahldrucktechnologie: Realisierung von komplexen

Festphasenanordnung durch eine Kombination an Top-down und Bottom-up Strategien und Untersuchung

hinsichtlich ihrer Eigenschaften

38 — FORSCHUNG

Nanomaterialien auf Polymerbasis besitzen ein enormes

Potential hinsichtlich medizinischer Anwendung. So können

Polymerpartikel verwendet werden, um Wirkstoffe in be-

stimmte Zellen zu transportieren. Dadurch können bei-

spielsweise hochpotente, aber oft nur schlecht lösliche

oder instabile Wirkstoffe eingesetzt werden. Diese können

sogar in einer geringeren Menge eingesetzt werden, denn

in den Zielzellen wird die benötigte Konzentration er-

reicht. Dadurch können beispielsweise Nebenwirkungen

gemindert werden.

In einem Projekt zusammen mit der Arbeitsgruppe von

Prof. Dr. Michael Bauer am Universitätsklinikum Jena wur-

den Farbstoffe als „Navigationssystem“ genutzt – eine

höchst effiziente Weise, um Wirkstoffe gezielt in Hepatozy-

ten, Zellen der Leber, zu transportieren. Der Charme dieser

Strategie ist, dass die Farbstoffe gleichzeitig eine Detektion

ermöglichen, wodurch ein sogenannter theranostischer

Ansatz möglich wird (d. h. Therapie und Diagnostik). Poly-

merpartikel wurden nicht nur verwendet, um niedermole-

kulare Wirkstoffe wie Inhibitoren zu transportieren, son-

dern auch genetisches Material – eine komplexe Heraus-

forderung mit enormen Potential. Die sogenannten small-

interfering RNA-Moleküle, siRNA, wurden durch zwei Poly-

mere, eines zum Schutz und der Stabilisierung der siRNA,

eines zum Formen des Nanopartikels in die Hepatozyten

transportiert, um dort Gene gezielt stumm schalten zu kön-

nen, wie am Beispiel der Cholesterin-Produktion gezeigt [1].

Die Nanopartikel können über ein Baukastensystem

aufgebaut werden, wobei die Polymere auf die Eigen-

schaften der Wirkstoffe und des Zielgewebes abgestimmt

werden müssen. Dafür werden aktuell verschiedene Poly-

merklassen untersucht, die einerseits Partikel formen und

andererseits durch Ladungen an das genetische Material

binden können [2-3].

[1] Press A.T., et al. (2015): Cell type-specific delivery of short interfering

RNAs by dye-functionalised theranostic nanoparticles. Nat. Commun., 5,

5565. DOI:10.1038/ncomms6565.

[2] Rinkenauer A.C., et al. (2015): A cationic poly(2-oxazoline) with high in

vitro transfection efficiency identified by a library approach. Macromol.

Biosci., 15, 414. DOI: 10.1002/mabi.201400334.

[3] Yildirim T., et al. (2015), RAFT made methacrylate copolymers for rever-

sible pH-responsive nanoparticles. J. Polym. Sci. Part A: Polym. Chem., 53.

DOI:10.1002/pola.27734.

[4] Rinkenauer A.C., et al. (2015): Comparison of the uptake of methacrylate

-based nanoparticles in static and dynamic in vitro systems as well as in

vivo. J. Control. Release, 216, 158. DOI: 10.1016/j.jconrel.2015.08.008.

Nanomaterialien auf Polymerbasis

Abb. 1. Intravitalmikroskopische Untersuchung der in vivo

Partikelaufnahme in die Leber einer Maus; das Lebergewebe ist

in grün, die beladenen und funktionalisierten Nanopartikel sind in

rot dargestellt. Abbildung aus [1]