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Lehrstuhl für Organische Chemie I

Prof. Dr. Hans-Dieter Arndt

Forschungsschwerpunkte

Wesentliches Ziel der Forschungsarbeiten der Arbeitsgruppe Arndt ist die Erschließung von komplexen bioaktiven Molekülen

durch synthetische organische Chemie. Zum einen werden beständig neue Synthesemethoden und -strategien entwickelt,

bislang nicht herstellbare Verbindungen zugänglich gemacht sowie effektive Zugangsalternativen erarbeitet. Zum anderen wer-

den mit den synthetisierten Molekülen gezielte Wirkungsuntersuchungen durchgeführt und weiterführende Studien zu Anwen-

dungen als Werkzeugverbindungen oder potentielle Wirkstoffkandidaten vorbereitet. Forschungsschwerpunkte waren:

Synthese und Untersuchung von Thiopeptidnaturstoffen als Antibiotika und in der chemischen Biologie

Actin-bindende Zyklodepsipeptidnaturstoffe und -derivate als Werkzeugverbindungen in der Zellbiologie

Synthetische Dihydropyridine als Inhibitoren des NOTCH-Signalwegs

D-/L-Peptide in Naturstoffen und in der kombinatorischen Chemie

36 — FORSCHUNG

Die hochauflösende Fluoreszenzmikroskopie ist zu einem

unverzichtbaren Werkzeug für die moderne Zellbiologie und

die Diagnostik geworden. Um die Feinstruktur und Dynamik

von Zellbestandteilen auch in lebenden Zellen untersuchen

zu können bedarf es neben leistungsfähiger Mikroskopie-

verfahren vor allemMethoden zur selektiven und kontrast-

reichen Markierung von Biomolekülen. Dafür werden häufig

auto-fluoreszierende oder nachträglich markierbare Protein-

„Tags“ genutzt. Für deren Einsatz müssen Zellen aber gen-

technisch manipuliert werden, was Untersuchungsmöglich-

keiten stark auf Einzelzellmodelle beschränkt. Zellgängige

Kleinmolekülreagenzien, die wirkstoffähnlich in beliebige

lebende Zellen diffundieren und dort Bestandteile selektiv

anfärben, können diese Einschränkung überwinden.

In der Arbeitsgruppe Arndt wurden Liganden für das

Zykloskelettprotein Actin entwickelt, die sich aus dem Cyclo-

depsipeptid-Naturstoff Jaspamid ableiten. Die gewonnenen

Struktur-Aktivitätsbeziehungen wurden genutzt, eine synthe-

tisch leicht zugängliche Struktur zu finden und nicht-toxische

Farbstoffkonjugate zu erzeugen. Durch systematische Opti-

mierung der Farbstoffkomponente gelang es, (Kooperation

Prof. Johnsson, EPF Lausanne), mit Sila-Rhodaminfarbstoffen

zellgängige Konjugate zu finden und zu synthetisieren, die

auch in lebenden Zellen das Actin-Zytoskelett detailreich

abbilden [2]. Die Intensität und Photostabilität der neuarti-

gen Sila-Rhodamine erlaubte es, mit Hilfe höchstauflösender

STED-Mikroskopie Actin-haltige Substrukturen bis in den

nM-Bereich abzubilden Kooperation Prof. Hell, MPI-

Göttingen). Dieser vielversprechende Ansatz zur Anfärbung

lebender Zellen soll nun auf weitere zelluläre Substrukturen

(z. B. Myosin) ausgedehnt werden. Darüber hinaus wird aktiv

daran gearbeitet, aus den Actinliganden lichtempfindliche

Werkzeugverbindungen zu entwickeln, um Actin-abhängige

Prozesse in lebenden Zellen photoschaltbar zu machen.

[1] Lukinavičius G., et al. (2014) Fluorogenic probes for live-cell imaging of

the cytoskeleton. Nat. Methods, 11, 731-733. DOI:10.1038/nmeth.2972.

Abb. 1.

Links:

Chemische Struktur von Jaspamid 1 und vom optimierten, zellgängigen Sila-Rhodaminkonjugat 2. Blaue Substituenten

vereinfacht, grüne Position variabel. Grafik: H.-D. Arndt.

Rechts:

Hochauflösende fluoreszenzmikroskopische Abbildung des Actin-Zytoskeletts

lebender humaner Fibroblasten, angefärbt mit dem selektiven Konjugat 2. Balken: 5 µm. Grafik aus [1].

Selektive Anfärbereagenzien für lebende Zellen