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Gleich zwei herausragende Erfolge konnte Prof.
Dr. Christian Hertweck im Jahr 2014 feiern. Zuerst
wurde der SFB 1127 ChemBioSys, dessen Spre-
cher er ist, durch die DFG bewilligt. Und dann er-
reichte ihn im Dezember die Nachricht, dass er mit
dem renommiertesten deutschen Forschungspreis,
dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG, aus-
gezeichnet wird.
„ChemBioSys“ steht für „Chemische Mediatoren
in komplexen Biosystemen“ und macht das brei-
te Themenspektrum deutlich, welches die Jenaer
Forscher in den kommenden Jahren im neuen Son-
derforschungsbereich bearbeiten wollen. So soll
das chemische „Stimmengewirr“ in Biosystemen
mit Pilzen, Bakterien, Mikroalgen, Pflanzen, Tieren
und sogar Humanzellen belauscht und entschlüs-
selt werden. Eine zentrale Rolle spielen chemische
Mediatoren. Diese Signalmoleküle bestimmen,
wie die Wechselbeziehungen zwischen Zellen und
Organismen einer oder mehrerer Spezies ablaufen.
Neben dieser grundlagenorientierten Forschung
geht es langfristig auch darum, die komplexen Bio-
systeme mit Hilfe chemischer Mediatoren gezielt
manipulieren zu können. Praktische Anwendungs-
felder dafür seien in der Ökologie, der Landwirt-
schaft, der Biotechnologie und der Infektions- und
Therapieforschung zu finden.
Der gemeinsam mit Prof. Dr. Georg Pohnert koordi-
nierte SFB wird von der DFG in seiner ersten Phase
bis 2018 mit bis zu 8 Mio.
€
gefördert.
Den Leibniz-Preis erhält Christian Hertweck für
seine Arbeiten auf dem Gebiet der Naturstoff-
Forschung. Sein Team verbindet chemische und
biologische Methoden, um die Wirkstoff-Synthese
in bislang wenig untersuchten Mikroorganismen
zu studieren. Pflanzenkrankheiten werden oft durch
Pilztoxine ausgelöst. Diese Gifte werden aus-
schließlich von den Pilzen produziert - so lautete
die gängige Meinung, bis Christian Hertweck und
sein Team erstmals beweisen konnten, dass auch
symbiotische Bakterien, die im Inneren der Pilzzel-
len leben, Toxine produzieren. Er entdeckte dies
z. B. am Reisfäule verursachenden Pilz
Rhizopus
microsporus
, der endosymbiotische Bakterien der
Gattung
Burkholderia
enthält, die für die Bildung
des Zellgiftes Rhizoxin gegen die Reispflanzen ver-
antwortlich sind.
Ein regelrechter Paukenschlag gelang Hertweck
und seinem Team mit der Entdeckung einer völ-
lig neuen Antibiotika-Familie bei Bakterien, die in
Sauerstoff-freier Umgebung gedeihen können. Bis-
lang nahm die Fachwelt an, dass solche Bakterien
aus Energiemangel nur unbedingt lebensnotwendi-
ge Substanzen produzieren. Mit dem neu entdeck-
ten Wirkstoff Closthioamid wurde dieses Dogma
widerlegt. Closthioamid wurde erst gebildet, als
das Team des Preisträgers die natürlichen Lebens-
bedingungen des Bakteriums im Labor simulierten.
Insgesamt hat der gebürtige Bonner schon über
200 Publikationen vorgelegt und 16 Patente ange-
meldet, denn neben der Grundlagenforschung sind
Hertweck auch der Wissenstransfer und die An-
wendung wichtig. Prof. Hertweck hat seit 2006 den
Lehrstuhl für Naturstoffchemie an der FSU inne und
leitet zugleich die Abteilung Biomolekulare Chemie
am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und
Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut (HKI).
Prof. Christian Hertweck koordiniert neuen SFB und erhält Leibniz-Preis