Gerade die geringe Integration ist eng verknüpft mit
einem „weichen Faktor”: Auch in der Wissenschaft
wird wissenschaftlicher Nachwuchs (oft unbewusst)
eher vom gleichen Geschlecht gefördert,
ix
was in einer
männerdominierten wissenschaftlichen Umgebung
x
dazu führt, dass Frauen seltener zur Promotion er-
mutigt werden.
xi
Haben sie den Sprung in die Promo-
tionsphase geschafft, schätzen Doktorandinnen die
Betreuung ihrer Promotion als weniger intensiv bzw.
sogar schlechter ein als die ihrer männlichen Kol-
legen; sie fühlen sich zudem weniger in ihrer Karri-
ereplanung gefördert und ermutigt. Doktorandinnen
haben zumeist ein kleineres Kontaktnetzwerk und
werden teilweise sogar aus informellen Kontaktnetz-
werken ausgeschlossen.
xii
Aber als übermotivierte Doktorandin steht frau das
durch, denn schließlich will frau ja mitmachen im
großen Betrieb Wissenschaft. Jedoch gleicht der Kar-
riereweg in der Wissenschaft bis zur Professur einer
Durststreckemit einer langen Qualifikationsphase und
den bereits erwähnten befristeten Beschäftigungs-
verhältnissen und damit einer großen Planungsun
sicherheit der Karriere.
xiii
Die Arbeit in der Wissenschaft
wird nicht nur als Beruf, sondern vor allem als Beru-
fung verstanden, der man/frau sich hundertprozentig
hingeben müsse und für die es sich lohnt, alle an-
deren Lebensbereiche zu vernachlässigen. Orientiert
ist dieses Berufsethos am „Mythos des Vollblut- und
Vollzeitwissenschaftlers“ sowie an der „männlichen
Normalbiografie“, die vor Publikationen, Drittmittelein-
werbungen, Lehrerfahrungen etc. nur so strotzt.
xiv
In Verbindung mit dem Thema „Kind“ – das in der Pro-
motionszeit durchaus aktuell ist – kollidieren verschie-
dene soziale Anforderungen an die promovierenden
Frauen: das eben genannte Wissenschaftsideal mit
der Forderung permanenter Verfügbarkeit und der Ori-
entierung an einem Familienmodell, das nach wie vor
die Frau als zuständig für Heim und Herd betrachtet.
xv
Wissenschaftlerinnen werden geringere Leistungs-
und Verfügbarkeitsfähigkeiten zugeschrieben, weil sie