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Uni-JournalJena04/14
AiWeiwei in den Antikensammlungen
Ausstellung präsentiert Bronze-Abbild des chinesischen Künstlers
Slawische Heilige wirken bis heute
Die Heiligen Kyrill undMethod standen im Zentrum einer Fotoausstellung
Kultur
Der chinesische Künstler Ai Weiwei
ist weltbekannt und das nicht nur we-
gen seiner Kunst. Für seinen Einsatz
für Menschenrechte, Meinungsfreiheit
und gegen Umweltzerstörung in sei-
ner Heimat hat er unter einer Vielzahl
von Repressalien
zu leiden, die die
Weltöffentlichkeit
alarmieren. Nach
einer mehrwö-
chigen Haftstrafe
im Jahr 2011 und
einem Verfahren
wegen Steuerhin-
terziehung darf er
China nicht mehr
verlassen.
Und dennoch
geht Ai Weiwei
seit gut zwei Jah-
ren auf Reisen
undmacht imMo-
ment Station in
Jena – wenn auch
nur in Form einer
kleinen Statuette.
Die etwa 60 Zenti-
meter großeBronzeskulptur„AiWeiwei
81“ des Landshuter Künstlers Richard
Hillinger ist derzeit in einer kleinenAus-
stellung der Antikensammlungen zu se-
hen. DerTitel der Skulptur nimmt Bezug
auf die Festnahme AiWeiweis im Jahr
Sie sind seit mehr als tau-
send Jahren tot. Dennoch
spielendieHeiligenKyrill und
Method durch ihreBibelüber-
setzung und die Schaffung
eines slawischen (glagoliti-
schen) Alphabets nicht nur
für die religiöseundkulturelle
Identität der Slaweneineher-
ausragendeRolle. Sie stellen
mit ihrem Gesamtwerk ei-
nen„Eckpfeiler“ dar, auf den
Bulgaren, Serben, Russen,
Tschechen, Slowaken und
andere slawische Völker ihre
nationale Identität bauen. Und spätes-
tens1980wurdendiebeidenslawischen
Aufklärer, zusammen mit St. Benedikt,
zuwirkungsmächtigenPersönlichkeiten,
als sie von Papst Johannes Paul II. zu
PatronenEuropas erklärtwurden.
Mit denSpurenvonKyrill undMethod
beschäftigte sich die Sonderausstellung
„In the Footsteps of Sts. Cyril andMe-
thodius”, die im Januar und Februar im
Uni-Hauptgebäude zu sehen war. Ge-
zeigt wurden Aufnahmen des Fotogra-
fen Pavol Demeš, der auch ehemaliger
Außenminister der Slovakei ist. Seine
Bilder zeigen Gedenkstätten, die noch
aus der Zeit der Heiligen Kyrill undMe-
thod stammen oder ihnen gewidmet
sind.
Die Exposition fand im Rahmen der
Feierlichkeiten zum1150. Jahrestagder
Ankunft von Kyrill und Me
thod in Großmähren statt.
Aus diesem Anlass brachte
die Slowakei 2013 eine neue
Zwei-Euro-Münze heraus.
„Mit demAntlitz zweier Hei-
liger und dem Kreuz in ihren
Händen wird eine eindeutig
christliche und, aus slowaki-
scher Sicht, auch nationale
Symbolik verwendet“, erläu-
tert der Jenaer Slawist Prof.
Dr. Thede Kahl. Die Heraus-
gabe bewirkte eine lebhafte
Diskussion über die Merk-
male supranationaler europäischer Iden-
tität. „Die EU“, erzählt Ausstellungsmit-
organisator Kahl, „lehnte denVorschlag
der slowakischenNationalbank zunächst
ab.“Dennochsetztesichdieslowakische
Öffentlichkeit mit ihren klar deklarierten
nationalenSymbolendurch. Dies sei ein
deutliches Zeichen, dass die Heiligen
Kyrill und Method bis heute fortwirken
– unddas nicht nur auf demBalkan. AB
Foto:Kasper
Foto:Kasper
DerFotografundehemaligeAußenministerderSlowakeiPavolDemeš
(r.)undRektorProf.Dr.KlausDicke.
„AiWeiwei81“.
DieAusstellung
(Carl-Pulfrich-Str.
2)istmittwochsund
samstagsvon14bis
17Uhrgeöffnet.Der
Eintrittistfrei.
2011, als er für 81Tage inHaft saß.
„Hillinger schickt diese Skulptur an
Sammlungen, Museen und öffentli-
che Personen quer durch Deutschland
und möchte damit auf die Freiheit der
Kunst hinweisen, für die sich auch Ai
Weiwei einsetzt“, erläutert Dr. Dennis
Graen. „Wir freuen uns, dieses Anlie-
gen unterstützen und die Plastik zeigen
zu können“, so der Kustos der Antiken-
sammlungen. Nicht nur,weil dasThema
Freiheit an der Universität eine zentrale
Rolle spielt, schließlich trägt siedenNa-
men des „Dichters der Freiheit“ Fried-
richSchiller.
Vielmehr gehe es auch darum, deut-
lich zu machen, dass die Freiheit der
Kunst auch in Deutschland nicht immer
selbstverständlich war. Graen erinnert
an den Nationalsozialismus, als Bücher
verbrannt und Kunst als „entartet“ de-
klariertwurde, oder andieZeit der SED-
Diktatur, in der die Staatsführung einen
„sozialistischenRealismus“vorgab.Und
bereits in der Antike unterlag die Kunst
dem Einfluss der Herrschenden und
wurde genutzt, um politische Anliegen
zu verbreiten, wieDr. Graenweiß. US