Die Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät (CGF) ist eine
von zehn Fakultäten der Friedrich-Schiller-Universität Jena
und dabei eine besondere Fakultät: Sie vertritt die Diszipli-
nen Chemie, Geographie und Geowissenschaften – eine
auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination. Doch da-
mit verbindet sie in herausragender Weise diverse natur-
wissenschaftliche Disziplinen mit geistes-, sozial- und wirt-
schaftswissenschaftlich ausgerichteten Arbeitsweisen –
und ist damit die einzige wirklich „fachübergreifende“
Fakultät der Universität.
Wissenschaftliche Erfolge
Die heterogene Struktur macht die Fakultät komplex, doch
sie bietet auch Chancen: Denn die räumlich-organisatori-
sche Nähe von heute oft getrennt gesehenen Wissen-
schaftsorientierungen erlaubt den zunehmend nötiger
werdenden transdisziplinären Diskurs über diese Kultur-
grenzen hinweg. Nicht immer ist dabei das Fahrwasser
ruhig und immer wieder kommt es zu Turbulenzen; doch
diese zu überwinden lohnt sich, wie die jüngsten Erfolge
eindrücklich veranschaulichen. Neben zahlreichen interna-
tional beachteten Publikationen sind wohl die Verleihung
von renommierten Preisen an Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler unserer Fakultät und damit die Anerken-
nung ihrer Arbeit weit über Universitätsgrenzen hinweg
die besten Beweise dafür: So erhielten Prof. Dr. Thomas
Heinze und sein Team den Thüringer Forschungspreis 2015
und Prof. Dr. Christian Rüssel wurde im September 2014
die Ehrendoktorwürde der Universität für Chemische Tech-
nologie und Metallurgie Sofia verliehen, um nur zwei Bei-
spiele zu nennen. Weiterhin gelang es den sieben Institu-
ten unserer Fakultät erhebliche Drittmittelsummen einzu-
werben und diese von 16,6 Mio. Euro im Jahr 2013 auf
17,5 Mio. Euro im Jahr 2014 zu steigern. Damit ist die CGF
eine der beiden drittmittelstärksten Fakultäten der Univer-
sität. In den vergangenen Jahren wurden wichtige große
Verbundprojekte erfolgreich abgeschlossen und es sind
neue gestartet. Zum Teil liegt die Koordination dieser oft-
mals internationalen Forschungsverbünde in den Händen
der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Fa-
kultät. Beispielhaft nennen möchte ich das EU-Projekt
LaWin, das 2015 unter der Federführung von Prof. Dr.
Lothar Wondraczek seine Arbeit aufgenommen hat, und
das 2014 erfolgreich abgeschlossene BMBF-Verbundpro-
jekt INFLUINS unter der Leitung von Prof. Dr. Kai Uwe Tot-
sche und Prof. Dr. Nina Kukowski. Ein Großteil der Arbeits-
gruppen ist dabei aktiv in die ersten beiden universitären
Profillinien „Light“ und „Life“ eingebunden und leistet da-
mit einen wichtigen Beitrag zur weiteren Entwicklung von
Universität und Region. Ein besonderes Ereignis fand am
13. September 2015 statt: An diesem Tag haben die drei
Weltdachverbände der Natur-, Sozial- und Geisteswissen-
schaften das Jahr 2016 als International Year of Global
Understanding (IYGU) ausgerufen. Initiiert wurde das The-
menjahr von Prof. Dr. Benno Werlen. Sämtliche Aktivitäten
im Rahmen des IYGU werden von seinem Lehrstuhl für
Sozialgeographie aus koordiniert – und werden zweifellos
Universität und Stadt internationale Strahlkraft verleihen.
Strukturelle und organisatorische Fortschritte
Darüber hinaus gelang es uns in den vergangenen beiden
Jahren, strukturelle und organisatorische Fortschritte zu
erzielen und die Raumsituation sowie gerätetechnische
Ausstattung deutlich zu verbessern. Dies betrifft einerseits
die Wiederbesetzung wichtiger Professuren etwa am Insti-
tut für Geographie und am Institut für Technische Chemie
und Umweltchemie, andererseits die Institutionalisierung
wissenschaftlicher Schwerpunkte in Forschungszentren
sowie entsprechende Baumaßnahmen. Jüngster Höhe-
punkt war die Einweihung des Neubaus des Zentrums für
Energie- und Umweltchemie Jena (CEEC Jena) im Herbst
2015. Diese Aktivitäten sind ein wichtiger Schritt, um die
Ressourcen innerhalb der Fakultät optimal zu erschließen
und um die Vernetzung der Wissenschaftler zu den univer-
sitären und außeruniversitären Partnern zu verstärken.
Die regen Forschungsaktivitäten haben auch der Lehre
positive Impulse verliehen: Zum Wintersemester 2015/16
ging der neu konzipierte und deutschlandweit einmalige
Masterstudiengang Chemie-Energie-Umwelt an den Start –
mit 20 neueingeschriebenen Studierenden ein beachtlicher
Erfolg. Einen Erfolg konnte auch die Arbeitsgruppe Che-
miedidaktik feiern: Sie wurde 2015 für ihr innovatives Kon-
zept für eine schulnahe Lehramtsausbildung im Fach Che-
mie mit dem Lehrpreis der Universität ausgezeichnet.
Ein kurzer Blick in die Geschichte
Mit der Wiedergründung der jeweiligen Institute nach dem
politischen Umbruch 1989/90 wurde auch die Chemisch-
Geowissenschaftliche Fakultät aufgebaut. Die Tradition der
drei Fachrichtungen reicht jedoch viel länger zurück. So wur-
de das erste Chemie-Institutsgebäude in Deutschland 1816
in Jena errichtet. Die Chemie in Jena ist dabei eng Johann
Wolfgang Döbereiner (1780-1849) verbunden. Er war Pro-
fessor für Chemie und Pharmazie in Jena und Erfinder des
Döbereinerschen Platinfeuerzeugs. Zudem gilt er als Wegbe-
reiter der chemischen Praktika im Lehrbetrieb an deutschen
Universitäten. Noch heute haben Laborpraktika einen hohen
Stellenwert in der Ausbildung der Jenaer Chemie-Studier-
enden. Beim Blick in die Vergangenheit sind noch weitere
Namen zu nennen: Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott,
die Begründer Jenaer Tradition in der Optik und Glaschemie.
Die Anfänge der Geographie und der Geowissenschaf-
ten an der Universität Jena liegen im 18. Jahrhundert. Die
VORWORT
4 — VORWORT