Newsletter 04

9 FSU-Newsletter/Frühjahr 2017 Personalia Was den Patienten gut tut Etliche Krebspatienten versuchen ne- ben der verordneten Strahlen- oder Chemotherapie auch pflanzliche Stoffe, Nahrungsergänzung oder Naturheilmit- tel. Dass es für deren Wirksamkeit nur minimale Nachweise gibt und der behan- delnde Arzt oft nichts von dieser Selbst- behandlung erfährt, benennt Prof. Dr. Jutta Hübner als zwei zentrale Probleme. Die Internistin hat nun die Professur für Integrative Onkologie am Uniklinikum Jena inne, die die Deutsche Krebshilfe Foto: privat als Stiftungsprofessur eingerichtet hat. Vor allem in der Onkologie, aber auch bei anderen chronischen Krankheitsbildern ist der Bedarf an ergänzenden oder alter- nativen Behandlungsmöglichkeiten sehr groß. „Und die komplementäre Medizin hat durchaus das Potenzial, den Patien- ten zu helfen“, sagt Hübner. Über Mög- lichkeiten und Risiken wird sie in Vorträ- gen für Krebspatienten, Angehörige und Interessierte informieren. Nach dem Studium in Düsseldorf absolvierte sie die Facharztausbildung in Innerer Medizin in Remscheid. Nach klinischen Leitungspositionen in Bad Soden-Salmünster, Kassel und am Uni- versitätsklinikum Frankfurt/Main arbei- tete sie bei der Deutschen Krebsgesell- schaft und wurde von der Uni Jena zum Stand und der Zukunftsperspektive der integrativen Onkologie habilitiert, die, so Hübner, „den Patienten mit seiner Pers- pektive und seinen Lebenszielen in den Vordergrund“ stellt. vdG Prof.Dr.JuttaHüb- ner. Ist Selen bei Darmkrebs hilfreich? Wenn es um ihre Forschungsergebnisse geht, wählt Prof. Dr. Anna Patricia Kipp jedes Wort mit Bedacht. Denn die neue Professorin für Molekulare Ernährungs- physiologie will zu große Hoffnungen auf eine rasche Prävention oder gar Heilung von (Darm-)Krebs vermeiden. Schließlich leistet sie v. a. Grundlagenforschung. So spreche sie keine Empfehlungen zu ei- ner Selen-Zugabe in die Nahrung aus, „da noch ganz viele Erkenntnisse feh- len“. Überzeugt ist die 36-Jährige aller- dings durchaus, dass es einen Zusam- menhang zwischen der Aufnahme von Selen und dem Schutz vor Darmkrebs gibt. Den größten Teil ihres bisherigen Forscherlebens hat Prof. Kipp diesem Element, genauer den bislang rund 25 bekannten Selenoproteinen, gewidmet. „Nur von der Hälfte ist bislang die ge- naue Funktion bekannt“, erklärt die ge- bürtige Frankfurterin. Ihr Studium der Ökotrophologie absol- vierte sie an der Uni Bonn, die Disser- tation folgte in Potsdam. Die Erkennt- nisse zur Verbindung von Selen und Darmkrebs untersuchte sie weiter in ihrer Habilitation, die sie 2015 am Deut- schen Institut für Ernährungsforschung beendete. Mit den physiologischen Funktionen und den molekularen Mechanismen von Selen will sich Kipp weiterhin beschäfti- gen. In der Lehre setze sie auf Dialogori- entierung mit aktuellen Beispielen, sagt die musische Wissenschaftlerin. AB Prof.Dr.AnnaPatri- ciaKipp. Foto:Kasper Organische Strukturen mit Informatikhilfe aufklären Das Programmieren hat er sich selbst beigebracht, studiert hat er Chemie in Bonn. In seiner Dissertation kombinierte Prof. Dr. Christoph Steinbeck beide Fä- cher, als er sich mit der Frage beschäf- tigte, wie man aus spektroskopischen Daten von Naturstoffen bzw. deren De- rivaten möglichst effizient die Struktur des Stoffes ermittelt. Dafür setzte der 1966 in Neuwied geborene Chemiker auf den Computer und es gelang ihm, die Suchräume einzuschränken. Nun hat er die Professur für Analytische Chemie – Chemometrik/Chemoinformatik an der FSU angetreten. Zuvor war Prof. Steinbeck u. a. am Max-Planck-Institut für chemische Öko- logie in Jena und habilitierte sich an der FSU zur Algorithmenentwicklung in der Bioinformatik. Dies baute der „Anhänger von Open Source Software“ im Bereich Molekular-Informatik in Köln weiter aus, bevor er 2008 nach England ans Euro- pean Bioinformatics Institute wech- selte. Seine Anwendungsorientierung, die interdisziplinäre Ausrichtung und der Wunsch, „Professor an einer traditions- reichen Universität zu werden“, ließen ihn den Ruf auf die in den nächsten fünf Jahren mit 1,2 Mio. Euro geförderte „Stiftungsprofessur der Carl-Zeiss-Stif- tung“ an der Uni Jena annehmen. Auf die Lehre freut sich Steinbeck, der zum Ausgleich gern meditiert. Die Studenten will er motivieren, „über den Tellerrand des Fachs hinauszublicken“. AB Prof.Dr.Christoph Steinbeck. Foto: Günther Krisen: Schlecht für die Welt, spannend für die Wissenschaft Der deutschen Wirtschaft geht es der- zeit sehr gut – davon ist Prof. Dr. Maik Wolters überzeugt. „Die Eurokrise oder die amerikanische Politik unter Donald Trump bedeuten natürlich Risiken, durch die sich die aktuell gute Lage schnell än- dern könnte“, weiß der neu berufene Pro- fessor für Makroökonomik insbesondere durch seineTätigkeit als Research Fellow am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Zu- sammen mit Experten der führenden Wirtschaftsinstitute arbeitet er zweimal jährlich an der Gemeinschaftsdiagnose zur aktuellen wirtschaftlichen Entwick- lung für die Bundesregierung. Der gebürtige Hannoveraner stu- dierte in Bielefeld, im französischen Rennes und in Frankfurt. Praktika im Bankensektor fand er zwar spannend, doch mehr noch faszinierte ihn die Aus- einandersetzung mit Forschungsfragen und makroökonomischen Modellen. Deshalb schlossen sich Promotion so- wie Postdoc-Zeit in Frankfurt, inklusive Forschungsaufenthalt an der Elite-Uni Stanford, nahtlos an. Zuletzt lehrte er in Kiel als Juniorprofessor für Makroökono- mik. Besonders Finanzkrisen haben es dem 34-Jährigen angetan: „Krisen sind schlecht für die Welt, aber für die VWL sehr interessant, da sie zum Überden- ken des aktuellen Forschungsstandes anregen.“ In der Lehre kommt es ihm darauf an, dass die Studierenden metho- dische Kenntnisse erlernen und zusätz- lich ökonomische Intuition entwickeln.jd Prof.Dr.MaikWol- ters. Foto: Scheere

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