FSU Newsletter 07

9 FSU-Newsletter/Frühjahr 2018 Nachhaltigkeit weltweit stärken Uni Jena erhält UNESCO-Lehrstuhl zur Förderung des globalen Verständnisses Foto:Günther Die UNESCO ehrt die Uni Jena mit einem Lehrstuhl für Weltumfassen- des Verständnis für Nachhaltigkeit (UNESCO-Chair „Global Understanding for Sustainability“). Insgesamt sind da- mit in Deutschland zwölf und weltweit über 700 UNESCO-Professuren be- stimmt, die Lehr- und Forschungsziele der Weltkulturorganisation zu unterstüt- zen. Lehrstuhlinhaber in Jena ist der So- zialgeograph Prof. Dr. Benno Werlen. Zukunftsfähiges Leben schaffen „Nachhaltige Entwicklung braucht Forschung. Der jetzt eingerichtete UNESCO-Lehrstuhl an der Universität Jena zeigt ganz hervorragend, wie wis- senschaftliche Zusammenarbeit über Fach- und Ländergrenzen hinweg zur Stärkung von Nachhaltigkeit gelingen kann. Durch seine Forschung zu sozia- len und kulturellen Hintergründen von nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Lebensweisen weltweit legt er eine Grundlage für zukunftsfähiges Leben ei- nes jeden Einzelnen. Ich gratuliere Pro- fessor Werlen herzlich zu der erfolgrei- chen Einrichtung dieses Lehrstuhls“, sagt Prof. Dr. Gerd Michelsen, Sprecher des Netzwerks der UNESCO-Lehrstühle in Deutschland und Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission. Das Verstehen der globalen Zusam- menhänge für das eigene Leben und da- mit die Stärkung der Internationalität sei eine Kernaufgabe der Uni Jena, betont Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal. „Brücken-bauende Gedanken in dieWelt tragen, hat auch eine Frieden-schaffende Dimension, für die man täglich eintreten muss. Wir sind uns dieser Aufgaben und der damit einhergehenden Verantwor- tung bewusst.“ Der neue Lehrstuhl soll in den kom- menden vier Jahren vor allem dazu beitragen, die Sozial- und Geisteswis- senschaften stärker in die Nachhaltig- keitsforschung einzubinden. Einen An- fang dafür hat Benno Werlen bereits als Initiator und Direktor des „International Year of Global Understanding“ 2016 ge- macht. Mit diesem warb er dafür, den Herausforderungen der Globalisierung nicht nur aus einer naturwissenschaftli- chen Perspektive zu begegnen, sondern sie transdisziplinär anzugehen. „In den vergangenen Jahren sind weltweit viele Initiativen auf den Weg gebracht wor- den, für die Jena dank des UNESCO- Lehrstuhls auch in Zukunft eine wichtige Koordinierungsstelle bleibt“, sagtWerlen. Die Eröffnungsfeier für den UNESCO- Lehrstuhl findet am 2. Mai um 16 Uhr im Senatssaal des Uni-Hauptgebäudes (Fürstengraben 1) statt. Prof. Rosenthal, und der Thüringer Wissenschaftsminis- ter Wolfgang Tiefensee werden unter anderem Grußworte sprechen. AB/sh Personalia Menschen als Mittelpunkt der Geschichte „Mich interessiert, auf welche Weise politische Ereignisse oder Umbrüche auf den Menschen wirken“, sagt Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller. Alltagsgeschichte, die Interaktion zwischen Menschen, in- teressiert den neuen Professor für Euro- päischen Diktaturenvergleich. Er versteht Menschen als Akteure, deren Handeln die Strukturen und Ereignisse verdeut- lichen, wenn er über Krieg, Diktaturen, Gewalt und Ideologien, aber auch über Erinnerungskultur und Sportgeschichte forscht. Dies hat der 47-jährige gebürtige Augsburger, der in Freiburg im Breisgau Geschichte und Politikwissenschaften studiert hat, bereits in seiner Disserta- tion über die deutsche Belagerung Le- ningrads im Zweiten Weltkrieg deutlich gemacht. Er belegte, dass es kein Ziel der deutschenWehrmacht war, die sow- jetische Stadt einzunehmen, sondern sie dem Erdboden gleichzumachen. 2004 wechselte Ganzenmüller als Postdoc an die Uni Jena; 2014 wurde er als Vorstandsvorsitzender der Stif- tung Ettersberg berufen, nachdem er zuvor Förderstipendiat am Historischen Kolleg in München und nach seiner Ha- bilitation 2010 in Osteuropäischer Ge- schichte auch Lehrstuhlvertreter in Jena war. Seine Erkenntnisse beruhen auf einem fundierten Quellenstudium, das der fußballbegeisterte Historiker auch seinen Studierenden näherbringen will. Am wertvollsten ist ihm aber, „dass sie selbstständiges Denken lernen.“ AB Prof. Dr. Jörg Gan- zenmüller. Foto:Hera Völkerrecht berührt alle Lebensbereiche Welches Recht gilt im Weltraum? Und wer darf die Bodenschätze ferner Pla- neten oder Himmelskörper abbauen und damit handeln? Auch mit solchen Fragen befasst sich Prof. Dr. Thomas Kleinlein. Den neuen Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht beschäftigen vor allem die internationalen Rechtsperspektiven in seinem breitgefächerten Fachgebiet. „Es gibt verschiedene Schichten von Völ- kerrecht“, betont der 41-jährige gebürtige Nürnberger, der Jura in München und Oxford studiert hat und 2009 in Frankfurt a. M. promoviert wurde. Die Leitidee der Forschung des sportli- chenWissenschaftlers ist, „dass globale Herausforderungen wie Klimawandel, Migration, zunehmende Ungleichheit oder die Instabilität und Krisenhaftigkeit der Wirtschaft sowohl für die Problem- analyse als auch für die Erarbeitung von Reformvorschlägen tiefgehende Kennt- nisse des einschlägigen Völkerrechts so- wie seiner Wechselwirkungen etwa mit dem Recht der Europäischen Union und dem innerstaatlichen Recht erfordern.“ Dafür greift Kleinlein, der sich auch di- daktisch weitergebildet hat, in seinen Vorlesungen gerne auf aktuelle Beispiele zurück, seien es der Brexit oder das Frei- handelsabkommenTTIP. Wichtig ist ihm, dass die Studierenden eine „Anleitung zum Lernen“ erhalten und sie verste- hen, dass das Völkerrecht „inzwischen alle Lebensbereiche tangiert.“ sh Prof. Dr. Thomas Kleinlein. Foto:Günther Prof. Dr. Benno Werlen ist Inhaber des neuen UNESCO- Lehrstuhls.

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