FSU Newsletter 07
13 FSU-Newsletter/Frühjahr 2018 Neue Bücher Superkraft entschlüsseln Erwachsen werden Literarischer Streich Woher stammt die „Superkraft“ Kreativität, die uns in der Menschheitsgeschichte kulturellen Fortschritt ermöglicht hat? Dieser Frage widmet sich der Biologe Dr. Konrad Lehmann in seinem Buch „Das schöpferische Gehirn“ auf äußerst kreative Art undWeise. SiebenTage lang lässt der Autor den Leser mit Commissario Prefrontale nach den „Geheimnissen des Geis- tesblitzes“ fahnden. „Ich wollte die neurobiologischen Kennt- nisse, die ich sozusagen von Berufs wegen habe, verknüpfen mit meiner lebenslangen Faszination durch den Reichtum kul- tureller Schöpfungen“, erklärt Lehmann. „Kreativität ist für mich eine der wunder- barsten menschlichen Fähigkeiten. Da- rum war ich begeistert, als ich entdeckt habe, dass Psychologen und zuneh- mend auch Neurowissenschaftler seit einigen Jahren intensiv daran forschen, wie Kreativität im Gehirn entsteht.“ Rahmenhandlung und der lockere Ton des Buches erleichtern den Zugang zu wissenschaftlichen Fakten und Ergebnis- sen. Der Hirnforscher lädt zur Spurensu- che im Nervensystem ein und führt so Schritt für Schritt in die Materie ein. Unterwegs geht er etwa der Frage nach, warum kreative Einfälle oft plötzlich und unerwartet auftreten. Denn besonders die Inkubationsphase neuer Ideen interessiert Neu- rologen, ist sie doch für den Überraschungseffekt des berühm- ten Geistesblitzes verantwortlich. sh Bibliographische Angaben: Konrad Lehmann: Das schöpferische Gehirn. Auf der Suche nach der Kreativität – eine Fahndung in sieben Tagen, Springer-Verlag, Berlin 2018, 254 Seiten, Preis: 19,99 Euro, ISBN 8-3-662-54661-1 Ein internationales Team aus Psychologen, Soziologen, Poli- tologen und Erziehungswissenschaftlern hat in „Pathways to Adulthood“ eine Analyse vorgestellt, mit welchen Problemen junge Menschen durch den sozialenWandel konfrontiert sind. Herausgegeben hat das Werk Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen, Direktor des Center for Applied Developmental Science in Jena, gemeinsam mit seiner Londoner Kollegin Prof. Dr. In- grid Schoon. „Im Mittelpunkt des Buches steht ein von uns entwickeltes Pfadmodell, das die Bildungs- und Berufswege junger Menschen nachzeichnet und damit veranschaulicht“, erklärt Silbereisen. „Denn eine solche Entwicklung vollzieht sich aus unserer Sicht nicht geradlinig, sondern passiert immer wieder Punkte, an denen sich die Richtung ändern kann.“ Wesentliche Variablen seien dabei beispiels- weise das intrinsisch motivierte Engagement in der Schule oder die Lust an Neugier und Verant- wortung. Da sich diese und andere Stellschrau- ben auch strukturell bewegen lassen, um die Kluft bei den Bildungschancen zu verkleinern, formulieren die Wissenschaftler nicht zuletzt Handlungsempfehlungen an die Politik. sh Bibliographische Angaben: Ingrid Schoon, Rainer K. Silbereisen (Hg.): Pathways to adulthood: Educational opportunities, motivation and attainment in times of social change, UCL Institute of Education Press, London 2017, 451 Seiten, Preis: ca. 35 Euro (E-Book billiger), ISBN 978-1-78277-208-8 Georg FriedrichWilhelm Hegel war nie in Italien. Und dennoch schrieb der berühmte Denker acht Briefe von dort in die Hei- mat. Wie kann das sein? Die Antwort kennt Prof. Dr. Klaus Vie- weg – und nun sein Buch „Giuoco Piano, Hegels italienische Partie“. „Hegel wollte gemeinsam mit Freund Schel- ling nach Italien reisen“, sagt Vieweg. Der Philosoph sei auf die finanzielle Hilfe seines Freundes angewie- sen gewesen, doch ausgerechnet kurz vor der Reise erhielt dieser einen Ruf an die Universität Würzburg. „Schelling sagte in Würzburg zu und die Reise ab“, so Vieweg. Allein konnte Hegel die Reise nicht stemmen. „Ein Verlust besonders für die Ästhetik“, findet Vieweg. Ein Verlust, den es auszugleichen galt. Das Instrument dazu: ein literarisches Schelmenstück allererster Güte. Vieweg verfasste die acht Briefe kurzerhand eigen- händig. Anlass war die geplante Ehrendoktorwürde der Uni Jena für den italienischen Gelehrten Umberto Eco, der im Februar 2016 vor der Verleihung verstarb. Die Hegel-Briefe waren jedoch schon geschrieben und nun hat ein italienischer Verlag sie zweisprachig herausgebracht. Dabei sind Viewegs Texte keineswegs reine Phantasieprodukte. Sie reihen sich eher ein in ein Spiel mit wechselnden Identitäten und geheim- nisvollen Schriften. Ein Spiel wie Umberto Eco es liebte. sl Bibliographische Angaben: Klaus Vieweg: „Giuoco Piano, Hegels italienische Partie. Il viaggio in Italia di Hegel“, Mimesis Verlag, Sesto S. Giovanni 2017, 130 Seiten, deutsch-italienisch, 10,00 Euro, ISBN: 978-88-9480-101-9 Schillernde Figur der Uni Karl Korsch (1886-1961) gilt als einer der bedeutenden Erneu- erer einer marxistischen Philosophie undTheorie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zugleich steht er im Ruf, ein undogmatischer Marxist gewesen zu sein und darf als einer der Gründerväter der Frankfur- ter Schule angesehen werden. So war er einer der Organisatoren der „marxistischen Arbeitswoche“ im Thüringer Wald (1923), aus der kurz darauf das Frankfurter Institut für Sozialforschung hervorging. Korsch war aber auch „ein Gewächs unserer Fa- kultät“, sagt Prof. Dr. Achim Seifert von der Rechts- wissenschaftlichen Fakultät. In Jena wurde Korsch 1910 promoviert, hier habilitierte er sich neun Jahre später. Nun haben Vertreter der Rechtswissen- schaftlichen Fakultät sowie der Philosophischen Fakultät einen Sammelband über Korsch veröffentlicht, um an diese mit der FSU eng verbundene Persönlichkeit zu erinnern: „Karl Korsch zwischen Rechts- und Sozialwissenschaft“. Erschienen ist das Buch in der Reihe der „Jenaer Schriften zum Recht“ als Band 48. Grundlage des Buches ist eine Konferenz, die 2014 an der Uni Jena stattfand. Tagung wie Buch nehmen einen Mann in den Blick, der heute nahezu vergessen ist. Korsch, der 1961 in den USA starb, wurde in der DDR als undogmatischer Mar- xist weitgehend totgeschwiegen. Im Mittelpunkt der Aufsätze stehen besonders seine frühen Jahre, die prägenden Jahre, wie Seifert konstatiert. sl Bibliographische Angaben: Achim Seifert, Klaus Vieweg, Axel Ecker, Eberhard Eichenhofer (Hg.): „Karl Korsch zwischen Rechts- und Sozialwissenschaft: ein Beitrag zur Thüringischen Rechts- und Justizgeschichte“, Richard Boorberg Verlag, Stuttgart 2018, 200 Seiten, 38 Euro, ISBN: 978-3-415-06145-3
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