FSU Newsletter 07

10 FSU-Newsletter/Frühjahr 2018 Lehre & Studentisches „Hinter Gittern“ studieren Strittiger Schokokuchen Volkskundler konzipieren Gefängniszelle im Camburger Stadtmuseum neu Wolfgang Vogel vom Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften weiß, wie er Studierende für das Fach Volkskunde begeistern kann. Ein markanter Semi- nartitel ist dabei der beste Anfang: Er be- treute seit dem Sommersemester 2017 das Projektmodul „Hinter Gittern“, das im Januar seinen krönenden Abschluss fand, als im Stadtmuseum in Camburg eine von Studierenden neu gestaltete, originale Gefängniszelle erstmals ge- zeigt wurde. „Volkskunde steht oft im Ruf, ein we- nig angestaubt und nicht sehr praxisnah zu sein. Um einmal mehr den Gegen- beweis anzutreten, haben die Studie- renden im Seminar die Gelegenheit erhalten, praktisch tätig zu werden und sich völlig selbstständig auszuprobieren“, berichtet Vogel, der gemeinsam mit der Museumsleiterin, Pauline Lörzer, die Idee für das anwendungsorientierte Mo- dul hatte. Bis etwa 1960 gab es vier Ge- fängniszellen in dem Gebäude, von de- nen eine stets als solche gezeigt wurde – mit inzwischen überholtem Konzept. Neue Liebe zum Detail brachten die rund 15 Studierenden mit. „Unsere Aufgabe, einen authentischen Raum zu schaffen und diesen zu erklären, war eine spannende Herausforderung“, fin- det Masterstudentin Julia Pfeiffer. Die jungen Volkskundler nahmen sämtliche Aspekte der Museumsarbeit selbst in Angriff. „Neben der Sichtung von Quel- len und Akten und dem Aufarbeiten von Berichten mussten wir auch überlegen, was wir aus der Zelle erhalten möchten“, erzählt Bachelorstudentin Verena Plath. „Zudem haben wir die Wände gekalkt, den Boden herausgerissen und neu ver- legt, eine Gruppe hatte stets ein Auge auf unser Budget und die Finanzen.“ Innerhalb von zwei Semestern ist ein puristischer Raum entstanden, der eine ganz neue Handschrift trägt und in dem es interessante Details zu entdecken gibt. „Die Studierenden waren von Be- ginn an mit größtem Engagement da- bei. Deshalb freut es mich besonders, dass die Zelle nun dauerhaft so gestaltet bleibt“, sagt Seminarleiter Vogel. jd Studierende beim Vis Moot Court in Hongkong unter den besten 16 Nah an der Realität sind die fiktiven Fälle beim internationalen Rechtswettbewerb Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court meistens – auch in der 25. Auflage war der Knackpunkt, besonders für Fair-Trade-Verfechter, gut nachzuvollziehen: Es geht um Schokola- denkuchen, aber bitte nachhaltig. An der Uni Jena beschäftigte der Schokostreit Die Volkskundler Wolfgang Vogel, Julia Pfeiffer und Verena Plath bei der Sichtung der Quellen. Foto:Günther im vergangenen Wintersemester Almut Clasen, Claas Mensching, Karoline Reiß, Katja Sauer und Alessa Stache, die das Team für den Vis Moot Court bildeten. Im Gegensatz zu all ihren Vorgängern traten sie sogar gleich zweimal gegen Universitäten aus aller Welt an und re- präsentierten die Uni Jena mit dem gleichen Fall nicht nur in Wien, sondern erstmalig auch in Hongkong – und das sehr erfolgreich. So überstanden die angehenden Ju- risten, die im 4. und 7. Semester stu- dieren, im März in China erfolgreich die Vorrunde und schafften es schließlich bis unter die letzten 16. Der Jubel war groß. „Eine Wahnsinnsleistung, wir sind alle begeistert“, sagt Coach Pauline Köstner. Mündliche Leistung geehrt Beim Vis Moot Court in Wien wenige Tage später reichte es diesmal nicht für den Einzug in die K.o.-Runde der letzten 64. Darüber tröstete die „Honorable Mention“ für Katja Sauer hinweg, die für ihre ausgezeichnete mündliche Leis- tung geehrt wurde. Diese Würdigung erhalten jedes Jahr etwa 50 Teilnehmer. Sauer gehört damit offiziell zu den bes- ten Sprechern des Wettbewerbs 2018. Und der Fall, den es zu bearbeiten galt? „Kläger ist der Hersteller des Kuchens, der für drei Jahre einen nachhaltigen Supermarkt belieferte“, erklärt Claas Mensching, „dann kam es jedoch zum Skandal.“ Der Supermarkt hat heraus- gefunden, dass die Kakaobohnen nicht „bio“ sind. Der Kakaolieferant hatte die entsprechenden Zertifikate gefälscht und auch den Hersteller getäuscht. Der Supermarkt stellte die Zahlungen ein, obwohl er den Kuchen noch für Marke- tingzwecke genutzt hat. Der Hersteller möchte nun sein Geld, der Supermarkt weigert sich. Zum internationalen Kauf- recht gesellten sich prozessrechtliche Schwierigkeiten durch einen – vermeint- lich – befangenen Richter. Das fünfköpfigeTeam wurde betreut von Pauline Köstner und Alexander Holzer. Weiterhin unterstützten Prof. Dr. Giesela Rühl von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und Dr. Hazel-Ann Slinn vom Sprachenzentrum die umfangreichen Vorbereitungen. jd Das Team vom Willem C. Vis Moot Court 2017/18 in Hongkong mit den zwei Coaches: Alex- ander Holzer, Alessa Stache, Katja Sauer, Karoline Reiß, Almut Clasen, Claas Men- sching und Pauline Köstner (v. l . n. r.). Foto:privat

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