Lichtgedanken 06

Rubrik 9 06 | LICHT GEDANKEN Forscher tätig zu sein und das nehme ich sehr ernst. Ich habe zum Glück mit meiner Arbeitsgruppe ein sehr gutes Team, das sich mit der neuen Aufgaben- verteilung schnell arrangiert hat. Aller- dings muss ich mich aus dem täglichen Geschäft im Labor doch etwas zurück- ziehen. Außerdem engagieren Sie sich für die Kommunikation von Wissenschafts- themen in die breite Öffentlichkeit. Ja, ich sehe das als wichtige Aufgabe von uns Forschenden, unsere Erkennt- nisse auch in die Öffentlichkeit zu trans- portieren und nicht nur für eine abge- schlossene wissenschaftliche Gemeinde zu publizieren. Deshalb engagieren wir uns etwa bei Experimentierveran- staltungen in Grundschulen. Ich selbst habe schon beim Jenaer SciencePub mit- gemacht und es gibt an unserer Fakultät regelmäßig öffentliche Samstagsvorle- sungen. Solche Formate finde ich wich- tig. Allerdings wissen wir auch, dass wir damit vor allem diejenigen anspre- chen, die bereits an Wissenschaft inter- essiert sind. Die große Herausforderung ist es, auch diejenigen zu erreichen, die sich nicht für Wissenschaft interessieren oder sogar wissenschaftliche Erkennt- nisse leugnen und die beispielsweise populistischen Klimaskeptikern Glau- ben schenken. In der vorliegenden Ausgabe der LICHTGEDANKEN widmen wir uns mit einem Schwerpunkt Ernst Haeckel. Welchen Bezug haben Sie zu ihm? Einen ganz persönlichen. Ich bin als Sohn eines Biologielehrers schon sehr früh mit Haeckel in Berührung gekom- men. Bei uns zu Hause hingen Hae- ckel-Zeichnungen aus den »Kunstfor- men der Natur« an den Wänden und heute arbeite ich mit einigen der Orga- nismen, die Haeckel so kunstfertig ge- zeichnet hat – den Diatomeen. Allerdings ist die Ästhetik dieser Kleinstlebewesen für mich eine andere als für Haeckel und sie fällt nicht so di- rekt ins Auge: Für mich liegt Schönheit darin, die chemischen Muster zu erken- nen, aus denen sich das Zusammenle- ben von zwei oder mehreren Arten die- ser Gruppe erklären lässt. Kurzporträt Georg Pohnert (* 1968) ist in Gelnhausen in Hessen aufgewachsen und wollte ursprünglich Industriefotograf werden. Nach der Schule hat er zunächst als freier Redakteur in einer Regionalzeitung gearbeitet, bevor er ein Chemiestudium an der Universität Karlsruhe auf- nahm. Das hat ihn ziemlich schnell so gefesselt, dass er die Fotografie-Pläne zu den Akten legte und sich stattdessen voll und ganz auf die Wissenschaft konzentrierte. Nach dem Studienabschluss ging Pohnert an die Universität Bonn, wo er 1997 promoviert wurde. In seiner Dissertation untersuchte er die Pheromonchemie von Braunalgen. Diese kommunizieren über Duftstoffe untereinander und halten sich mit chemischen Substanzen Fraßfeinde vom Leib. Nach der Promotion wechselte Pohnert als Postdoc an die Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York, wo er Phenylalaninrezeptoren erforsch- te. Diese Eiweißmoleküle dienen in Bakterien dazu, den Aufbau von bestimmten Amino- säuren zu regulieren. Im Jahr 1998 kam Georg Pohnert das erste Mal nach Jena: an das Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie, wo er eine eigene Gruppe aufbaute und weiter chemische Ab- wehrmechanismen von Algen – nun vor allem Mikroalgen – erforschte. 2003 habilitierte er sich an der Friedrich-Schiller-Universität im Fach Organische Chemie. 2005 wurde er an der Eidgenössisch Technischen Hochschule in Lausanne zum Professor für Chemische Ökologie berufen und kehrte 2007 als Lichtenberg-Professor für Bioorganische Analytik an die Universität Jena zurück. Hier hat er in den zurückliegenden Jahren mit unterschiedlichen chemisch-analytischen Methoden Signalstoffe in der Interaktion mikrobieller Artgemeinschaften untersucht, vor- wiegend bei marinen Mikroorganismen im Plankton und in Biofilmen. Seit 2014 ist Pohnert gemeinsammit seinem Kollegen Prof. Dr. Christian Hertweck vomHans-Knöll-Institut (HKI) Sprecher des Sonderforschungsbereichs »ChemBioSys« und gehört zum Forschungsteam des Exzellenzclusters »Balance of the Microverse«. Das Amt des Vizepräsidenten für For- schung hat Prof. Pohnert am 1.1.2019 übernommen. Georg Pohnert ist verheiratet und Vater von vier Kindern. In seiner Freizeit geht er mit seiner Familie viel auf Reisen und ist passionierter Langstreckenläufer.  US Prof. Dr. Georg Pohnert (l.) auf dem Podium beim Jenaer SciencePub 2015. Die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in eine breite Öffentlichkeit, ist ihm ein wichtiges Anliegen.

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