Lichtgedanken 06

Rubrik 8 »Wir haben einen großen Schritt gemacht.« Zu Jahresbeginn hat Prof. Dr. Georg Pohnert das Amt des Vize- präsidenten für Forschung der Universität Jena übernommen. Im LICHTGEDANKEN-Interview gibt der 51-jährige Chemiker Auskunft über die Ziele seiner Amtszeit, seine eigene Forschungsarbeit und die Herausforderungen, vor denen Forschende nicht nur in Jena stehen. INTERVIEW: UTE SCHÖNFELDER Sie sind seit Anfang des Jahres im Amt des Vizepräsidenten für Forschung. Wie ist der Einstieg verlaufen? Danke, ausgezeichnet. Als Vizepräsi- dent komme ich mit dem gesamten Spektrum universitärer Forschung in Kontakt. Es ist eine sehr positive Er- fahrung, so viele offene und kreative Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen kennenzulernen. Es ist also ein sehr spannendes Amt, so viel kann ich schon sagen. Noch befin- de ich mich zwar in einem Lernprozess und werde von meinem Team dabei bestens unterstützt. Aber ich bin auch durch meinen Amtsvorgänger, Prof. Thorsten Heinzel, sehr gut eingeführt worden. Welche Gestaltungsmöglichkeiten haben Sie als Vizepräsident für For- schung? Gestaltungsmöglichkeiten gibt es auf verschiedenen Ebenen. Einerseits grei- fe ich bereits bestehende Projekte auf. Ganz konkret bin ich in laufende Begut- achtungsprozesse für zwei neue Son- derforschungsbereiche eingebunden, die lange vor meiner Amtszeit begon- nen haben – für die ich aber jetzt in der Verantwortung bin. Andererseits gilt es natürlich, uns als Universität für zukünftige Projekte und Programme zu positionieren. Hier spielt die Nachwuchsförderung eine zentrale Rolle. Aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler miteinander in Kontakt zu bringen und Konsortien zu schmieden, um erfolgreich Fördermittel einwerben zu können, ist von zentraler Wichtigkeit. Wenn Sie mit der Erfahrung der ersten Monate in die Zukunft schauen, welches Ziel setzen Sie sich für Ihre Amtszeit? Wir haben als Universität ja gerade ei- nen großen Schritt gemacht, indem wir einen Exzellenzcluster eingeworben haben. Allerdings dürfen wir uns da- rauf nicht ausruhen. Wir müssen be- reits jetzt über ein zweites oder sogar drittes Standbein nachdenken. Mein Ziel ist es, aus unseren sehr guten Son- derforschungsbereichen heraus, neue Keimzellen für Exzellenzverbünde zu schaffen. Dabei werden wir auf unsere Stärken bauen, die in den Profillinien Light, Life und Liberty liegen. Ich sehe sehr kreative Initiativen, nicht nur in der Profillinie Life mit ihrem Exzellenzclus- ter, sondern auch in anderen Bereichen. Der Exzellenzcluster »Balance of the Microverse«, den Sie gerade angespro- chen haben, wird seit Jahresbeginn gefördert. Sind die Forschungsarbei- ten bereits angelaufen? Ja, aber für Forschungsergebnisse ist es momentan noch zu früh. Im Moment geht es vor allem darum, die besten Köpfe für die Projekte zu gewinnen. Denn so ein großes Exzellenzprogramm lebt natürlich von den Leuten, die daran arbeiten. Gerade werden erste Arbeits- verträge für Nachwuchswissenschaftler unterschrieben, andere Ausschreibun- gen laufen noch und ganz besonderes Augenmerk müssen wir auf die Profes- suren richten, die wir jetzt besetzen dür- fen. Das wird für das laufende Jahr eine richtungsweisende Aufgabe. Außerdem ist der Forschungsneu- bau für den Cluster auf dem Beuten- berg-Campus inzwischen hervorragend begutachtet und wir gehen damit nun in die konkrete Planung. Sie selbst sind ja auch als Forscher am Cluster beteiligt. Welche Fragestel- lung bearbeiten Sie und Ihr Team? Wir betreiben Planktonforschung und untersuchen die Regulationsmechanis- men, die in komplexen Artgemeinschaf- ten von marinen Mikroorganismen eine Rolle spielen. Wir versuchen zu verste- hen, wie sich eine solche Lebensgemein- schaft im offenen Meer organisiert, und wie es sein kann, dass ohne eine räum- liche Strukturierung, immer wiederkeh- rende Muster in der Artzusammenset- zung zu beobachten sind. Wie schaffen Sie das – neben ihrer Arbeit als Vizepräsident? Zugegebenermaßen bedeutet das neue Amt einen großen zeitlichen Aufwand. Aber es besteht ganz klar die Möglich- keit, auch als Vizepräsident weiter als

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