Lichtgedanken 06
Rubrik 59 06 | LICHT GEDANKEN im Labor von Stefan Schweinberger, der an der Glasgow Uni- versity lehrte. Dort lernte sie die Methodik des EEG, half bei der Durchführung von Studien zur Personenwahrnehmung, las sich in das Themengebiet ein und fing Feuer. Nach dem Jahr in Glasgow ging sie zurück nach Leipzig, um ihr Psychologie-Studium zu beenden. Schweinberger wurde in der Zwischenzeit nach Jena auf die Professur für Allgemei- ne Psychologie berufen und Zäske wechselte für die Diplom- arbeit ebenfalls an die Friedrich-Schiller-Universität. Die hatte bereits die Stimmenwahrnehmung zum Thema. Es folgten die Promotion, der Einstieg in die Hochschullehre, Auslandsaufenthalte, eingeworbene Drittmittel und wissen- schaftliche Publikationen sowie eine eigene kleine Arbeits- gruppe. »Die klassische Forschungskarriere«, bringt es Romi Zäske auf den Punkt. Im kommenden Jahr möchte sie habili- tieren. Und danach? Bei dieser Frage zögert Romi Zäske das erste Mal etwas, ehe sie antwortet. »Ich möchte der Wissen- schaft auf jeden Fall treu bleiben.« Ob und wie das langfristig klappt, sei aber alles andere als planbar. Auch wenn sie die- sen Weg weiterverfolgen werde, müsse sie »in alle möglichen Richtungen denken«, umschreibt Zäske ihre weitere Lebens- planung. Einen echten »Plan B« als Alternative zur Forscher- karriere hat sie bislang aber nicht. Jena bietet ein perfektes Umfeld – beruflich und privat Fest steht, sollte sie Jena aus beruflichen Gründen einmal ver- lassen müssen, würde ihr der Abschied schwer fallen. Die Entscheidung aus Leipzig nach Jena zu ziehen, würde sie heu- te wieder so treffen. »Jena als klassische Universitätsstadt ist genau mein Habitat«, ist sie sich sicher. Überschaubare Wege, enge Netzwerke, entspanntes Flair sind für sie Kriterien von Lebensqualität. Dieses Umfeld kommt auch ihrer Lebensein- stellung entgegen, Berufliches und Privates nicht nebeneinan- der, sondern eng miteinander zu leben. Kolleginnen und Kol- legen aus der Uni singen mit ihr gemeinsam im Psycho-Chor, viele Forschungspartner sind gleichzeitig auch Freunde. »Im Moment fühlt es sich einfach sehr gut an, in Jena zu leben.« Eine berufliche Gesangskarriere könnte sie sich dagegen nicht vorstellen. Der Gesang sei ihre ganz private Leidenschaft. »Das ist für mich gerade das Schöne daran, dass ich das ohne Verpflichtung mache, einfach nur aus Freude.« Anders als in ihrer wissenschaftlichen Karriere, die sie über- legt und fokussiert vorantreibt, geht sie das Thema Singen eher intuitiv an. Eine Gesangsausbildung hat sie nie gemacht, singen hat sie gelernt, wie Laufen oder Fahrradfahren, schon als kleines Mädchen, in ihrem Heimatdorf in der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt. Immer, wenn irgendwo ein Radio lief und die Pop-Hits der 1970er und 80er Jahre spielte, war sie nicht zu halten. Sie nahm Lieder auf Kassetten auf und sang einfach drauf los: Titel von Abba, den Beatles, Roxette. Scheu vor Publikum aufzutreten, habe sie nie gehabt. Im Ge- genteil: »Ich habe schon als Kind oft vor Freunden und Fa- milienmitgliedern gesungen.« Ihre Eltern haben ihr Talent gefördert, »obwohl wir eigentlich keine besonders musikali- sche Familie waren.« Später nahm Romi Zäske Keyboard-Un- terricht, lernte Noten lesen, »was mir heute hilft, mir Musik zu erarbeiten.« Das tut sie seit über fünf Jahren im Psycho-Chor. Seit Sommer- semester 2014 singt sie in dem rund 70 Personen starken En- semble und gehört zu dessen erfahrensten Mitgliedern. »An- fangs dachte ich nicht, dass ein Chor mein Format ist«, sagt sie heute. Eigentlich hatte sie sich als Frontfrau mit einer Band auf der Bühne gesehen. »Das hat sich bisher aber irgendwie nie ergeben.« Und mittlerweile ist sie überzeugte Chorsänge- rin, was nicht zuletzt an Chorleiter Maximilian Lörzer liege. »Er versteht es immer wieder, mit seiner eigenen Begeisterung mich und alle anderen mitzuziehen und zu motivieren, das macht einfach Riesenspaß.« Der musikalische Anspruch im Chor ist hoch, Romi Zäske sagt, sie sei über die Jahre sowohl musikalisch als auch in ihrer eigenen Persönlichkeit daran ge- wachsen. Regelmäßig singt sie inzwischen Solo-Parts so wie im vergangenen Jahr in New York. »Das war ein großartiges Erlebnis.« Demnächst hofft sie, mit dem Chor ein Solo in »Kiss from a rose« von Seal zu singen. »Das würde ich sehr gern vor Publikum ausprobieren.« Etwa acht bis zehn Konzerte absolviert sie mit dem Psy- cho-Chor im Jahr. Hinzu kommen zwei bis drei Solo-Auftritte, so wie beim Uni-Sommerfest 2017. Für mehr reicht die Zeit leider nicht. Denn in erster Linie ist Romi Zäske Forscherin – und möchte es auch bleiben.
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