Lichtgedanken 06
Rubrik 45 06 | LICHT GEDANKEN kürzlich ernannten UNESCO-Welterbestätte »Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb«. »Es fiel uns auf, dass zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Teilen der Welt auch Waffen, vor allem perfekt gearbeitete Speerspitzen, aus den Stoßzähnen des Mammuts gefertigt wurden. Wir fragten uns, warum die Eiszeitjäger ausgerechnet diesen Rohstoff nutzten. Das Material ist nicht leicht zu bearbeiten und Ge- weihe oder Knochen anderer Eiszeittiere waren doch viel ein- facherer verfügbar«, so Dr. Sebastian Pfeifer, Archäologe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Initiator der Stu- die. Pfeifer weiter: »Gemeinsam mit Materialwissenschaftlern der Universität Jena um Prof. Dr. Frank Müller haben wir des- halb zahlreiche strukturelle und mechanische Parameter von unverwittertem Mammut-Elfenbein gemessen und die Daten mit Messungen an Elfenbein von Afrikanischen Elefanten ver- glichen.« Ideale Kombination von Steifigkeit und Zähigkeit Das Ergebnis: Zusammensetzung und mechanische Eigen- schaften von eiszeitlichem Mammut-Elfenbein aus dem Per- mafrost und dem Elfenbein afrikanischer Elefantenstoßzähne sind nahezu identisch. Das außergewöhnliche Zahnmaterial zeichnet sich durch eine ideale Kombination von Steifigkeit und Zähigkeit aus. Während der eiszeitlichen Kälteperioden war Elfenbein also ein perfekter Rohstoff zur Herstellung von Jagdwaffen, insbesondere für wirksame Geschossspitzen. Im Vergleich zu anderen Eiszeit-Werkstoffen, beispielsweise Rentier-Geweih, wirkt das weißglänzende Mammut-Elfen- bein zudem ästhetischer. »Vielleicht waren die eiszeitlichen Träger von Elfenbeinwaffen besonders stolz auf ihre Ausrüs- tung. Damit könnte das Material auch für sie zum Statussym- bol geworden sein«, mutmaßen die Forscher. Kontakt Dr. Sebastian Pfeifer Institut für Orientalistik, Indogermanistik und Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie Löbdergraben 24 a, 07743 Jena Telefon: +49 36 41 9-44 890 E-Mail: sebastian.pfeifer@uni-jena.de www.ufg.uni-jena.de Original-Publikation: Mammoth ivory was the most suitable osseous raw material for the production of Late Pleistocene big game projectile points. Scientific Reports (2019), DOI: 10.1038/s41598-019-38779-1 Bild links: Scheiben aus Stoßzähnen vom Mammut (rechts) und vom Afrikanischen Elefanten (links). Bild rechts: Geschossspitzen aus Mammutelfenbein (lange Spitze) und Rentiergeweih von der jung- paläolithischen Höhlenfundstelle Garsitz-Bärenkeller (Thüringen).
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